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Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Titel: Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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die Sonne Wärme und Schmerzen für sein ausgekühltes, aber rohes Fleisch brachte, brach ein Stück des Lehms ab, so daß er seine Kinnmuskeln bewegen konnte. Er drehte den Kopf und öffnete mühsam den Mund. Die beiden Strohhalme fielen herunter, dann zerbrach ein großes Stück Lehm über seiner Nase. Eine Hand berührte seinen Kopf, und er zuckte zusammen. Asta Khan schälte den restlichen Lehm ab.
    Die Sonne war schmerzhaft hell, und Tränen rannen dem Jungen aus den Augen. Der alte Schamane nickte. »Du hast es gut gemacht«, sagte er. Das waren die einzigen Lobesworte, die er je von Asta Khan hörte.
    Als er endlich wieder sehen konnte, schaute Nosta sich um. Er und der alte Mann waren allein auf dem Steinernen Habicht. »Wo sind die anderen Jungen?«
    »Fort. Sie kehren in ihre Dörfer zurück. Du hast den Preis gewonnen.«
    »Warum fühle ich dann nichts als Traurigkeit?« fragte er. Seine Stimme war nur ein heiseres Krächzen.
    Zuerst antwortete Asta Khan nicht. Er reichte dem Jungen einen Wasserschlauch und wartete schweigend, bis er sich satt getrunken hatte. »Jeder Mann«, sagte er schließlich, »gibt etwas von sich an die Zukunft weiter. Das allermindeste Geschenk ist ein Kind, das seinen Samen weiterträgt. Aber einem Schamanen ist diese Freude verwehrt.« Er nahm den Jungen bei der Hand und führte ihn an den Rand des Abgrundes. Von dort blickten sie über die Ebene und die ferne Steppe hinab.
    »Sieh dort«, sagte Asta Khan, »die Ziegen unseres Stammes. Sie kümmern sich um nichts weiter als fressen, schlafen und rammeln. Aber schau dir den Ziegenhirten an. Er muß nach Wölfen und Löwen Ausschau halten, nach den fleischfressenden Maden der Aasfliege, und er muß sichere Weiden finden, mit saftigem Gras. Deine Traurigkeit entspringt dem Wissen, daß du keine Ziege sein kannst. Dein Schicksal verlangt mehr von dir.«
    Nosta Khan seufzte und besprengte sein Gesicht wieder mit Wasser. Asta war schon lange tot, und er erinnerte sich ohne Zuneigung an ihn.
    Eine goldene Löwin mit drei Jungen kam auf dem Pfad in Sicht. Nosta holte tief Luft und konzentrierte sich.
    Die Felsen gehören zum Leib der Götter von Stein und Wasser, und ich bin eins mit den Felsen.
    Die Löwin kam wachsam näher, ihr großer Kopf sog prüfend die Luft ein. Zufrieden, daß ihre Familie in Sicherheit war, schlich sie zum Ufer des Tümpels. Ihre Jungen tappten hinter ihr her. Das letzte Junge sprang einem der anderen auf den Rücken und begann mit ihm zu balgen. Die Löwin beachtete sie nicht, sondern trank in tiefen Zügen. Sie war dünn, ihr Fell ungleichmäßig. Als sie sich satt getrunken hatte, legte sie sich neben Nosta Khan in den Schatten. Die Jungen folgten ihr und suchten nach ihren Zitzen. Eines krabbelte über Nosta Khans nackte Beine, dann ließ es sich im Schoß des alten Mannes nieder und bettete den Kopf auf seinen Oberschenkel.
    Er legte der Löwin eine Hand auf den dicken Kopf. Sie zuckte nicht zurück. Nosta Khan ließ seinen Geist frei. Hoch über den Bergen schwebte er, betrachtete die Täler und Spalten. Kaum anderthalb Kilometer weiter im Osten fand er einen Familienverband von
ochpi,
wilden Bergziegen mit kurzen, gekrümmten Hörnern. Es waren ein Bock, drei Weibchen und mehrere Junge. Nosta kehrte in seinen Körper zurück und berührte die Löwin mit seinem Geist. Ihr Kopf fuhr hoch, die Nüstern bebten. Es war unmöglich, daß sie aus dieser Entfernung, dazu noch gegen den Wind, die Fährte aufnehmen konnte, aber Nosta Khan erfüllte ihre Gedanken mit dem Bild der
ochpi.
Die Löwin stand auf, schüttelte die Welpen ab und sprang davon. Zuerst blieben die Jungen, wo sie waren, doch als sie ein tiefes Knurren hören ließ, rannten sie ihr nach.
    Mit etwas Glück würden sie zu fressen haben.
    Nosta lehnte sich zurück und wartete. Die Reiter würden in der nächsten Stunde hier sein. Er stellte sich den Axtkämpfer vor, das breite, flache Gesicht und die tiefen, kalten Augen. Wenn sich doch nur all diese Südländer so einfach manipulieren ließen, dachte er, als er sich an die Geist-Begegnung in der Taverne erinnerte. Sobald er draußen war, war es ein leichtes gewesen, den Armbrustschützen zu hypnotisieren und ihm zu befehlen, den Kämpfer der Gothir niederzuschießen. Nosta dachte mit Vergnügen an den Bolzenschuß, den häßlichen Aufprall und das Entsetzen des Schützen, als er merkte, was er getan hatte.
    Jetzt liefen die Fäden gut zusammen, aber es gab noch soviel zu weben. Nosta ruhte seinen

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