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Die dritte Ebene

Die dritte Ebene

Titel: Die dritte Ebene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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unterschiedlichen Planktonarten festgestellt werden. Wie sich dieser Trend in dem warmen Oberflächenwasser in weiterer Entfernung zur Küste auswirkte, sollte in einer Ganzjahresstudie erforscht werden. Für Jon Smith, den Projektleiter, war es inzwischen der vierte Monat, den er in Span Town zubrachte, wo die kleine Forschergruppe ein kleines Haus bewohnte. Die schöne weiße Yacht mit dem etwas verwirrenden Namen Taifun war ebenfalls langfristig gechartert.
    Der Tauchgang war selbst für Jon, von dem man behauptete, dass ihm mittlerweile bereits Kiemen gewachsen seien, immer wieder ein aufregendes Erlebnis. Selbst wenn er nur, wie heute geplant, ins blaue und nasse Nichts abseits der farbenprächtigen und tierreichen Bänke eintauchen würde, um aus verschiedenen Tiefen Wasserproben zu ziehen. Jon Smith war gerade dabei, sein Tauchgerät anzulegen, als er ein dumpfes Grollen vernahm. Er richtete sich auf und schaute in den Himmel. Ab und zu kam es vor, dass ein paar Düsenjäger aus Kingston ihre Bahn am Himmel zogen. Aber am Himmel war nichts zu sehen. Das Grollen verstärkte sich.
    »Schau dir das an!«, rief ihm Enrico zu, der auf dem Vorderdeck stand und sich über die Reling lehnte. »So etwas habe ich noch nie gesehen!«
    Jon legte seine Tauchflaschen auf die Planken und eilte zu seinem Kollegen auf das Vorschiff. Große Blasen stiegen aus dem Meer an die Oberfläche. Mittlerweile hatte sich das Grollen zu einem lauten Getöse gesteigert. Die Luft stank entsetzlich.
    »Was ist das bloß?« Jon starrte mit weit aufgerissenen Augen in das Wasser. Plötzlich wandte er sich um. »Wir müssen hier schnellstens weg!«, rief er und hastete auf die Kajüte zu.
    Die Intensität der aufsteigenden Blasen verstärkte sich zunehmend. Das ganze Meer rings um das Schiff schien zu brodeln. Immer größer wurden die Gaspolster, die sich aus dem Wasser hoben. Das Schiff begann zu schwanken.
    Ein Donnerschlag erklang. Das Schiff wurde in die Höhe gehoben. Jon krallte sich an den Seilen neben dem Niedergang fest. Der laute Schrei Enricos verebbte im Getöse. Das Vorschiff der Taifun richtete sich steil auf, ehe es mit dem Heck voran in die Tiefe schoss. Sekunden später war der Spuk vorbei. Der Ozean hatte die Yacht samt ihrer zweiköpfigen Besatzung verschlungen. Das Wasser glitzerte wieder im Sonnenlicht, und eine mäßige Brise wehte den entsetzlichen Gestank in südöstliche Richtung davon.
Kennedy Space Center Hospital, Florida
    »Einsteins Theorien sind nach wie vor unumstößlich«, verkündete Professor Haarmann voller inbrünstiger Überzeugung. »Ich weiß, es gibt mittlerweile Kollegen, welche die Lichtgeschwindigkeit als Konstante anzweifeln. Angesichts der Fortschritte in der Quantentechnologie mag es durchaus sein, dass Einsteins Theorien aktualisiert werden müssen, aber unumstößlich sind seine Aussagen zur Masse. Daran wird sich in den nächsten Jahren nichts ändern.«
    Lisa White Eagle machte eine wegwerfende Handbewegung. »Niemand in diesem Raum behauptet ernsthaft, dass die Discovery durch den Sturm in die Zukunft gerissen wurde oder sich wie in einem x-beliebigen Science-Fiction-Film eine Art Zeitanomalie auftat und das Schiff verschlang, um es kurze Zeit später wieder auszuspucken. Es ist jedoch bemerkenswert, dass sich trotz aller Versuche noch keine Erklärung für das Phänomen finden lässt.«
    »Tachyonen sind mathematisch vorstellbar, aber bislang eben nur graue Theorie«, ergänzte Dr. Joseph Stone.
    »Das will ich doch auch gar nicht bezweifeln«, erwiderte Lisa White Eagle. »Wir kommen aber nur zu einer Lösung, wenn wir die Ursache für den Systemfehler ergründen. Nur so lässt sich Abhilfe schaffen.«
    »Mein Gott«, unterbrach Haarmann. »Wir haben jetzt gerade mal eine knappe Woche hinter uns. Wir haben inzwischen den Grund für die Beschädigung der Außenhaut des Shuttles herausgefunden und wissen bewiesenermaßen, dass sich durch die Beschädigungen im Rumpf ein Blitz den Weg in das Innere des Raumschiffs bahnen konnte. Ich glaube, über kurz oder lang werden wir eine ähnliche Feststellung in Bezug auf diese vermaledeite Uhr treffen können. Es mag reiner Zufall gewesen sein und außerhalb eines vernünftig erklärbaren Verhältnisses stehen, aber ebenso unwahrscheinlich ist es doch, dass ein Blitz in einen Flugkörper einschlägt. Wir haben hier ein Risiko, das sich im Promillebereich, wenn nicht gar darunter bewegt. Nehmen wir an, dass nicht die Cäsiumeinheit selbst, sondern eine

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