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Die dritte Ebene

Die dritte Ebene

Titel: Die dritte Ebene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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gelingen, diese Barriere aus messerscharfem Draht zu überwinden.
    »Ich habe keine Ahnung, wie wir hier durchkommen sollen«, sagte Dwain Hamilton, nachdem er die Lage sorgfältig beurteilt hatte.
    »Jetzt sag nur nicht, dass alles umsonst war«, erwiderte Lazard.
    »Das hoffe ich nicht, wir müssen nur versuchen, dort hinüberzugelangen.« Dwain wies auf die gegenüberliegende Seite der knapp einhundert Meter breiten Abrissnische.
    Lazard schaute auf die andere Seite, wo sich wieder hohe Kiefern dem Himmel entgegenstreckten. An der Felssohle im Tal lagen Schutt und Geröll.
    »Der Hang ist wohl abgerutscht und hat den Felsen blank gelegt«, sagte Dwain.
    »Oder der Hang wurde gesprengt.«
    »Wieso sollte man das tun?«, fragte Dwain.
    Lazard wies nach oben. »Deswegen!«
    Jenseits des Zauns ragte in einer Höhe von knapp fünfhundert Metern ein metallener Sendemast empor. Das Ende des Masts lief in einem langen, aus dunklem Metall bestehenden Quader aus, auf dessen Oberseite eine riesige Kugel montiert war.
    Dwain griff zum Fernglas. »Den habe ich hier noch nie gesehen«, murmelte er.
    Lazard beugte sich ein Stück vor. »Das wird eine Art Funkantenne sein. Das Camp liegt schließlich im Schatten des Berges.«
    Dwain nickte. Noch ehe er antworten konnte, hörte er Lazard laut fluchen. Er wirbelte herum und sah gerade noch, wie sein Neffe den steilen Abhang hinunterrutschte. Der Sheriff streckte die Hand aus, doch er bekam seinen Begleiter nicht mehr zu fassen. »Dave!«, schrie er laut.
    Lazard rutschte etwa fünf Meter weit, bis er sich schließlich an einem jungen Baum festhalten konnte. Ein Schmerzensschrei erklang, als er mit beiden Händen den Baumstamm umfasste.
    »Verdammt! Halt dich fest, ich komme!«, rief ihm Dwain zu.
    »Schnell, beeil dich!«, antwortete Lazard.
    Dwain legte seinen Rucksack ab. Mit fahrigen Fingern schnürte er das Kletterseil um einen dicken Baumstamm. Mit einem Karabinerhaken befestigte er seinen Gürtel an dem Seil. Trotz der heiklen Situation behielt er die Ruhe und überprüfte noch einmal den festen Sitz des Sicherungsseils. Er war lange genug auf Berge geklettert, um zu wissen, wie wichtig eine ordentliche Sicherung war. Langsam und mit Bedacht seilte er sich zu Lazard ab, der noch immer krampfhaft den Stamm umklammerte.
    »Tut dir etwas weh, hast du Schmerzen?«, fragte Dwain, während er eine Schleife des Seils in den Karabinerhaken von Lazards Gürtel einhängte und daran zog, bis es straff war. Lazards Atem ging schnell, und ein leises Jammern kam über seine Lippen.
    »Verdammt, ich glaube, ich habe mir das Bein gebrochen«, stöhnte er.
    Vorsichtig zog sich Dwain Hamilton am Seil in die Höhe. Lazard umklammerte nach wie vor den Baum. Seine Knöchel an den Händen traten weiß hervor. »Du kannst jetzt loslassen, das Seil wird dich halten.«
    Lazard warf einen skeptischen Blick auf das rote Seil. »Das ist doch viel zu dünn für uns beide«, gab er zu bedenken.
    »Kunstfaser, das hält einen Elefanten. Ich ziehe dich jetzt mit nach oben, du musst nur ein wenig mithelfen.«
    Lazard nickte und ließ den Baumstamm los. Nach einem kurzen Ruck hingen sie beide in der Sicherung. Dwain zog sich und seinen Neffen mit unbändiger Kraft den Abhang hinauf. Ihm lief der Schweiß über die Stirn. Langsam näherten sie sich Stück um Stück der Kante. Als er sie erreicht und Lazard das letzte Stück hinaufgezogen hatte, blieb Dwain erschöpft liegen. Sein Brustkorb hob und senkte sich.
    »Jetzt sind wir schön angeschmiert«, sagte Lazard. Er hatte vergeblich versucht, auf den linken Fuß aufzutreten.
    »Ich trage dich«, sagte Dwain noch immer atemlos.
    »Das ist doch viel zu weit, das schaffst du nicht«, protestierte Lazard.
    Doch schon hatte sich Dwain erhoben, packte seinen Neffen und hob ihn samt Rucksack in die Höhe. Wie ein erlegtes Stück Wild lag Dave Lazard über der Schulter des Sheriffs.
    »Geht es so?«, fragte Dwain.
    »Du bist verrückt, das schaffen wir nie.«
    »Ich habe leider keine Pistole dabei, um dir den Gnadenschuss zu geben. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als dich mitzunehmen. Sonst kann ich meiner lieben Schwester nie mehr unter die Augen treten.«
    Dwain Hamilton kämpfte sich mühsam den beschwerlichen Weg zurück. Huckepack trug er seinen verletzten Neffen über den steilen Abhang hinweg. Bei Einbruch der Dunkelheit erreichten sie den Ausgangspunkt oberhalb des steilen Abhanges. Im Halbdunkel der Dämmerung stand ihnen der schwerste Teil des Weges

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