Die dritte Ebene
diesem Grund war der Maschine eine Flugroute entlang der Küstenregion zugewiesen worden. Kaum waren die Passagiere zum betreffenden Gate beordert worden, kam es zur erneuten Verzögerung, weil die technische Überprüfung eine Fehlfunktion des Triebwerks der Boing 737 ergeben hatte. Eine weitere Stunde zog ins Land, und Wayne fluchte wie ein Rohrspatz. Er atmete auf, als sich der Flieger endlich in die Lüfte erhob und langsam an Höhe gewann. Bis zur verabredeten Stunde würde er es trotzdem nicht zum McFaddin-Museum schaffen, wo Jennifer auf ihn wartete. Ausgerechnet jetzt konnte er sie nicht einmal anrufen, da er sein Handy im Flugzeug nicht benutzen durfte. Er hoffte, dass wenigstens der Flug und die Landung reibungslos verlaufen würden. Seine Hoffnung wurde nicht enttäuscht. Nach knapp eineinhalb Stunden und mehreren Schleifen über dem National Airport in Houston setzte die Maschine auf der Landepiste auf.
Doch das Pech verfolgte ihn weiter. Der kleine Reisekoffer, den er aufgegeben hatte, hatte sich im Frachtraum der Maschine geöffnet. Eine halbe Stunde verbrachte er im Büro der AA-Vertretung, wo sich ein Angestellter der Fluglinie mehrfach bei ihm entschuldigte und ihm versicherte, dass alle Gegenstände ersetzt werden würden, sobald Wayne die Verlustanzeige vollständig ausgefüllt habe. Zu guter Letzt erhielt er als Entschädigung einen Gutschein über zweihundert Flugmeilen mit einer Maschine der American Airlines. Wayne vermied es, seinem aufgestauten Ärger bei dem Angestellten Luft zu verschaffen, schließlich konnte der am wenigsten dafür.
Nach weiteren zwanzig Minuten verließ er die Ankunftshalle des Flughafens. Fieberhaft suchte er nach einer freien Telefonzelle. Sein Handy, das sich ebenfalls im Koffer befunden hatte, blieb verschwunden. Als er endlich eine freie Telefonzelle fand, musste er feststellen, dass er die Nummer von Jennifer überhaupt nicht wusste. Sie war mit der Speicherkarte des Handys unwiederbringlich verloren. Entnervt suchte er das Büro einer Autovermietung und machte sich mit dem geliehenen Wagen auf den Weg nach Beaumont. Er konnte nur hoffen, dass Jennifer noch auf ihn wartete. Er wusste lediglich, dass sie irgendwo in der Nähe des Cardinal Drives wohnte, doch die genaue Adresse kannte er nicht.
Wayne fuhr mit seinem Wagen über die Interstate 90 und trat das Gaspedal durch. Die Geschwindigkeitsbegrenzung ignorierte er. Er hoffte, dass die Highway Police den heißen Tag irgendwo auf dem Rastplatz eines der zahlreichen Motels oder Raststationen verdösen würde. In Texas, so hatte er gehört, konnte man wegen Geschwindigkeitsübertretung noch immer dazu verdonnert werden, ein paar Stunden hinter Gitter zu verbringen. Er hatte Glück, offenbar hatten die Polizisten sein Flehen erhört. Während Wayne auf der linken Spur über den Highway raste, wurde ihm bewusst, wie wichtig für ihn dieses Treffen mit Jennifer Oldham war. Als er schließlich kurz nach drei Uhr Beaumont erreichte, raste sein Herz. Er hatte ein Gefühl, als würden tausende Schmetterlinge in seinem Bauch tanzen. Und er wusste, dass es nur eine logische Erklärung für dieses Phänomen gab – er hatte sich in dieses Mädchen mit den langen dunklen Haaren und den großen Augen verliebt.
Als er endlich den Parkplatz gegenüber dem McFaddin-Museum erreichte, war er schweißgebadet. Nervös blickte er sich um. Sie saß neben dem Hauptportal des ehrwürdigen Gebäudes auf einer Bank. Ihre dunklen Haare glänzten im Sonnenlicht.
Socorro General Hospital, New Mexico
Dwain Hamilton hielt einen Strauß Blumen in der Hand, als er über den Gang des Socorro General Hospitals schlenderte. Immer wenn ihm jemand entgegenkam, versuchte er den Strauß zu verbergen. Er kam sich albern mit den Blumen vor, aber ihm war einfach kein besseres Geschenk eingefallen. Er hatte den Strauß heimlich an einem Tankstellenautomaten gekauft.
Am Abend zuvor hatten die Soldaten ihn und seinen Neffen zurück zum Waldparkplatz an der 107 gebracht. Dann war er so schnell wie möglich nach Socorro gefahren und hatte Dave im Krankenhaus abgeliefert. Nach der ersten Untersuchung hatte ihn der Arzt aus dem Krankenzimmer verbannt und ihn angewiesen, nach Hause zu gehen. Später hatte er noch mal mit dem Arzt telefoniert, und der hatte ihn beruhigt. Die Operation war gut verlaufen, innere Verletzungen konnten ausgeschlossen werden. In zwei bis drei Wochen würde Dave Lazard das Krankenhaus wieder verlassen können Dwain klopfte leise und
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