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Die dritte Ebene

Die dritte Ebene

Titel: Die dritte Ebene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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tiefe Dunkelheit.
    Fünf Männer und zwei Krankenschwestern hielten den tobenden Sanders auf dem Bett fest, während es einer weiteren Schwester gelang, eine neue Spritze anzusetzen und das Beruhigungsmittel zu injizieren. Es dauerte eine Weile, bis Sanders zur Ruhe kam. Erst nachdem der Astronaut wieder zurück auf die Liege sank, seine Muskeln erschlafften und seine Hände erneut fixiert werden konnten, betrat Professor Brandon das Zimmer.
    Er kniete sich zu Buchhorn hinab und drehte ihn auf die Seite. Das blanke Entsetzen packte ihn. »Holen Sie Doktor Brown!«, schrie er einer Schwester zu. Aus dem linken geschlossenen Augenlid Buchhorns ragte die verloren gegangene Spritze.

9
Provinz Kwangtung, China
    Am Sonntagabend traf der Taifun Ambo südlich der Stadt Swatou auf die chinesische Küste. Der Wirbelsturm hatte sich im Laufe des Tages abgeschwächt und war auf die Stufe 1 der Saffir-Simpson-Skala zurückgestuft worden. Die ursprünglich erwartete Springflut, die der Zyklon vor sich herschob, streifte knapp die Drei-Meter-Marke, und die Windgeschwindigkeit war auf 150 Kilometer in der Stunde gefallen. Einige Fischerhütten wurden von der Flutwelle mitgerissen, der Wind peitschte das Wasser gegen das Ufer und entwurzelte ein paar Bäume, die nahe am Ufer wuchsen. Der Himmel hatte sich verdunkelt, und schwarze Wolken bedeckten das Firmament.
    Regen fiel in Strömen aus den dicken Wolken, und bald bildeten sich Rinnsale, die zu kleinen Bächen anwuchsen. Doch der Sturm traf auf ein menschenleeres Gebiet, sodass es keine Tote und Verletzte gab. Die Evakuierungsmaßnahmen der chinesischen Regierung hatten Schlimmeres verhindert. Die Region atmete auf.
    Mit knapp zwanzig Stundenkilometern tastete sich Ambo ins Landesinnere vor. Der breit gefächerte Wolkenschirm bedeckte den Himmel über der Hafenstadt Swatou, doch außer ein paar losen Dächern und abgerissenen Stromkabeln gab es keine nennenswerten Schäden. Ambo schien ein Einsehen mit den Menschen an der chinesischen Küste zu haben. Die kühlen Landmassen verlangsamten die Rotationsgeschwindigkeit, und noch bevor der Zyklon gegen Mitternacht die südlichen Ausläufer des Wujischan-Gebirges erreichte und sich dort verfing, verlor er seinen Schrecken. Als Orkan zog er nach Süden weiter und regnete sich am Bergmassiv aus. Ein paar unbedeutende Erdrutsche und überflutete Wiesen waren die Folge.
    Ambo lag im Sterben, doch niemand trauerte um ihn. Noch bevor der Morgen graute, war aus dem gefürchteten Taifun ein mittlerer Gewittersturm geworden. Schon am nächsten Tag kehrten die Menschen in das Gebiet südlich von Swatou zurück, um die Schäden des Taifuns zu beseitigen.
Kennedy Space Center Hospital, Florida
    Suzannah Shane schüttelte fassungslos den Kopf, während Brian Saint-Claire betroffen auf den Boden starrte.
    Professor Robert Buchhorn, der Psychiater mit dem seltsamen Dialekt, lag in einer Spezialklinik für Augenverletzungen in Orlando und rang um sein Augenlicht.
    »Die Kanüle ist vier Zentimeter weit in das Auge eingedrungen«, erklärte Professor Paul. »Hornhaut, Pupille, Netzhaut und die Sehnervscheide sind verletzt. Zusätzlich hat das Beruhigungsmittel, das in das Augeninnere eindrang, schwere Entzündungen verursacht. Wir können froh sein, dass es nicht in das Frontalhirn gelangte.«
    »Wird er seine Sehkraft verlieren?«, fragte Brian.
    Professor Paul zuckte die Schultern. »Die Ärzte meinen, es ist noch zu früh, um etwas sagen zu können. Sie hoffen, dass die Entzündung schnell abheilt und keine weiteren Nervenzellen absterben. Er wird auf alle Fälle eine bleibende Schädigung davontragen.«
    Brian nickte. »Und der Pfleger?«
    »Oberschenkelfraktur und ein paar Blessuren am Kopf«, antwortete Paul.
    »Verdammt, wie konnte das nur passieren!«, sagte Suzannah Shane.
    Paul fuhr sich mit der Hand über die Stirn. »Sanders war offenbar den ganzen Tag über unruhig gewesen. Ich habe mit Brandon gesprochen, aber der steht unter Schock und hat sich auf die Krankenstation begeben. Als die Pfleger ins Zimmer stürmten, hielt Sanders den armen Buchhorn im Würgegriff. Der war schon blau angelaufen. Und dabei wussten sie doch, dass sie vorsichtig sein mussten.«
    »Sie wussten es, wir wissen es, aber niemand glaubt ernsthaft daran«, antwortete Suzannah. »Wir spielen jeden Tag mit dem Feuer …«
    »… und irgendwann verbrennt sich jemand daran«, vervollständigte Brian Suzannahs Gedanken.
    »Es steht Ihnen frei, die Behandlung abzubrechen«,

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