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Die dritte Ebene

Die dritte Ebene

Titel: Die dritte Ebene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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leerte. Kurz vor dem Bosque del Apache wurde Dwain fündig. Er hielt an. Crow stand neben seinem Laster und bediente den Kranausleger, an dem gerade einer der Müllcontainer hing.
    Es stank nach vermoderten Lebensmitteln und Unrat. Dwain rümpfte die Nase.
    »Hallo, Crow«, begrüßte er den Indianer. »Harter Job, was?«
    Crow arbeitete unbeeindruckt weiter und ließ den Kranausleger auf und nieder wippen, damit sich der Müllcontainer vollständig entleerte.
    »Howdy, Sheriff«, sagte er. »Man gewöhnt sich schnell an den Gestank.«
    Er setzte den Müllcontainer wieder auf dem Boden ab und schob ihn zurück an seinen Stellplatz neben einer kleinen Holzbank. Dwain folgte ihm.
    »Du hast gehört, was mit dem alten Jack passiert ist?«
    Crow nickte und befestigte die Bremse des Rollcontainers.
    »Du entleerst auch die Mülleimer entlang der 60?«
    Crow nickte wieder.
    »Wann hast du zuletzt die Tour hinüber nach Magdalena gemacht?«
    Crow überlegte. »Letzte Woche«, antwortete er knapp.
    »An welchem Tag?«
    Crow druckste herum. Das Gespräch war ihm sichtlich unangenehm. Doch Dwain ließ nicht locker. Sein fordernder Blick hielt den Indianer gefangen.
    »Hören Sie, Sheriff«, antwortete Crow schließlich. »Ich möchte keinen Ärger.«
    »Wieso solltest du Ärger bekommen?«
    »Das letzte Mal, als ich dich zum Coward Trail gerufen habe, da habe ich Ärger bekommen. Einen ganzen Tag haben sie mich in Albuquerque festgehalten. Sie wollten wissen, was ich weiß. Ich habe es ihnen erzählt, aber sie sagten, ich würde ihnen etwas verschweigen. Einen ganzen Tag habe ich deswegen verloren.«
    Dwain wusste, was Crow meinte. Captain Howard von der State Police war wohl nicht zimperlich mit dem Müllmann umgegangen.
    »Hör zu, ich will nur wissen, ob du etwas Ungewöhnliches gesehen hast. Der alte Jack starb wohl in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag letzter Woche. Ich glaube, dass er ermordet wurde. Wann hast du die Mülleimer bei Magdalena geleert?«
    Crow schaute in den Himmel, sekundenlanges Schweigen folgte.
    Dwain wartete geduldig, bis der Indianer mit sich ins Reine gekommen war.
    »Es war letzten Mittwoch«, berichtete Crow nach einer Weile. »Vor Magdalena, am Trail zum Rio Salado steht ein Mülleimer, den ich geleert hab. Ein Wagen stand dort. Ein schwarzer Jeep.«
    Dwain wurde hellhörig. »Ein schwarzer Jeep, ein Wagen aus der Gegend?«
    »Es war ein Cherokee, das Metall blitzte. Die Scheiben waren getönt. Es war niemand im Wagen. Er war verschlossen.«
    »Und wann war das?«
    Crow kratzte sich am Kopf. »Ich glaube, es war nach fünf. Es war gegen Ende meiner Tour.«
    »Hast du irgendwelche Personen in der Gegend gesehen?«
    Crow schüttelte den Kopf.
    »Und was ist mit Jack, wann hast du mit ihm zuletzt gesprochen ?«
    »Das war vor einer Woche«, antwortete Crow wie aus der Pistole geschossen. »Er erzählte mir, dass jemand aus den Wolken zu ihm gesprochen hat. Sie würden kommen, um ihn zu holen. Er war wieder einmal betrunken.«
    »Sonst hast du nichts bemerkt?«, hakte Dwain nach.
    Crow zuckte die Schultern.
    »Ich danke dir«, sagte Dwain und wandte sich um.
    »Ähm, Sheriff!«, rief ihm Crow nach. »Der Wagen war nicht aus der Gegend. Das Kennzeichen stammte aus Kalifornien.«
    Dwain fuhr herum. »Hast du dir das Kennzeichen gemerkt?«
    »3452 REI«, entgegnete Crow.
Westküste, USA
    8 Uhr 22 am Abend. Es war ein heißer tropischer Tag gewesen. Die Temperaturen hatten die Dreißig-Grad-Marke deutlich überschritten. Über den Landmassen des Kontinents lagen drei Hochdruckgebiete, die tropische Luft aus dem Süden in das Landesinnere schaufelten.
    Der Pazifische Ozean war so warm wie noch nie. In der mäßigen Dünung dümpelten die Segler, die an der diesjährigen Monterey Regatta teilnahmen, vor der Westküste der USA. Die Windgeschwindigkeiten lagen unter Windstärke 3.
    Die Dämmerung brach langsam über das Land herein, als der Seismograf auf dem kleinen vor Santa Barbara gelegenen Archipel dünne Zacken auf das Millimeterpapier zeichnete. Noch verliefen die Bögen in flachen Ausschlägen, doch bald wurden die Zacken immer schroffer. Teile der Kokos-Platte im Südpazifik waren in leichte Schwingungen geraten. Nur wenige Menschen registrierten die Bewegungen des Seebodens. Blasen stiegen an die Oberfläche, verwandelten einzelne Regionen in einen brodelnden See. Es stank entsetzlich.
    Eine knappe Minute dauerte der Spuk, bis die Erde wieder zur Ruhe kam. Unterdessen zogen einhundert Kilometer

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