Die dritte Ebene
thermischen Anomalien. Was hat er damit gemeint?«
»Ich bin Psychologin, keine Physikerin«, antwortete Suzannah.
Brian wandte sich um und blickte auf die Fassade. »Außerdem nannte er die Stürme Drillinge, so als gehörten sie zusammen.«
»Was denkst du?«, fragte Suzannah, Brians Blick folgend. »Mach bloß keinen Blödsinn.«
Brian schüttelte den Kopf. »Wayne bestellt uns hierher, zuvor entdeckt er eine sonderbare Verbindung zwischen den Stürmen, etwas, das ihn sehr beunruhigt, dann verlässt er seinen Arbeitsplatz und bleibt spurlos verschwunden. Sein Wagen steht in der Tiefgarage, aber er ist nicht in seiner Wohnung. Da stimmt etwas nicht.«
»Er kann mit dem Taxi zum Flughafen gefahren sein.«
»Außerdem sprach dieser Vegas …«
»Vargas«, korrigierte Suzannah.
»Vargas, meinetwegen. Also dieser Vargas sagte etwas von einem Computervirus. Ich meine, bei einer Institution wie dem Wetterdienst arbeiten sie doch bestimmt mit absolut autarken Systemen.«
»Was willst du damit sagen?«, fragte Suzannah.
»Ich will damit sagen, dass ich jetzt auf diesen Baum dort klettere, durch das offene Fenster in den Flur steige und schaue, ob ich in Waynes Wohnung gelange.«
»Du spinnst, das kannst du nicht tun!«
Brian hob beschwichtigend die Hände. »Mein Gefühl sagt mir, dass hier etwas zum Himmel stinkt. Vielleicht hat Wayne etwas entdeckt, was er nicht entdecken sollte.«
»Was sollte das sein, ein Sturm ist ein Sturm?«, widersprach Suzannah. »Noch ist die Natur nicht steuerbar.«
Brian lächelte. »Vielleicht ist er auf Versäumnisse innerhalb seiner Behörde gestoßen, die jemanden den Job kosten können. Verdammt, ich weiß auch nicht, was es sein könnte, aber ich habe ein ungutes Gefühl, und bislang konnte ich mich auf meine Gefühle immer verlassen.«
»Und wenn du dich täuschst und Wayne friedlich im Bett schlummert oder bei seiner Freundin im Süden ist?«
»Umso besser. Jedenfalls brauche ich deine Unterstützung.«
Suzannah zögerte. Sie beäugte misstrauisch das Haus und die davorstehende groß gewachsene Pappel.
»Du kommst dort wirklich hinauf?«
»Wenn ich es dir sage.«
»Und was soll ich tun?«
Brian schmunzelte. »Den Wachmann ablenken. Er muss von seinem Tresen aufstehen, damit er nicht auf seine Monitore schaut. Erzähl ihm irgendeine Geschichte.«
Suzannah atmete tief durch. »Also gut, ich hätte nie im Traum geglaubt, die Komplizin eines Einbrechers zu werden.«
»Stell dir einfach vor, wir sind Bonnie und Clyde.«
Suzannah machte sich auf den Weg zum Hauseingang. »Erinnere dich, Bonnie und Clyde wurden erschossen, sie hatten kein rühmliches Ende.«
Das Einzimmerapartment lag etwas zurückgesetzt am Ende des Westflügels eines Wohnkomplexes, der erst vor einem Jahr fertig gestellt worden war. Noch waren nicht alle Apartments vermietet, was womöglich an dem stolzen Quadratmeterpreis liegen mochte, der im Herzen von Arlington, unweit des Potomac River, gefordert wurde.
Die Jalousien des Fensters waren halb geschlossen. Eine Kamera mit einem lichtstarken Zoomobjektiv stand vor dem Fenster und war direkt auf den Eingang des gegenüberliegenden Klinkergebäudes in der Quinn Street gerichtet. Auf einem Tisch standen drei Monitore. Einer der Monitore zeigte den Eingangsbereich, der zweite übertrug die Geschehnisse im dritten Stock des Hauses gegenüber, und ein dritter Bildschirm übertrug ein Bild aus einer Wohnung.
»Sie kommt zurück!«, sagte die dunkelhaarige Frau hinter dem Schreibtisch.
»Ich wusste es«, antwortete der Mann mit der Sonnenbrille. »Und wo ist ihr blonder Dandy?«
Die Frau erhob sich und ging hinüber zur Kamera. Mit einem langsamen Schwenk suchte sie den Platz vor dem Haus ab. Plötzlich hielt sie inne und winkte den Mann herbei. Sie trat einen Schritt zur Seite und wies auf das Okular. Der Mann bückte sich und schaute durch die Kamera.
»Mach ein paar schöne Bilder von ihm und lass ihn nicht aus dem Auge«, befahl der Mann. »Es wird Zeit, das Team zu alarmieren.«
»Und wenn er sich nur in die Büsche schlagen will, um zu pinkeln?«
»Ich weiß, was der dort will«, antwortete der Mann entschlossen. »Ich würde dasselbe tun, wenn ich an seiner Stelle wäre.«
Brian wartete, bis Suzannah im Eingang verschwunden war, dann betrat er den Rasen und schlenderte auf die große Pappel zu, die vor dem Anwesen stand. Achtsam musterte er die Umgebung. Er zählte die verstrichenen Sekunden. Wenn es Suzannah bis jetzt nicht geschafft
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