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Die dritte Ebene

Die dritte Ebene

Titel: Die dritte Ebene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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quasi Kollegen.«
    Der dunkelhäutige Mann lächelte. »Tut mir leid, aber ich bin hier, damit nicht jeder so einfach durch das Haus spazieren kann. Die Bewohner legen sehr großen Wert auf ihre Sicherheit. Das ist mein Job, verstehen Sie.«
    Brian nickte.
    Suzannah lächelte entwaffnend. »Sehen wir etwa wie Einbrecher aus?«
    »Keine Chance, Lady«, wehrte der Sicherheitsmann den erneuten Vorstoß ab. »Ich habe fünf Kinder, und das hier ist ein guter Job. Und der besteht darin, nicht jeden in diese Fahrstühle da drüben steigen zu lassen.«
    Suzannah atmete tief ein, doch Brian legte ihr die Hand auf die Schulter. »Dann werden wir es später noch einmal versuchen«, sagte er und schob Suzannah nach draußen.

8
New Orleans, Louisiana
    Als die ersten Hubschrauber der US-Army von Osten die Stadt am Mississippi überflogen, offenbarte sich das gesamte Ausmaß der Katastrophe. New Orleans war nicht mehr da. Ein riesiger See aus braunem, stinkendem Wasser durchzog die Häuserzeilen. Vereinzelt ragten Ruinen oder Teile von Dächern daraus hervor. Vergeblich suchten die Piloten nach Überlebenden, die sich auf die Dächer geflüchtet hatten. Sie waren in einem Mahlstrom des Grauens gestorben. Ertrunken in den tieferen Etagen der Häuser oder den atomsicheren Kellern der großen Gebäude, weil die Entlüftungsschächte nicht gegen Hochwasser geschützt waren. Zermalmt von den eingestürzten Stockwerken der Hochhauskonstruktionen, deren Träger wie Streichhölzer unter dem Reißen und Zerren des apokalyptischen Wirbelsturms eingeknickt waren. Hinweggefegt jene, die sich vor dem Wasser auf die Dächer gerettet hatten und von den Böen erfasst worden waren, denen kein menschliches Wesen gewachsen war. In dieser Stadt offenbarte sich, wie schutzlos der Mensch den Naturgewalten ausgeliefert war, die er im Laufe der letzten Jahrzehnte selbst entfesselt hatte.
    Knapp eine halbe Million Einwohner, die umliegenden Kleinstädte, Dörfer und Farmen nicht mitgerechnet, beherbergte einst diese Stadt. Ein Stück Kultur im Süden der USA. Einfach ausgelöscht. Das French Quarter komplett zerstört, der City Park in einer braunen Flut versunken. In dieser Stadt war über Jahre hinweg kein normales Leben mehr möglich. Sicherlich würden manche zurückkehren, sicherlich würde diese Stadt – wie vom Bürgermeister in den Medien verkündet – eines Tages in neuem Glanz erstrahlen, dennoch würde die Angst zurückbleiben. Ein Requiem aus Wind und Regen hatte die letzten Stunden von New Orleans begleitet.
    Der Pilot schwenkte nach Süden und flog eine Steilkurve. Etwa zweihunderttausend Menschen hatten es geschafft, noch rechtzeitig die Stadt zu verlassen und sichere Zuflucht im Landesinneren zu suchen. Die andere Hälfte, darüber machte sich der Pilot der US-Army keine Illusionen, hatte das Desaster nicht überlebt.
    Als einer der Piloten über dem Louisiana Superdome kreiste, traten ihm Tränen in die Augen. Von dem Stadion war nicht mehr viel übrig. Vor einem Jahr hatten seine Rangers den Superbowl verteidigt. Doch das war jetzt Geschichte, Geschichte, so wie diese Stadt, die in den Fluten versunken war.
    Er flog weiter zum Lake Pontchartrain, und plötzlich sah er, dass Menschen ihm zuwinkten. Menschen, die sich auf einem hölzernen Teilstück einer Hausfront befanden, das sie als Floß umfunktioniert hatten, und die verzweifelt mit den Händen wedelten.
    Der Pilot rief die Zentrale. Boote waren auf dem Weg hierher. In wenigen Minuten würden sie eintreffen. Als er die Meldung bestätigte, stockte ihm der Atem. Der Damm brach ein – wie eine Sandburg am Strand wurde die Deichkrone von schlammigen Wasserfluten hinweggerissen. Das Floß begann heftig zu schwanken. Die Menschen – darunter Frauen und Kinder – krallten sich daran fest. Ohnmächtig schaute der Pilot aus der Höhe zu, wie das Floß umschlug, als es der Sog des einströmenden Wassers erfasste.
    »Schnell, ein paar Boote zum Yachthafen!«, rief er in sein Funkgerät. Als er die Positionsmeldungen der kleinen Rettungsflotte registrierte, wusste er, dass die Zeit nicht ausreichen würde, um die Menschen dort unten zu retten.
Rosslyn Heights, Arlington
    »Ich kenne ihn zwar noch nicht lange, aber das sieht ihm nicht ähnlich«, sagte Brian. »Er verschwindet nicht so einfach von der Bildfläche, ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Er hat bei seinen Forschungsarbeiten etwas entdeckt, das so ungewöhnlich ist, dass er mich unbedingt sprechen wollte. Er sprach von

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