Die dritte Ebene
Zerstörung in New Orleans war.
»Die Nationalgarde hat zwei Einheiten nach Biloxi verlagert«, sagte Allan Clark und schlürfte an seinem dampfenden Tee. »Erst wenn das Wasser abgeflossen ist, werden wir das gesamte Ausmaß sehen, das Fjodor angerichtet hat.«
»Die Zahl der Getöteten liegt bei mindestens zweihunderttausend«, meinte Cliff Sebastian. »Allein der Einsturz des Superdomes hat dreißigtausend Menschen das Leben gekostet. Betroffen sind vor allem Frauen und Kinder. Sie hatten keine Chance.«
Allan Clark setzte die Tasse ab. »Die Evakuierung erfolgte einfach zu spät. Der Sturm hat uns an der Nase herumgeführt und schließlich an unserem wundesten Punkt zugeschlagen. New Orleans ist schon seit Jahren auf der roten Liste.«
»Wir waren machtlos gegen diesen Sturm«, sagte Sebastian.
»Und wenn dieser Wagner Köpfe rollen sehen will, dann soll er mit seinem eigenen anfangen. Die Maßnahmen wurden viel zu behäbig und zu schleppend eingeleitet. Und wenn es nach ihm gegangen wäre, dann hätte überhaupt keine Evakuierung stattgefunden. Er hätte einfach alle absaufen lassen.«
Allan Clark nahm das Fax vom Schreibtisch und überflog die Zeilen. Auf dem Briefkopf prangte der Adler, das Wappentier der Vereinigten Staaten. »Sie zitieren mich zu einer Unterredung ins Weiße Haus«, sagte er ungläubig. »Das ist ein Befehl. Na ja, wenn es hart auf hart kommt, dann hänge ich eben den Job an den Nagel. Ich werde irgendwo an einem der Seen in Saskatchewan meinen Lebensabend verbringen. Angeln, wandern und einfach nur den Tag genießen.«
»Hast du noch ein Zimmer frei?«
Allan Clark nickte schmunzelnd. »Bestimmt liegt auch auf deinem Schreibtisch ein nettes Schreiben aus Washington.«
»Weswegen, glaubst du, rufe ich nicht in Boulder an?«
Rosslyn Heights, Arlington
Brian rannte zurück ins Wohnzimmer. Die Panik saß ihm im Nacken. Aberwitzige Gedanken fuhren ihm durch den Kopf. Er kletterte aus dem Fenster auf den Balkon und setzte sich für einige Sekunden auf den Boden. Sein Herz raste. Wayne war einem Einbrecher in die Hände gefallen, der ihn ermordet hatte. Die Würgemale am Hals der Leiche sprachen eine eindeutige Sprache.
Er sprang auf und stieg über die Brüstung des Balkons. Sich mit einer Hand an der Brüstung festhaltend, setzte er den Fuß auf den nächstgelegenen Ast, verlor beinahe das Gleichgewicht, konnte sich aber gerade noch an einem anderen Ast festklammern. Eilends kletterte er ein Stück weit den Baum hinunter. Plötzlich rutschte er ab und stürzte dem Boden entgegen. Mit den Armen rudernd, bekam er einen weiteren Ast zu fassen. Kurz fand er Halt, ehe der Ast brach und er mit ihm zu Boden stürzte. Hart schlug er auf dem Rasen auf. Die Luft entwich aus seiner Lunge, und ein beißender Schmerz fuhr ihm durch den Leib. Benommen blieb er für einen Moment liegen.
»Weg hier!«, riss ihn Suzannahs Stimme aus seiner Betäubung. Er richtete sich auf und sah Suzannah, die über die Wiese hetzte.
»Wir müssen weg hier!«, rief sie erneut. »Der Kerl hat etwas bemerkt.«
Reifen quietschten auf der Straße. Brian erhob sich. Seine Lunge schmerzte noch immer, doch er biss die Zähne zusammen. Er dankte dem Schöpfer, dass seine Glieder unversehrt geblieben waren.
»Wayne ist tot!«, rief er Suzannah zu. »Ermordet!«
Für Sekunden zögerte sie.
»Komm, weiter!«, befahl Brian. »Wenn wir erwischt werden, hält man uns womöglich für die Mörder.«
Suzannah nickte unmerklich. »Lass uns zu unserem Wagen gehen …«
»Vergiss den Wagen«, zischte Brian und griff nach Suzannahs Hand. Aus dem Augenwinkel sah er zwei dunkel gekleidete Gestalten am Eingang auftauchen. »Schnell, weg hier!«
Er zog Suzannah hinter sich her und durchquerte den kleinen Park.
»Stehen bleiben!«, ertönte es hinter ihnen. »Stehen bleiben! Polizei!«
Brian und Suzannah hetzten weiter. Die Gestalten nahmen die Verfolgung auf.
»Bleiben Sie stehen!«, rief einer der Verfolger erneut.
Suzannah nahm all ihre Kräfte zusammen. Jetzt zahlte sich ihr langjähriges Lauftraining aus, und sie schafften es, den Abstand zu den Verfolgern zu vergrößern. Sie rannten auf das nächstgelegene Gebäude zu. Plötzlich peitschte ein Schuss auf. Eine Kugel sirrte nur knapp an den Flüchtenden vorbei. Brian zog den Kopf ein. Das Heulen von Sirenen erfüllte das Viertel. Von überall schien sich das Auf- und Abschwellen der Polizeisirenen zu nähern. Brian und Suzannah kämpften gegen die Erschöpfung, doch Panik und
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