Die dritte Ebene
stimmt, es gab damals sogar eine Abstimmung darüber. Soweit ich mich erinnern kann, betrifft das uneingeschränkte Recht zur Nacheile – wie das im Polizeijargon heißt – nur amerikanische Staatsbürger. Handelt es sich bei dem Gesuchten um einen kanadischen Staatsbürger, muss es zuerst ein offizielles Ersuchen geben, das von einem kanadischen Gericht bestätigt wird.«
»Ja und?«, fragte Suzannah.
Brian tippte auf seine Brust. »Noch bin ich Kanadier«, antwortete er.
Socorro, New Mexico
Dwain Hamilton wälzte sich in seinem Bett hin und her. Wie auch tags zuvor hatte es die Sonne vorgezogen, sich hinter einem dichten grauen Vorhang zu verstecken. Ein idealer Tag, um ihn im Bett zu verdösen. Dwain hatte sich an diesem Tag für die Nachtschicht eingetragen und die Nacht zuvor mit einer Whiskeyflasche zugebracht. Wenn er nicht aufpasste, war er auf dem besten Weg, um Alkoholiker zu werden. Wenn er nur bald eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung fände. Zuerst hatte er es mit der Restauration seiner alten Harley versucht, dann ging er dazu über, das Haus zu renovieren, als Nächstes widmete er sich dem Garten, doch alles blieb nur Stückwerk. Nichts vermochte ihn seit dem Weggang seiner Frau und der Kinder aus seiner melancholischen Gedankenwelt herauszureißen. Es war nicht viel von seinem Leben übrig geblieben. Der Job und der Whiskey, um genau zu sein. Und in letzter Zeit wurde ihm sogar noch der letzte Halt, seine Arbeit, Stück um Stück genommen. Fall für Fall. Zum Zuschauen verdammt, Zaungast in seinem eigenen County. So hatte er sich den Job als Sheriff wahrlich nicht vorgestellt!
Er wälzte sich auf den Rücken und starrte an die Decke. Endlich wurde ihm bewusst, was diesen Morgen störte. Es war das beharrliche Klingeln des Telefons. Er schälte sich aus dem Bett und wickelte sich das Betttuch um die Hüften. Als er sich melden wollte, brachte er nur ein Krächzen hervor.
»Dwain?«, erklang eine weibliche Stimme.
Beinahe hätte sich Dwain auf die Zunge gebissen. Die Stimme gehörte einer Frau, mit der er seit Wochen nicht mehr gesprochen hatte.
»Margo?«, entfuhr es ihm.
»Ja, Margo. Ich bin es. Schön, dass du mich überhaupt noch erkennst.«
Hitzewellen durchfuhren Dwains Körper. »Ich … du … Salt Lake City ist nicht … nicht gerade um die Ecke, weißt du«, stammelte er. Seine Stimme klang wie ein eingerostetes Tor, das im Wind hin und her schwang.
»Es sind siebenhundert Kilometer. Das dürfte nicht zu weit sein, wenn man seine Kinder liebt.«
Dwain atmete tief ein.
»Sie fragen nach dir«, fuhr Margo fort. »Jeden Tag, es ist nicht mehr auszuhalten. Ich habe ihnen versprochen, dass ich mit dir reden werde.«
»Aber …«
»Dir ist es noch nie leichtgefallen, auf jemanden zuzugehen. Aber es sind deine Kinder. Sie wollen, dass du dich um sie kümmerst.«
»Und was willst du?«, fragte Dwain. Eine Träne rann über seine Wange. Er wischte sie mit einer raschen Bewegung fort. Die Antwort blieb aus. »Was in Gottes Namen willst du?«, fragte er erneut. Seine Stimme vibrierte.
»Ich weiß es nicht. Verdammt, ich weiß es nicht. Es gibt Stunden, da wünschte ich, du wärst in meiner Nähe. Aber ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich will. Ich wollte ein Leben mit dir verbringen. So, wie du damals warst, bevor du Sheriff geworden bist. Ich will nicht nur deine Wäsche waschen und nächtelang auf dich warten. Ich wollte das nie. Das hast du gewusst.«
Dwain nickte. »Ja, ich wusste es.«
»Ich bin für ein solches Leben nicht geschaffen«, fuhr Margo fort. »Ich wollte nie die Frau eines Mannes sein, den ich tagelang nicht mehr zu Gesicht bekomme und der ein paar gestohlene Schafe für wichtiger erachtet als seine Familie. Ich kann das nicht mehr.« Margos Stimme nahm einen weinerlichen Ton an.
»Ich liebe dich«, sagte Dwain unvermittelt.
Schweigen.
»Du fehlst mir«, sagte er.
Schweigen.
»Ich wünschte, es wäre so wie früher.«
Das Schweigen zerbrach. »Was ist nun mit den Kindern?« Margo hatte sich wieder gefasst. »Ich komme am Samstag«, sagte Dwain. Es knackte in der Leitung. Noch eine ganze Weile starrte er auf den Telefonhörer. Als er in das Schlafzimmer zurückkehrte, stolperte er über die leere Whiskeyflasche. Wütend hob er sie auf und warf sie mit voller Wucht durch das geschlossene Fenster. Splitter regneten auf den Teppichboden. »Margo«, seufzte er, bevor er sich auf das Bett warf.
Cleveland, Ohio
»Das ist er«, sagte Agent Coburn. »Sind alle auf
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