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Die dritte Ebene

Die dritte Ebene

Titel: Die dritte Ebene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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dem Posten?«
    Der Kollege hinter dem Überwachungsmonitor reckte den Daumen in die Höhe. »Haben wir ein Signal?«
    Der Kollege schüttelte den Kopf und grinste abfällig. »Noch zu nah.«
    Coburn saß im Fond des Überwachungsfahrzeugs und verzog verächtlich den Mundwinkel. Er hasste diese überheblichen und arroganten Mitarbeiter der technischen Abteilung, die sich aufführten, als hätten sie und niemand sonst die Weisheit aus Schöpflöffeln gefressen.
    Sie saßen in einem Trojanischen Pferd – einem als Wagen der Stadtreinigung getarnten Kleintransporter mit, wie Coburn meinte, allerlei überflüssigem und piepsendem Schnickschnack – und beobachteten über die Kameras die Ausfahrt und die Straße.
    Noch war Brian Saint-Claire weder zu Hause noch sonst an einem Ort in der Nachbarschaft aufgetaucht. Long Point und Port Rowan wurden von mehreren getarnten Posten überwacht. Coburn hatte Gerad Pokarev, den Chefredakteur des ESO-Terra- Magazins, als Köder auserkoren. Saint-Claire und Pokarev oder Porky, wie der schrullige Redakteur genannt wurde, waren Freunde. Die Möglichkeit, dass Saint-Claire in der Redaktion oder an Pokarevs Privatadresse auftauchen würde, war nicht von der Hand zu weisen. Für Coburn, der sich gern mental in die Lage der Gehetzten versetzte, um ihre Schritte voraussehen zu können, war dieser Redakteur von zentraler Bedeutung. Deswegen war er mit dem Helikopter nach Cleveland geflogen, um die Überwachung Pokarevs persönlich zu leiten.
    »Es geht los, die Zielperson ist gestartet, sie taucht in Kürze bei euch auf«, dröhnte es aus dem Funkgerät. Ein weißer Mercedes der S-Klasse bog aus der Tiefgarage in die Union Avenue ein. Zügig führ der Wagen in Richtung Shaker Heights davon. Pokarev hatte es offenbar eilig. Wen wollte er treffen? Brian Saint-Claire und seine kriminelle Freundin vielleicht?
    Ein schriller Ton riss Agent Coburn aus seinen Gedanken.
    »Ich habe ihn auf dem Schirm, wir sind auf Empfang«, sagte der Techniker. »Er fährt nach Süden.«
    Coburn klopfte gegen die Trennscheibe zur Fahrgastzelle. »Wir bleiben dran!«, befahl er.
    Coburn nahm auf der Sitzbank Platz und klammerte sich fest, als der Van losbrauste. Erneut erklang das schrille Signal.
    »Er biegt nach Westen ab«, berichtete der Techniker.
    »Einfach nur …«
    »Verdammt, nein!«, sagte der Mann hinter dem Kontrollpult hektisch. »Er hat gewendet, er kommt uns entgegen.«
    »Ruhig!«, antwortete Coburn. »Er weiß von nichts, er checkt nur die Lage. Bravo zwei, drei und vier in Position.«
    »Okay, Boss«, antwortete der Kollege von der technischen Abteilung. »Kein Problem, die Ortung steht. Wir haben einen Radius von fünf Kilometern.«
    Der Fahrer des Van nutzte die nächste Möglichkeit und wendete ebenfalls. Die Fahrt führte quer durch Cleveland. Von Garfield Heights über Parma und Brook Park hinaus nach North Olmsted. Von dort aus nach Westlake und in Bay Village auf die Interstate 90 in Richtung Westen.
    »Was zum Teufel hat er vor?«, stieß Coburn ärgerlich hervor. »Er führt uns an der Nase herum.«
    »Egal, wohin er fährt, solange er sich nicht weiter als fünf Kilometer von uns entfernt, orte ich ihn auf den Zentimeter genau.«
    »Ihr Klugscheißer vertraut nur eurer Technik«, zischte Coburn. »Aber was ist, wenn er den Wagen gar nicht selbst fährt und bei Rot an einer Ampel einfach aussteigt?«
    Der Techniker murmelte etwas Unverständliches.
    Nach knapp einer Stunde Fahrt auf der Interstate 90 bog der Mercedes bei Sandusky in Richtung Hafen ab.
    »Er nimmt die Fähre nach Detroit!«, rief Coburn. »Wagen zwei und drei in den Hafen. Sie sollen vorausfahren.«
    Der Techniker übermittelte den Befehl per Funk an die Einsatzkräfte. Zwanzig Minuten später fuhr der weiße Mercedes über einen Landungssteg an Bord der Fähre nach Detroit. Der Kleintransporter hielt hinter der langen Fahrzeugschlange, die sich vor der Zufahrt zur Autofähre gebildet hatte.
    »Soll ich ebenfalls an Bord?«, fragte der Fahrer des Kleintransporters über die Sprechanlage.
    Coburn überlegte. »Sie sind noch immer in Detroit, ich fass es nicht«, murmelte er. »Ist Bravo zwei an Bord?«
    Der Techniker funkte den Wagen Bravo zwei an.
    »Zwei ist an Deck, und drei steht noch in der Schlange«, meldete er kurz darauf.
    »Hat er irgendwo angehalten?«, fragte Coburn.
    »Der Mercedes?«
    »Hat der Wagen zuvor irgendwo angehalten?«, präzisierte Coburn seine Frage.
    Der Techniker starrte Coburn verwirrt

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