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Die dritte Ebene

Die dritte Ebene

Titel: Die dritte Ebene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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hinunter?«, fragte sie besorgt.
    »Du wirst sehen, es ist einfacher, als es der Aufstieg war. Du musst nur deinen Klettergürtel anlegen und mir vertrauen.«
    Suzannah nickte.
    Brian ging voraus. Er seilte sich im Karabinersitz ab. Als er unten angekommen war, gab er Suzannah ein Zeichen. Sie klinkte ihren Karabinerhaken in das Seil ein und hangelte sich langsam zu Brian hinab.
    »Du hast recht«, sagte sie. »Es ist wirklich leichter, als ich dachte.«
    »Jetzt werde nicht übermütig. Der Rest der Strecke hat es in sich.«
    Er klinkte das doppelt geführte Seil aus und zog an einem Ende. Surrend flog das Seil an ihnen vorbei, bis es sich im eingeschlagenen Ringhaken verfing. Als es zur Ruhe gekommen war, griff Brian danach und zog es zu sich herauf. Der zweite Abstieg war ungleich schwieriger, da sich nur ein kleiner Vorsprung etwa dreißig Meter unter ihnen befand. Doch auch den überwanden sie ohne Mühe. Als sie unterhalb der Steilstufe angekommen waren, seufzte Suzannah erleichtert.
    »Du hast den Abstieg gemeistert, als hättest du schon etliche Bergtouren hinter dir«, sagte Brian anerkennend.
    Suzannah verdrehte die Augen. »Du glaubst gar nicht, wie viel Angst ich hatte.«
    »Wir müssen nach Osten, der Sonne entgegen.« Brian zeigte in die angegebene Richtung.
    Plötzlich war Motorenlärm zu vernehmen. Sie nahmen eilends ihre Rucksäcke auf und flüchteten in ein nahes Wäldchen. Der Hubschrauber tauchte am Himmel auf und flog in Richtung Osten davon.
    »Auf geht’s, lass uns sehen, dass wir hier rauskommen«, sagte Brian und schulterte seinen Rucksack.
    Der restliche Abstieg gestaltete sich problemlos. Das bewaldete Gelände fiel leicht ab. Gegen Mittag erreichten sie einen Zaun.
    »Dahinter liegt die Freiheit«, sagte Brian.
    Suzannah musterte die drei Meter hohe Umzäunung. »Steht der auch unter Strom?«, fragte sie.
    Brian schüttelte den Kopf. »Er gleicht dem äußeren Absperrzaun. Wahrscheinlich haben sie sich den inneren Ring im Rücken des Camps wegen der Steilwand gespart.«
    »Wie weit ist es noch bis zu unserem Wagen?«
    Brian zog die Landkarte hervor und faltete sie auseinander.
    »Wir müssen noch mindestens vier Kilometer in Richtung Osten. Aber der Höhenunterschied beträgt nur noch 350 Meter. Und es geht meist bergab.«
    »Ach, wie schön«, meinte Suzannah.
    An einer geeigneten Stelle schnitt Brian an der Unterseite ein Loch in den Zaun. Problemlos gelangten sie hindurch. Auch diesmal präparierte er das Loch so, dass es auf Anhieb nicht zu entdecken war. Sie wandten sich nach Osten. Nach einer kurzen Rast ließen sie die Waldgrenze hinter sich. Auf dem mit kniehohem Gras bewachsenen Plateau kamen sie zügig voran. Immer weiter entfernten sie sich vom Mount Withington.
    »Das hat prima geklappt«, sagte Suzannah. »Aber was machen wir jetzt mit den Bildern?«
    »Porky hat gute Verbindungen. Sobald wir herausgefunden haben, was hinter dieser Anlage steckt, wenden wir uns an die Presse. Wir haben keine andere Chance.«
    »Ich weiß nicht«, antwortete Suzannah. »Wie sollen wir beweisen können, dass ein Zusammenhang zwischen Waynes Tod und dieser Anlage besteht? Wir nehmen es ja selbst nur an.«
    »Zugegeben, noch ist die Geschichte etwas dünn, aber ich sehe keine andere Möglichkeit, um ein Ermittlungsverfahren in Gang zu bringen. Inzwischen müsste auch festgestellt sein, wann Wayne ermordet wurde. Vielleicht haben wir für diesen Zeitraum sogar ein Alibi.«
    Wind kam auf und blies weiße Wolken von Osten auf den Berg zu. Das Gras wiegte sich in der Brise, und ein Rauschen erfüllte die Luft. Sie durchwanderten ein kleines Tal und bogen nach Südwesten ab. Eine weitere Ebene mit spärlichem Baumbewuchs lag vor ihnen. Inzwischen hatten sich die Wolken am Himmel verdichtet, und die weiße Färbung hatte sich in ein tiefes Grau gewandelt. Für den Abend sah es nach Regen aus. Brian und Suzannah hatten nur noch einen Gedanken: so schnell wie möglich ihren Wagen zu erreichen. Vielleicht hatte ihre Aufmerksamkeit auch deshalb nachgelassen. Den Jeep, der am Rand eines Weges unter einem Baum stand, erkannten sie erst im letzten Moment.
    Brian zögerte einen Augenblick, doch dann sah er die beiden uniformierten Männer neben dem Wagen, die Brian und Suzannah mit einem Fernglas beobachteten.
    »Was sollen wir tun?«, fragte Suzannah.
    »Einfach weitergehen«, entschied Brian. »Wir sind harmlose Wanderer, denk daran.«
    Einer der Soldaten löste sich aus dem Schatten des Baums und winkte

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