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Die dritte Ebene

Die dritte Ebene

Titel: Die dritte Ebene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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Leitungen, die auf der anderen Seite des Maschendrahts entlangliefen. »Diesmal ist es nicht so einfach, wie es aussieht. Der Zaun ist mit Strom gesichert, und die feinen Fäden auf der anderen Seite sind mit Sicherheit Kontaktdrähte. Sobald wir einen berühren, lösen wir Alarm aus. Außerdem haben sie einen Sichtstreifen entlang des Zauns abgeholzt. Sicherlich stehen hier irgendwo Beobachtungsposten.«
    Suzannah ließ sich auf dem Boden nieder. Tatsächlich lief ein knapp zwei Meter breiter, nur mit Gras und Wurzelwerk bedeckter Streifen auf beiden Seiten des Zauns entlang. »Aber das können die doch nicht machen, hier gibt es bestimmt Tiere.«
    Brian überlegte. Suzannah hatte recht. Sicherlich gab es in dieser Gegend Rehe und Füchse, ja sogar Berglöwen. Abschätzend betrachtete er die Umzäunung. Die feinen Kabel befanden sich etwa in Brusthöhe und reichten hinauf bis zum Kranz aus Stacheldraht. Vorsichtig ging er an der Baumgrenze entlang. Suzannah blieb zurück und schaute ihm nach.
    Suzannahs Argument hatte Hand und Fuß. Die Militärs konnten nicht jegliches Getier aus diesem Areal verbannt haben. Und das bedeutete, dass die Tiere jederzeit einen Fehlalarm oder einen Kurzschluss auslösen konnten, sollten sie mit dem Maschendraht in Berührung kommen. Er spähte in die Umgebung und näherte sich dem Zaun. Nirgends war ein Hochsitz oder ein Unterstand zu entdecken. Er kam an eine Stelle, an der das Buschwerk über die Schneise bis beinahe an den Zaun herangewuchert war. Auf allen vieren kroch er an den Zaun heran und horchte. Ein feines Summen war oberhalb des Buschwerks zu vernehmen. Brian legte sich flach auf den Boden, lauschte erneut. Wenn ihn seine Sinne nicht trogen, dann war im unteren Bereich das Summen nur dumpf zu hören. Entschlossen zog er den Bolzenschneider und eine Zange aus dem Rucksack.
    Suzannah hatte sich genähert. »Was machst du da?«, flüsterte sie.
    »Ein kleines Experiment«, erwiderte Brian. »Entweder wir müssen gleich von hier verschwinden, oder aber die unteren Drähte sind stromfrei.«
    Er befestigte die Zange an einer Astspitze und streckte sie vorsichtig zum Zaun hin aus. All seine Sinne waren gespannt. Kurz bevor die Zange den Zaun berührte, hielt er den Atem an. Die Metallzange lag fest an dem Maschendraht an, doch nichts geschah. Suzannah schaute ihn mit großen Augen an.
    »Dachte ich es mir doch«, murmelte Brian. »Sie haben nur den oberen Teil des Zauns unter Strom gesetzt. Unten ist er sicher.«
    »Woher hast du das gewusst?«
    Brian lächelte, während er behutsam ein Loch in den Zaun schnitt. Gerade mal so groß, dass sie selbst und die Rucksäcke hindurchpassten. »Du hast mich darauf gebracht«, erklärte er. »Dein Einwand mit den Tieren war gut.«
    Nachdem sie das Hindernis hinter sich gelassen hatten, kamen sie relativ zügig voran. Sie hatten den Gipfel des Mount Withington erreicht und machten sich an der Nordseite an den Abstieg. Plötzlich hielten sie inne. Ein tiefer Abgrund tat sich vor ihnen auf. Brian und Suzannah legten sich auf den Bauch und robbten zum Rand des Abhangs.
    Als sie über den Abgrund blickten, lag eine unbewaldete Hochebene vor ihren Füßen. Früher hatten auf der weiten Fläche etwa zweihundert Meter unter ihnen sicherlich auch Bäume gestanden, wie Brian vermutete, doch an ihre Stelle waren zirka zehn Meter hohe Antennenmasten gerückt. Ein Meer aus Antennen, schmalen, runden Masten mit kreuzartig hervorstehenden Tentakeln an der Spitze. Brian schätzte die Zahl der Metallmasten auf etwa sechzig. Der Abstand zwischen ihnen betrug knapp fünf Meter. Die gesamte Anlage bildete ein Dreieck, das sich über eine Seitenlänge von geschätzten zweihundert Metern erstreckte.
    »Was ist das da unten?«, fragte Suzannah erstaunt.
    Brian zuckte mit den Schultern. »Irgendeine Empfangsanlage. Vielleicht sind das Horchantennen, die den Satellitenfunkverkehr abhören können.« Er robbte zurück zu seinem Rucksack, zog das Fernglas und den Fotoapparat hervor und schlich erneut zum Rand des Abgrunds. Während Suzannah mit dem Fernglas die Gegend absuchte, fotografierte er die stählernen Masten. Schließlich tippte sie ihm auf die Schulter und wies nach Westen, wo die Stromkabel knapp einen Kilometer entfernt in der Tiefe verschwanden.
    »Und dort hinten haben sie so etwas wie ein Kraftwerk hingebaut«, sagte sie.
    Brian nahm ihr das Fernglas aus der Hand. »Ein Umspannwerk, würde ich sagen. Die scheinen hier ganz schön viel Strom zu

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