Die dritte Ebene
wusste er bereits, dass die Pässe falsch waren. Wie war er nur dahintergekommen? Was hatte sie verraten? Suzannah überlegte fieberhaft, wie sie aus dieser Situation entkommen konnte, doch sie wusste keinen Rat.
Dwain musterte sie eine Weile. »Also gut«, sagte er schließlich. »Ich gebe Ihnen ein wenig Zeit, über die Sache nachzudenken«, sagte er, und an Lazard gewandt: »Bring sie in die Zelle.«
Kurz darauf saß Brian im Vernehmungsraum.
»Hören Sie, Mister, wer immer Sie auch sind«, sagte der Sheriff. »Wir wissen mittlerweile, dass Ihr Pass und der Ihrer Begleiterin ausgezeichnete Fälschungen sind. Sie wurden in einem militärischen Sperrgebiet festgenommen, hatten eine erstklassige Bergsteigerausrüstung und einen Fotoapparat dabei. Also erzählen Sie uns keine Märchen. Sie können mir glauben, wir verstehen unseren Job, auch wenn Sie uns für beschränkte Landeier halten.« Dwain Hamiltons Miene verfinsterte sich. Er warf ein paar Fotos auf den Schreibtisch. Es waren Aufnahmen vom Militärcamp am Mount Withington.
»Woher haben Sie die?«, fragte Brian. Sein Mund wurde trocken.
»Der Film war noch im Fotoapparat«, sagte der Sheriff. »Die restlichen Filme befinden sich in unserem Labor. Ich bin gespannt, was wir darauf finden werden, aber ich kann mir denken, dass es keine Aufnahmen einer Geburtstagsparty sind.«
Brian starrte auf die Fotos. Das Bild mit dem Hubschrauber im Hintergrund war gestochen scharf geworden. Der ältere Mann und die beiden Soldaten waren gut zu erkennen.
»Kann ich Suzannah sehen?«, lenkte Brian schließlich ein.
»Suzannah?«
»Meine Begleiterin.«
»Erzählen Sie mir dann Ihre Geschichte?«
»Habe ich eine andere Wahl? Aber ich möchte mit Ihnen unter vier Augen reden.«
Dwain wandte sich an Lazard, der neben der Tür stand, und nickte ihm zu. Der Deputy verschwand aus dem Zimmer.
Brian legte seine Hand auf das Mikro. »Ich würde wirklich gern unter vier Augen mit Ihnen reden – das heißt auch ohne Mikro und ohne dass uns jemand hinter dem Spiegel beobachtet.«
Dwain überlegte einen Augenblick. Sein Gegenüber war zwar nicht gerade schmächtig und erschien durchaus sportlich und durchtrainiert, dennoch lag er mindestens eine Gewichtsklasse unter ihm.
Brian erkannte den Argwohn, der aus dem Gesicht des Sheriffs sprach. »Keine Angst, ich werde Ihnen nicht wehtun. Ich bin Wissenschaftler und kein Krimineller.«
Dwain grinste. »Soso, Wissenschaftler.«
»Psychologe, um genau zu sein.«
Dwains Grinsen wurde breiter. »Ein Seelenklempner also.«
»Richtig. Einer der ganz üblen Sorte.«
Die Tür wurde geöffnet. Sarah Moonlight, die indianische Deputy, führte Suzannah herein.
»Brian!«, rief sie und wollte auf ihn zustürmen, doch die Polizistin hielt sie zurück. Brian war aufgesprungen. Sein flehender Blick traf den Sheriff. Einen Augenblick lang schauten sich die beiden Männer tief in die Augen.
»Lass sie!«, befahl Dwain seiner Kollegin.
Sarah Moonlight ließ Suzannah los. Sie stürzte auf Brian zu und fiel ihm in die Arme. Er spürte ihr Zittern.
»Was sollen wir nur tun?«, flüsterte sie ihm ins Ohr.
Brian streichelte ihr über den Rücken. »Können wir ihm vertrauen?«, fragte er ebenfalls im Flüsterton.
Suzannah löste sich aus der Umarmung und wandte sich um. »Ist er es, von dem Ka-Yanoui sprach?«
»Wir werden sehen«, antwortete Brian. »Also, Sheriff, von mir aus kann es losgehen, unter den genannten Bedingungen.«
Dwain Hamilton blickte Sarah Moonlight an. Ein Seufzer kam über seine Lippen. »Lass uns allein«, ordnete er an, während er das Mikrofon ausschaltete. Zu Brian gewandt sagte er: »Wenn ich den Verdacht habe, dass dies ein Trick ist oder ihr nur Mist erzählt, dann rufe ich das FBI an und übergebe euch mitsamt den Fotos der Bundespolizei. Ich denke, das Material reicht für eine Anklage wegen Spionage. Das bedeutet 25 Jahre Haft in einem Staatsgefängnis. Verstanden?«
Brian schaute Suzannah an. Sie nickte unmerklich. Er zog ihr einen Stuhl heran, und sie setzte sich neben ihn. Der Sheriff stand, die Arme vor der Brust verschränkt, an die Wand gelehnt und wartete.
»Die volle Wahrheit«, sagte Brian schließlich, ehe er mit seinem Bericht begann. »Meine Begleiterin heißt Dr. Suzannah Shane, und mein Name ist Brian Saint-Claire. Vor drei Wochen waren wir noch angesehene Wissenschaftler und nahmen an einem speziellen Projekt zur Lösung eines Problemfalls für die NASA auf Cape Canaveral teil. Sie haben
Weitere Kostenlose Bücher