Die dritte Ebene
Interesse der nationalen Sicherheit ist der Staatsanwalt bereit, die Sache inoffiziell zu behandeln. Wir haben Verständnis für Ihre Lage. Aber der Staatsanwalt will nicht, dass jemand von dieser Geschichte erfährt. Nicht einmal Ihr Vorgesetzter.«
Allistar nickte. »Gut, ich komme mit. Ich habe ohnehin bis Montag frei. Ich wollte meinen Sohn in Connecticut besuchen. Commander Leach weiß Bescheid. Ich hoffe doch, dass ich bis Montag wieder zurück bin?«
Dwain warf Brian ein Lächeln zu. »Das trifft sich ausgesprochen gut«, antwortete er. »Wir fahren in Ihrem Wagen.«
»Dann hole ich meine Jacke und die Therapieunterlagen«, sagte der Arzt beflissen.
»Das wird nicht notwendig sein, Doktor«, wehrte Dwain ab. In seiner Hand lag eine Waffe. »Wenn Sie sich bitte umdrehen. Ich muss Sie festnehmen. Reine Formalität, aber Sie verstehen, ich habe meine Vorschriften.«
Allistar wurde unsicher, setzte zum Protest an. »Aber ich dachte …«
»Das ist wirklich reine Routine«, beruhigte Dwain den älteren Mann.
Dr. Allistar zog eine weinerliche Grimasse. »Ich wollte, ich könnte diesen Tag ungeschehen machen«, seufzte er und wandte sich um. Mit einem scharfen Klicken schnappten Dwains Handschellen zu.
Virgile Mine, Eddy County, New Mexico
Das gesamte Socorro County ähnelte einer Festung. Alle Ausfallstraßen waren abgeriegelt, doch Dwain kannte seinen Bezirk wie seine Westentasche. Über staubige Pisten mitten durch die Wildnis entkamen sie der eisernen Umklammerung. In dem halb verfallenen Wirtschaftsgebäude einer aufgelassenen Mine im Eddy County, über 400 Kilometer von Socorro entfernt, brachten sie sich in Sicherheit. Das abgelegene Gelände, das Dwains Onkel gehörte, war ideal, um sich vor der Polizei zu verstecken. Dr. Allistar hatte während der Flucht geschwiegen. Fast stoisch saß er auf dem Rücksitz des Wagens. Dwain und Brian waren sich im Klaren darüber, dass sie mit dem Arzt ein Faustpfand in Händen hielten. Doch noch schwieg der Mann beharrlich.
Erst als sie ihn in das ehemalige Verwaltungsgebäude der Mine verfrachteten, ließ sein Widerstand allmählich nach.
»Das können Sie nicht tun …«, wimmerte der Arzt, als Dwain ihn etwas unsanfter anpackte. Sie mussten ihn mit allen Mitteln zum Reden bringen.
Suzannah nickte zustimmend. »Wir haben allerdings keinerlei technische Möglichkeiten, um den Verlauf der Behandlung zu überwachen. Wenn es zu Komplikationen kommt, kann er sterben.«
Dwain warf ihr einen scharfen Blick zu. »Lässt er uns eine andere Wahl? Er trägt die Verantwortung für den Tod unzähliger Menschen.«
»Ich habe nichts damit zu tun, ich bin Arzt. Ich helfe Menschen«, sagte Allistar weinerlich. Die Angst trieb ihm die Farbe aus dem Gesicht.
Brian legte Suzannah eine Hand auf die Schulter. »Der Sheriff hat recht. Es gibt keinen anderen Weg. Er würde nicht zögern, uns auszuliefern, egal, was passiert. Er weiß, dass er sich auf der falschen Seite befindet, doch alles, was er tut, ist zu schweigen.«
Suzannah schaute auf die kleine rote Tasche.
»Es ist ein Risiko«, bekräftigte Dwain. »Aber er hatte seine Chance. Dave Lazard hatte keine, und welche Chance habt ihr?«
»Er ist ein Mensch, wir können sein Leben nicht aufs Spiel setzen«, beharrte Suzannah.
Brian nahm ihre Hand. »Wie oft hast du diese Mittel angewandt? Es ist immer gut gegangen. Wir werden vorsichtig sein. Sobald es Komplikationen gibt, bringen wir ihn ins nächste Krankenhaus, egal, was anschließend mit uns geschieht.«
Suzannah überlegte. »Ist das wahr?«, fragte sie an Dwain gewandt.
Der Sheriff hob die Hand und spreizte die Finger. »Ich schwöre es.«
Bruce Allistar sah flehend die Frau an, die ihm gegenüberstand.
»Erzählen Sie uns, was in dem Camp vor sich geht?«, fragte sie fordernd.
Allistar liefen Tränen über die Wangen. »Ich … ich kann … ich kann nicht«, stammelte er.
Entschlossen griff Suzannah zu ihrer Tasche, sie zog den Reißverschluss auf und nahm eine Spritze mit einer blauen Markierung aus dem Etui.
»Was … was ist das?«, kreischte Allistar.
»Sie werden uns alles erzählen«, sagte Brian. »Ob Sie wollen oder nicht. Sie werden unsere Fragen beantworten und uns haargenau erzählen, was wir wissen wollen.«
Der Mann zerrte an seinen Handschellen. Dwain hielt ihn von hinten umklammert.
»Nein … nicht … ich bin Allergiker … ich … ich vertrage keine Spritzen.«
»Dafür ist es zu spät«, erwiderte Dwain kalt.
»Nicht … ich werde
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