Die dritte Ebene
Pest an den Hals«, sagte er.
Magdalena, New Mexico
Sie hatten den Tag in einem sicheren Versteck verbracht und abgewartet, bis die Nacht hereinbrach. Über Schleichwege fuhren sie nach Magdalena. Seit Stunden parkten sie in der Chestnut Street im Südwesten der Stadt. Das Haus lag im schummrigen Schein einer Straßenlaterne. Die Fenster waren dunkel.
Dwain starrte die ganze Zeit wortlos ins Leere. Der Tod seines Neffen traf ihn schwer. Er wandelte zwischen grenzenloser Wut und Hoffnungslosigkeit. Dave war einen sinnlosen Tod gestorben. Ermordet von Menschen, die mit äußerster Brutalität vorgegangen waren, um ihre Ziele zu erreichen. Dwain schwor sich, sie nicht ungeschoren davonkommen zu lassen. Er war sich sicher, dass er den Verantwortlichen für diesen feigen Anschlag kannte.
»Es ist spät. Glaubst du, er kommt noch?«, fragte Brian.
»Er wird kommen«, entgegnete Dwain Hamilton. »Wir warten!«
Brian schaute aus dem Seitenfenster. Suzannah saß schweigend im Fond.
»Und wenn er nicht allein ist?«, brach Brian das Schweigen.
»Dann werden wir uns etwas einfallen lassen«, entgegnete Dwain. »Es ist nicht mehr die Zeit, um zimperlich zu sein. Sie haben Dave kaltblütig ermordet, und wenn eure Theorie stimmt, tragen sie die Verantwortung für den Tod vieler Menschen.«
Scheinwerferlicht fraß sich durch die Dunkelheit. Ein Wagen näherte sich über den Kelly Boulevard. Alle drei zogen den Kopf ein und duckten sich. Ein silberfarbener Buick fuhr an ihnen vorbei und bog in die Einfahrt zu dem einstöckigen weißen Bungalow ein, an dem neben der Tür die goldene Ziffer 10 prangte. Ein weiterer Wagen fuhr die Straße herauf und hielt unmittelbar vor dem Wohnhaus an. Es war ein dunkler Chevrolet.
»Ich wusste es«, murmelte Brian verbittert. »Er ist nicht allein.«
»Hast du die Waffe bei dir?«, fragte Dwain. Er spähte durch die Windschutzscheibe. Ein kleiner, untersetzter Mann stieg aus dem Buick und ging auf die Haustür zu. Kurz wandte er sich zu dem Chevrolet um, dann hob er wie zum Abschied die Hand und winkte den Insassen des dunklen Wagens zu. Nachdem der kleine, untersetzte Mann im Haus verschwunden war, fuhr der Chevrolet davon.
»Siehst du«, sagte Dwain erleichtert. »Manche Dinge lösen sich von selbst.«
Sie warteten noch eine halbe Stunde und beobachteten aufmerksam die Straße und das Haus. Der dunkle Wagen kehrte nicht mehr zurück. Schließlich stiegen Dwain und Brian aus, und Suzannah setzte sich ans Steuer.
»Halte dich bereit, falls wir schnell von hier verschwinden müssen!«, sagte Dwain.
Ein Bewegungsmelder aktivierte die Außenbeleuchtung, als die beiden Männer sich dem Eingang näherten.
Dwain klingelte. Nichts geschah. Er drückte ein weiteres Mal auf den goldenen Klingelknopf neben der Tür. Niemand öffnete, schließlich klingelte er Sturm.
»Ja, ich komme ja schon!«, drang es gedämpft durch die Tür. Die Tür wurde einen Spaltbreit geöffnet. Das feiste Gesicht von Bruce Allistar erschien hinter einer vorgelegten Kette.
»Sheriff?«, fragte er verwundert. »Sie?«
»Dr. Allistar, wir müssen dringend miteinander reden«, sagte der Sheriff und zeigte auf Brian. »Das ist mein Kollege Brown.«
Der Arzt wirkte unsicher. Seine Augen flogen zwischen Dwain und Brian hin und her. »Ich dachte, die Sache mit dem Unfall wäre erledigt.«
Der Sheriff setzte eine bedauerliche Miene auf. »Leider nicht, Doktor. Es sind neue Beweise aufgetaucht. Im Zusammenhang mit Ihrer Blutprobe. Aber wir sollten das nicht hier draußen besprechen.«
Trotz des schummrigen Lichts konnte Dwain erkennen, dass das Gesicht des Arztes erbleichte. Ein nervöses Augenzwinkern befiel den untersetzten Mann.
Allistar atmete tief ein, schließlich löste er die Kette und öffnete die Tür. »Ich wollte das nicht«, erklärte er. »Ich weiß nicht mehr, warum ich in die Stadt gefahren bin. Sie müssen mir glauben.«
Dwain trat näher. »Sind Sie allein?«
Der Arzt nickte unsicher.
»Ich möchte nicht, dass jemand von diesem Gespräch erfährt, denn es handelt sich um eine Art Deal. Der Staatsanwalt ist damit einverstanden. Falls Sie nicht kooperieren, wird er wegen Totschlag zweiten Grades Anklage erheben. Sie müssen uns begleiten, vielleicht sollten Sie sich bei Ihrer Dienststelle krankmelden. Es wird womöglich den ganzen morgigen Tag dauern.«
Der Arzt fiel aus allen Wolken. »Es ist eine Krankheit. Ich habe eine Therapie hinter mich gebracht. An diesem Tag ging einfach alles schief.«
»Im
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