Die dritte Ebene
Baum fallen und uns das Genick brechen. Dieser Planet braucht uns Menschen nicht, aber wir, wir sind auf ihn angewiesen.«
Wayne setzte sich auf die Schreibtischkante. »Mit dieser Rede hättest du auf dem Symposium in New York einen starken Eindruck hinterlassen. Was ist los mit dir?«
Schneider zuckte mit den Schultern und seufzte. Er schaltete zurück auf das erste Bild. »Der Pilot der vermissten Maschine ist Coldmann.«
Wayne sog scharf die Luft ein. Schneider und Coldmann waren langjährige Freunde gewesen. Sie hatten gemeinsam bei der Airforce im ersten Golfkrieg Einsätze geflogen. Später war Schneider zum Wetterdienst gewechselt, und er selbst hatte Coldmann einen Job als Pilot bei der NOAA verschafft.
»Tut mir leid«, sagte Wayne Chang mit brüchiger Stimme. »Das wusste ich nicht.«
Ein paar Minuten später setzte sich Wayne in seinem Büro ans Telefon und wählte die Nummer von Professor Cliff Sebastian, einem ehemaligen Studienkollegen, der bei der National Oceanic and Atmospheric Administration in Boulder, Colorado, einen leitenden Posten innehatte. Er schaute auf die Uhr. Es war kurz nach Mitternacht, in Boulder war es gerade neun Uhr. Unter der Privatnummer seines Freundes meldete sich niemand. Er wählte die Nummer seines Büros. Es dauerte eine Weile, bis er durchgestellt wurde.
»Hallo, Wayne«, meldete sich Cliff. »Es tut mir leid, ich habe nicht viel Zeit, hier ist gerade die Hölle los.«
»Das Flugzeug?«
»Zum letzten Mal hatten wir in der Nähe der Kaimaninseln Funkkontakt«, schilderte Sebastian. »Sie wollten in den vorderen Quadranten des Sturms eindringen, seither ist der Kontakt abgebrochen.«
»Sind Suchmannschaften unterwegs?«
»Wo denkst du hin, dort draußen tobt ein Hurrikan der Kategorie F4. Und er hat noch lange nicht seine volle Intensität erreicht. Wir haben ein Startverbot für alle Maschinen verhängt. Es ist zu gefährlich. Auch die Küstenwache hat ihre Suche bis auf Weiteres eingestellt. Aus Norfolk ist eine Flotte unterwegs, aber es wird eine Woche dauern, bis sie im Suchgebiet eintreffen, wenn sie nicht vorher wegen des Sturms abdrehen müssen.«
»Wer war an Bord, kenne ich jemanden?«
Wayne hörte das leise Seufzen seines Freundes. »Lois und Bisky von der NHC. Coldmann ist mit Walters geflogen. Wir haben keine Hoffnung mehr.«
»Eine Katastrophe«, stimmte Wayne zu. »Ich möchte bloß wissen, was passiert ist. Coldmann ist ein alter Hase, der schon bei der Airforce Erfahrungen als Tornadobeobachter sammelte.«
»Tja, aber so etwas ist immer möglich«, erwiderte Sebastian. »Die Jungs kennen das Risiko.«
Wayne wusste, was Cliff Sebastian damit meinte. Bis vor drei Jahren hatte er selbst im Auftrag der NOAA an solchen Flügen teilgenommen, um möglichst viele Daten über das Innere der tropischen Zyklone zu sammeln. Vor jedem Flug war er darauf hingewiesen worden, welche Gefahren hinter dem dichten Wolkenschirm auf ihn lauerten. Allzu schnell wurde es zur Routine, zu etwas Alltäglichem, bis … bis solch ein Zwischenfall wie draußen vor den Kaimaninseln einem ins Gedächtnis rief, wie riskant das Unterfangen war. Seit sich Wayne damals dafür entschieden hatte, der Hurrikanforschung den Rücken zu kehren, und zum Wetterdienst nach Camp Springs wechselte, waren für ihn die Flüge in Vergessenheit geraten. Beim National Weather Service hatte er die Aufgabe übernommen, den Ausbau und die Modernisierung der Wetterstationen auf dem Kontinent und in der Karibik voranzutreiben und das Informationsnetz enger zu stricken, damit bessere und genauere Voraussagen möglich waren. Ein Gebiet, für das er aufgrund des Studiums der Geodäsie prädestiniert war. In den ersten Monaten hatte er die aktive Forschungsarbeit an den Sturmfronten noch vermisst. Doch dann hatte ihn seine neue Tätigkeit vollkommen in Beschlag genommen. Natürlich gab es immer wieder Berührungspunkte zwischen seiner Arbeit und der NOAA oder der Hurrikanjäger des NHC in Miami, dennoch blieben Außeneinsätze eine Seltenheit. Und ehrlich gesagt, vermisste er sie auch nicht mehr.
»Habt ihr schon eine Ahnung, was diese frühen Hurrikans verursacht?«, fragte Wayne.
»Offenbar haben wir ein ungewöhnliches El-Nino-Phänomen«, sagte Sebastian. »Doch eine Erklärung haben wir dafür nicht. Es kam wie aus heiterem Himmel. Wir sind gerade dabei, den Hintergrund zu erforschen, aber bislang kennen wir nur die Symptome, die Ursache leider noch nicht.«
»Wir haben einen ungewöhnlich
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