Die dritte Ebene
geheftet. Noch gab es kein Signal, das der Portland zugeordnet werden konnte. Auch der Funker bekam mehr und mehr Probleme. Der Sturm schränkte die Verbindung zum Hauptquartier ein, und bald drangen nur noch Wortfetzen und Rauschen aus dem Lautsprecher.
Die Clayton war auf Tauchfahrt gegangen und durchpflügte den Ozean in knapp vierzig Metern Tiefe. Die unruhige See erschwerte die Fahrt und war selbst in dieser Tiefe deutlich spürbar. Der Commander saß mit seinem Ersten Offizier in der Messe und beratschlagte das weitere Vorgehen zur Evakuierung des Kreuzers. Einhundert Mann zusätzliche Besatzung auf dem U-Boot unterzubringen würde keine leichte Aufgabe werden. Schließlich war ein Unterseeboot der US-Navy kein Passagierdampfer, und der Platz an Bord war selbst unter normalen Einsatzbedingungen knapp bemessen.
»Vorausgesetzt wir finden sie, haben wir bei einem Orkan über Windstärke zwölf enorme Probleme bei der Bergung«, sagte der Erste Offizier. »Der Wellengang liegt bei sieben. Die Tendenz ist zunehmend. Wir können nur hoffen, dass wir es rechtzeitig schaffen und die Portland noch eine Weile vom Sturm verschont bleibt.«
»Wie viel Zeit bleibt uns zur Bergung?«
»Nach unserer Berechnung gerade mal zehn Minuten, wenn wir nicht Gefahr laufen wollen, unter die Wellenberge zu geraten. Fraglich ist, ob wir überhaupt anlegen können.«
»Wenn das Boot brennt, dann halten wir Abstand. Sie werden in den Rettungsbooten zu uns übersetzen müssen.«
Der Offizier nickte. »Das ist die einzige Möglichkeit.«
Der Lautsprecher in der Messe ertönte. »Wir haben das Zielgebiet erreicht«, tönte die Stimme des Navigators durch den kleinen Raum. »Bislang noch keine Ortung. Wir beginnen jetzt mit der Suche und gehen auf Seerohrtiefe.«
Hotel Orion, Venedig, Italien
Brian hatte unruhig geschlafen. Das Altarbild hatte ihn nicht mehr in Ruhe gelassen. Vor allem die blutigen Tränen der Muttergottes hatten ihn in seinen Träumen verfolgt, und er war schweißgebadet aufgewacht. Als der Wecker klingelte, dehnte und streckte er sich, bevor er sich erhob. Im Zimmer war es angenehm kühl geworden. Nach einer erfrischenden Dusche ging er hinunter in den Frühstücksraum, wo Leon bereits am Tisch saß und einen Cappuccino schlürfte.
»Na, lange genug an der Matratze gerochen?«, begrüßte er Brian. »Ich dachte schon, du wolltest gar nicht mehr aufstehen.«
Leons Anblick und die schnoddrige Begrüßung waren nicht dazu angetan, seine Laune zu verbessern. Mit einem Seufzer ließ er sich auf einem Stuhl nieder und schlug die Hände vors Gesicht.
»Gina ist schon unterwegs«, verkündete Leon. »Sie versucht, die Kinder ausfindig zu machen, indem sie die Schulen des Viertels abklappert. Ich hoffe, dass es nicht zu viele Ableger der Mancinis gibt.«
Ein Kellner näherte sich, und Brian bestellte Kaffee, Orangensaft, Brötchen und Marmelade.
»Ich denke, sie wird sie finden«, sagte Brian. »Mit ihrem Gespür schafft sie das schon.«
Leon nickte. »Übrigens, der Alte wohnt gerade mal eine Gasse von hier entfernt in der Via Merceria. Es stand nur ein einziger Name auf dem Türschild. Er heißt P. Parrotta. Wobei das P. natürlich auch für seine Frau stehen kann, falls er eine hat.«
»Ich habe gesehen, dass du ihm gefolgt bist«, sagte Brian. »Hast du schon einen Plan, wie du an eine Probe des Oberflächenmaterials und der Farben des Altarbilds kommst?«
Leon lächelte verschmitzt. »Ich habe viele Pläne. Aber es wird nicht einfach. Um neun öffnet die Kirche ihre Pforten, das heißt, der Alte wird das Portal aufschließen. Mal sehen, was passiert, wenn er pinkeln muss. Vielleicht bleibt sein Platz währenddessen wenigstens leer.«
»Ich habe mir gestern den Altar angeschaut. Er besteht im Wesentlichen aus drei Oberflächen. Aber ich habe keine Nähte oder geflickte Stellen gesehen.«
»Wir sind hier in Europa. Noch dazu in Italien«, erwiderte Leon. »Hier gibt es wahre Meister der Restaurationskunst. Ohne Lupe wirst du kaum etwas erkennen.«
Der Kellner servierte das Frühstück. Brian schnitt ein Brötchen auseinander und strich sich Marmelade auf die eine Hälfte. Leon schüttelte sich. »Wie man nur so früh was essen kann.«
»Du frühstückst nicht?«
Leon deutete auf die Tasse vor sich. »Feste Nahrung erst ab zwölf. Wann hast du das Gespräch mit dem Pfaffen?«
Brian nahm einen Schluck Kaffee. »In einer halben Stunde. Ich hoffe, der Mann ist kooperativ.«
»Wieso sollte er nicht«, meinte
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