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Die dritte Ebene

Die dritte Ebene

Titel: Die dritte Ebene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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…«
    Dr. Brown nickte zwei weiß gekleideten Pflegern zu, die daraufhin das Zimmer betraten und wortlos die Fixierung des Astronauten lösten. Kaum war Ziegler wieder bewegungsfähig, sprang er auf, kauerte sich in der nächsten Ecke auf den Boden und hob die Hände schützend über den Kopf. Sein Gesicht war voller Angst. Seine Augen traten aus den Höhlen hervor, und er zitterte am ganzen Leib. Apathisch starrte er ins Leere.
    »Genau die gleiche Reaktion zeigte er, nachdem er aus dem Tiefschlaf erwachte«, erklärte Brown. »Wenn er sich frei bewegen kann und die Wirkung der Beruhigungsmittel nachlässt, sucht er sofort den dunkelsten Winkel seines Zimmers auf und geht in Deckung. In dieser Haltung kann er für Stunden verharren.«
    »Ich dachte, er hätte von einem Traum berichtet?«, fragte Suzannah Shane.
    Brown nickte. »Wenn er wach ist, spricht er nicht. Er erzählt seinen Traum immer wieder während der Traumschlafphase. Aber nicht etwa in einer Art unbewusstem Gemurmel, sondern in laut und deutlich gesprochenen Worten und in grammatikalisch richtiger Satzstellung. Es scheint mir fast, als ob er einen Bericht über etwas abgibt, das er gerade beobachtet. Bei Sanders ist es ebenso, sogar der Inhalt stimmt mit dem von Ziegler überein. Ich bekomme jedes Mal Gänsehaut, wenn die beiden unbewusst ihre Traumbilder wiedergeben.«
    »Erzählt er in der Ichform, oder berichtet er wie ein unbeteiligter Beobachter?«, wandte Brian ein.
    »Wir haben alles aufgenommen. Auch die ersten Ergebnisse des EEG und des EOG sind ungewöhnlich. Die REM-Phasen und die Nicht-REM-Phasen haben sich im Grunde genommen verkehrt. Ich habe so etwas noch nie erlebt.«
    »Ein wirklich außergewöhnlicher Fall«, sagte Professor Buchhorn von der Universität Basel, der obendrein eine Rehabilitationsklinik leitete. »Ihre Ausführungen klingen in der Tat unglaublich.«
    »Unglaublich und bislang auch noch nie beobachtet«, ergänzte Professor Brandon. »Wann können wir mit unseren Untersuchungen beginnen?«
    Brown warf Professor Paul einen fragenden Blick zu.
    Paul schaute auf seine Armbanduhr. »Sie erhalten im Anschluss sämtliche Ergebnisse unserer Untersuchungen. Das Hospital gehört Ihnen. Sollten Sie spezielle Geräte oder Instrumente benötigen, so lassen Sie es mich wissen. Wir stehen vor einem Rätsel, und bevor wir nicht ausschließen können, dass es sich bei der Erkrankung unserer Crewmitglieder um eine unbekannte Art von Raumkrankheit handelt, wird kein neuer Shuttlestart durchgeführt. Ich hoffe und ich bete für meine Männer, dass es Ihnen gelingen wird, sie vollständig zu heilen.«
    »Wir können nichts versprechen, aber wir werden bestimmt alles tun, was in unserer Macht steht«, sagte Suzannah Shane, die ihren Blick noch immer auf den angsterfüllten Astronauten gerichtet hielt.
Socorro, New Mexico
    Der vollbesetzte gelbe Schulbus befuhr mit mäßiger Geschwindigkeit die California Street. An Bord befanden sich vierzig Schüler der Parkview Elementary School im Alter zwischen acht und zehn Jahren, die sich nach sieben Stunden Unterricht auf ihr Zuhause und ihre Freizeit freuten. Wie jeden Tag hielt der Bus zuerst an der Haltestelle Faulkner Street, bevor er seine Fahrt in den Süden der Stadt fortsetzte. Francis Garcia, der Busfahrer, war bei den Kindern sehr beliebt. Jeden Morgen brachte er die Schüler zur Schule und fuhr sie nach dem Unterricht wieder nach Hause. Mit seinen knapp sechzig Jahren, mit Haaren weiß wie Wüstensand und mit seiner goldenen Brille ähnelte er ein wenig dem netten Grandpa Bob aus der beliebten Kinderserie Jimmy Hurst.
    Grandpa, so nannten ihn die Kinder, denn kaum einer kannte seinen richtigen Namen.
    Auf dem Weg zur nächsten Haltestelle trat Francis auf das Gaspedal. Es war kurz nach vier Uhr am Nachmittag, als der Motor eines entgegenkommenden silberfarbenen Cadillacs laut aufheulte. Der silberne Wagen mit dem gelben Nummernschild, der zuvor von der Texas Avenue eingebogen war, schoss wie ein Pfeil die Straße herunter. Francis erkannte die Gefahr, denn der entgegenkommende Wagen schlingerte und kam immer weiter auf seine Fahrspur herüber. Er umklammerte das Steuer und lenkte nach rechts, dann trat er mit voller Wucht auf die Bremse, als er merkte, dass er nicht mehr ausweichen konnte. Ein lauter Fluch kam über seine Lippen, dann krachte es auch schon fürchterlich. Die Kinder schrien auf, und ein gewaltiger Ruck ging durch den Bus. Bedrohlich neigte er sich nach rechts. Metall

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