Die dritte Ebene
mein früherer Colonel hatte einen solchen Wagen. Mehr als ein Buick war nicht drin.«
Dwain Hamilton nickte. »Und wo ist der Mann abgeblieben?«
»Er ist bereits in die Klinik gebracht worden. Ich wollte gerade eine Überprüfung veranlassen, bevor du hier aufgekreuzt bist.«
»Wenn es stimmt, was Louis beobachtet hat, dann wäre es möglich, dass der Doc betrunken ist. Ich fahre selbst ins Krankenhaus. Mach du hier weiter. Wenn die Fabriken in zwei Stunden schließen, dann haben wird ein Verkehrschaos bis hinauf nach Albuquerque.«
Kennedy Space Center, Florida
Professor Thomas Brandon, Professor Robert Buchhorn, Dr. Suzannah Shane und Dr. Brian Saint-Claire, die zusammen das zweite Team bildeten, hatten sich in den ihnen zugewiesenen Besprechungsraum im Space Center Hospital zurückgezogen und studierten die bisherigen Untersuchungsberichte der beiden erkrankten Astronauten. Brian hielt nicht viel davon, er hatte vorgeschlagen, sofort mit eigenen Untersuchungen zu beginnen, doch Brandon hatte seinen Vorschlag mit einer abfälligen Geste abgetan. »Dazu haben wir später ausreichend Zeit, ich denke, für eine erste Beurteilung des Falles sollten wir uns einen Überblick über die Aktenlage verschaffen«, hatte er geantwortet und seine Nase wieder in seinen Aktenordner gesteckt.
Brian hatte sich Zurückhaltung auferlegt, und so schwieg er und widmete sich ebenfalls den unzähligen Protokollen, Messdaten und Diagrammen. Als er die Abschrift des Funkverkehrs zwischen dem Piloten der Discovery und der Bodenkontrolle las, wurde er stutzig.
Discovery/Gibson: »Was los war? Der verdammte Sturm war näher, als ihr dachtet. Hat uns ganz schön durchgewirbelt. Beinahe wären wir abgeschmiert. Ich glaube, in den Wolken steckte etwas …«
Groundcontrol: »Was heißt das? Geht es euch gut?«
»›Ich glaube, in den Wolken steckte etwas …‹«, zitierte Brian Saint-Claire aus dem Protokoll.
»Was?«, fragte Suzannah.
»So steht es im Protokoll der Funküberwachung zwischen dem Shuttle und der Bodenkontrolle«, erklärte Brian. »Ziegler und Sanders schliefen während des Landeanflugs. Nur Gibson, der Pilot, war wach. Er leidet als Einziger nicht unter diesen Symptomen.«
»Unser Geisterjäger hat Lunte gerochen«, scherzte Brandon. »Wenn die beiden geschlafen haben, dann haben sie doch überhaupt nichts von dem Drama mitbekommen, das sich während der Landung der Discovery abspielte.«
»Oh, da täuschen Sie sich«, warf Robert Buchhorn ein. »In einem Forschungsprojekt, das wir vor ein paar Jahren an der Universität in Basel durchgeführt haben, stellten wir in den Nicht-REM-Phasen eine deutliche mentale Reaktion des Gehirns auf äußerliche Stressfaktoren fest. Es ist falsch, wenn man behauptet, dass ein Schläfer seine Umwelt nicht wahrnimmt. Der Körper mag im Schlaf in eine Ruhephase übergegangen sein, das Gehirn jedoch ist manchmal sogar außergewöhnlich empfänglich für äußere Einflüsse.«
Brandon schwieg.
»Auffallend sind die extremen panischen Reaktionen und die gesteigerten Stresssymptome, die sich in einem bedenklichen Maß auf das Herz-Kreislauf-System auswirken könnten. Einhergehend mit der Umkehr der REM- und der Nicht-REM-Phasen sowie den regen Aktivitäten im limbischen System und der Amygdala, wie uns die Magnetresonanztomografie zeigt«, fasste Suzannah Shane die bisherigen Messergebnisse der medizinischen Abteilung des Space Center Hospital zusammen. »Diese beiden Männer leiden unter Todesangst, die durch unbekannte Umstände hervorgerufen worden ist; jedenfalls müssen sie sie selbst erlebt oder sonst irgendwie aufgenommen haben. Vielleicht sogar im Traum. Quasi ein doppelter Pavor nocturnus, denn die Schlafenden erzählen unabhängig voneinander im Schlaf von ihrer Wahrnehmung. So etwas ist überaus ungewöhnlich und wurde bislang noch nie publiziert, aber wir können unsere Augen vor den Messdaten nicht verschließen.«
»Da bin ich mit Ihnen einer Meinung, Frau Kollegin«, antwortete Buchhorn. »Eine sensorische Erregung, ich nehme an, der Sturm, die Gefahr an Bord des Shuttles und der drohende Absturz der Raumfähre führten in einer Nicht-REM-Phase zu einem Kernsymbol der späteren Traumhandlung. Und diese Katastrophe läuft nun Tag für Tag, Stunde um Stunde in den Köpfen der beiden Unglücklichen ab.«
»Und dieser Traum vom eigenen Ende wurde durch die weiteren Ereignisse, den Blitzeinschlag vielleicht, zu einer Endlosschleife manifestiert«, mutmaßte
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