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Die dritte Ebene

Die dritte Ebene

Titel: Die dritte Ebene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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hatte ihm ein Leben in Langeweile und Eintönigkeit erspart.

 
    Z WEITES B UCH

     
     
    Tiefe
     

Frühsommer 2004

1
Kennedy Space Center, Florida
    Professor Wayne Chang blickte fassungslos auf das beschädigte Spaceshuttle, das in einem gigantischen Hangar zur Untersuchung abgestellt worden war. Es musste in einen außergewöhnlich heftigen Eisregen mit mindestens faustgroßen Eisklumpen geraten sein. Die Nase der Raumfähre war eingedellt, die Kacheln des Hitzeschilds waren reihenweise gesprungen und abgeplatzt. Die Löcher im Rumpf des Schiffes wirkten wie Einschüsse. An der Unterseite der Discovery in Höhe des vorderen Fahrwerks gähnte ein großes Loch. Auch dort und an den äußeren Rändern der Tragflächen fehlten großflächig die thermischen Schutzschichten. Oberhalb der rechten Tragfläche befand sich ein weiteres Leck in der Isolierschicht. Dort wiesen die weißen Schutzkacheln an den scharfkantigen Rändern schwarze Schlieren auf.
    NASA-Techniker in weißen Schutzanzügen waren damit beschäftigt, mit aller Sorgfalt den Triebwerksabschnitt vom übrigen Shuttle zu trennen. Mechaniker in blauen Overalls mit der Aufschrift Rockwell International auf dem Rücken arbeiteten am Chassis. Allenthalben herrschte hektische Betriebsamkeit. Stück um Stück, Teil um Teil wurde der Discovery das Innenleben entnommen, registriert und dann zur Untersuchung an die Ingenieure und Techniker im hinteren Teil der Halle weitergeleitet.
    »Es ist wohl schrottreif, so wie es aussieht«, sagte Wayne Chang, an Dr. White Eagle gewandt.
    »Das kriegen wir schon wieder hin«, antwortete die NASA-Technikerin. »Aber der Systemfehler bereitet mir echtes Kopfzerbrechen. Es wäre schön, wenn Sie mir hier und jetzt sagen könnten, dass ein Blitz das Durcheinander angerichtet hat. Das würde uns eine Menge Zeit sparen.«
    »Das kann ich leider nicht«, sagte Wayne. »Dazu müsste ich mehr über die Funktionsweise einer Cäsiumuhr wissen. Eines kann ich aber jetzt schon sagen. Die äußerlichen Schäden könnten durchaus von einem Hagelschauer stammen, und es wäre auch nicht das erste Mal, dass ein Flächenblitz, der sich innerhalb einer Wolke ausbreitet, in einen Flugkörper eindringt, der gerade die Wolke durchfliegt. Vor allem, wenn der Flugkörper bereits derartige Beschädigungen aufweist. So etwas kommt zwar äußerst selten vor, aber es kann nicht gänzlich ausgeschlossen werden.«
    Unbemerkt hatte sich Professor Haarmann zu den beiden Wissenschaftlern gesellt. »Die Funktionsweise einer Cäsiumuhr«, sagte er, »ist eigentlich relativ einfach zu erklären. Ein Cäsium-Atomstrahl passiert einen Magneten, der die Funktion eines Polarisators erfüllt und die Atome in die gewünschte Richtung lenkt. Dieser zustandsselektierte Atomstrahl mit dem bestimmten Energiezustand tritt in einen Mikrowellenresonator ein. Dort werden die Atome dann mit einem Mikrowellenfeld bestrahlt, sodass sie im Resonanzfall in einen anderen Energiezustand übergehen. Ein Analysatormagnet lenkt die Atome auf einen heißen Draht, dadurch wandeln sich die Cäsiumatome zu positiven Ionen um, die durch einen magnetischen Massenfilter auf die erste Dynode eines Sekundärelektronenvervielfachers verteilt werden. Es entsteht ein atomares Resonanzsignal, dessen Breite im Bereich von 50-500 Herz liegt und durch die Flugzeit der Atome entlang der Resonatorlänge bestimmt wird. Cäsium eignet sich deshalb so ausgezeichnet für eine Atomuhr, weil es nur ein einziges stabiles Cäsium-Isotop in der Natur gibt und bereits bei hundert Grad Celsius ein wirksamer Atomstrahl erzeugt wird. Dadurch liegt der Ionisationswirkungsgrad des Detektors bei hundert Prozent.«
    Wayne Chang bemühte sich um eine gleichgültige Miene. »Dann ist ja alles klar«, sagte er. »Kurz gesagt, wird der Zeitfaktor quasi durch die Zerfallszeit von Cäsiumatomen bestimmt.«
    Professor Haarmann lächelte. »Das ist eine sehr laienhafte Darstellung, und doch trifft sie den Nagel auf den Kopf. Durch die erzeugte Frequenz wird ein Modulator angesteuert, der wiederum das Signal an einen Quarz-Oszillator weitergibt. Die Uhr funktioniert auf die Nanosekunde genau und weicht in einem Zeitraum von 100000 Jahren maximal um eine Sekunde ab.«
    »In unserem Fall beträgt der Zeitunterschied 0,667 Sekunden, und das in weniger als einer Stunde«, sagte Dr. Lisa White Eagle. »Das ist im Vergleich zu dem Durchschnittswert beinahe eine Ewigkeit.«
    »Und doch theoretisch möglich«, erwiderte Professor

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