Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter
doch vor Augen, was das europäische Wasserstoffprogramm so wahrhaft visionär macht. Es ist unser erklärtes Ziel, bis zur Mitte des Jahrhunderts Schritt für Schritt den Umstieg auf eine vollstufig integrierte Wasserstoffwirtschaft auf der Basis erneuerbarer Energien zu vollziehen.« 83 Damit stand auch Säule III.
2006 bereitete ich ein zweites Memo zum Thema für Kanzlerin Angela Merkel vor, in dem ich ihr vorschlug, eine eigene Forschungs- und Entwicklungsinitiative »Wasserstoff« ins Leben zu rufen. Was man |66| dann auch tat. Merkel bewilligte erhebliche Mittel zur Förderung dieser Speichertechnologie. 2007 gab die Europäische Kommission unter Präsident Barroso eine mit 7,4 Milliarden Euro ausgestattete öffentlichprivate Partnerschaft für eine gemeinsame Technologieinitiative (Joint Technology Initiative) bekannt. Ihr Ziel ist es, die Wasserstofftechnologie aus dem Forschungs-und-Entwicklungs-Stadium heraus und ans Netz zu bekommen. 84
Die ersten drei Säulen – die Schaffung einer neuen Energieordnung, die Nutzung vorhandener Bausubstanz als Mikrokraftwerke und die teilweise Speicherung der erzeugten Energie mittels Wasserstoff – legten die vierte Säule nahe: eine Möglichkeit, die in Millionen Gebäuden erzeugte und gespeicherte Energie in Europas Gemeinden zu verteilen.
Das Energie-Internet
Der Gedanke eines intelligenten Stromnetzes begann sich etwa um 2005 zu verbreiten, war aber noch von keiner offiziellen EU-Initiative aufgegriffen worden. IBM, Cisco Systems, Siemens und General Electric (GE) bereiteten sich auf den Einstieg in das Gebiet vor. Man hoffte, mit einem intelligenten Netz den neuen Superhighway für den Transport von Elektronen zu bauen. Es geht darum, das bestehende Stromnetz zu einem Info-Energie-Netz umzurüsten, das es Millionen kleiner Stromerzeuger ermöglicht, Überschüsse als Gleiche unter Gleichen in einem Peer-to-Peer-Netz zu teilen.
Dieses intelligente Energienetz wird praktisch jede Facette des Lebens einschließen. Privathäuser, Büros, Fabriken, Fahrzeuge – alles wird unablässig miteinander kommunizieren und Informationen und Energie austauschen. Rund um die Uhr. Intelligente Versorgungsnetze werden sich auf das Wetter abstimmen, was es ihnen erlaubt, Stromfluss und interne Temperaturen jederzeit sowohl den Wetterbedingungen als auch dem Verbraucherbedarf anzupassen. Außerdem wird das Netz in der Lage sein, den Stromverbrauch von Geräten zu regeln. Wenn es also zu Spitzenlasten und einer potenziellen Überlastung kommt, kann die |67| Software zum Beispiel, um Strom zu sparen, irgendwo eine Waschmaschine anweisen, einen Spülgang pro Füllung zu übergehen.
Da sich der tatsächliche Strompreis im Netz innerhalb eines beliebigen 24-Stunden-Tages pausenlos ändert, sorgen digitale Zähler mit Echtzeitinformationen für eine dynamische Preisgestaltung. So könnte der Konsument seinen Stromverbrauch dem jeweiligen Preispegel entsprechend automatisch senken oder erhöhen. Verbraucher, die sich zu geringfügigen Anpassungen ihres Stromverbrauchs bereit erklären, werden mit Gutschriften auf der Stromrechnung belohnt. Die dynamische Preisgestaltung wird lokale Energieproduzenten auch ständig darüber informieren, wann man seinen Strom am besten ins Netz verkauft oder ganz vom Netz geht.
Die amerikanische Regierung hat kürzlich Mittel für die Entwicklung eines landesweiten intelligenten Netzes bewilligt. Diese Mittel sollen der Installation digitaler Stromzähler, Netzsensoren und Energiespeicher dienen, die für eine Hightech-Stromverteilung nötig sind. Die Maßnahme wird das bestehende Stromnetz in ein Energie-»Internetz« verwandeln. CPS Energy in San Antonio, Texas, Excel Utility in Boulder, Colorado, sowie die Pacific Gas and Electric Company, Sempra Energy und Southern ConEdison in Kalifornien werden bereits in den nächsten Jahren die ersten Abschnitte eines intelligenten Netzes angehen.
Das intelligente Stromnetz ist das Rückgrat der neuen Wirtschaft. So wie das Internet Tausende von neuen Geschäften und Millionen von Arbeitsplätzen geschaffen hat, wird das auch beim intelligenten Stromnetz der Fall sein – nur dass »dieses Netz hundert- oder tausendmal größer wird als das Internet«, sagte Marie Hattar, Vice President of Marketing von Ciscos Network Systems Solutions Group. »Manche Haushalte haben Internetzugang, andere nicht. Einen Stromanschluss hat jeder – all diese Haushalte könnte man potenziell miteinander verbinden«. 85
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