Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter

Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter

Titel: Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
Vom Netzwerk:
zwanzig Jahren werde ich von führenden Köpfen aus Politik und Wirtschaft immer wieder gefragt: »Wie wollen Sie denn den Energiebedarf einer komplexen Weltwirtschaft bloß mit ›weichen‹ erneuerbaren |68| Energien decken?« Die alte Garde in Regierungsämtern und in der Versorgungswirtschaft ist sich des Potenzials dezentraler Macht, das Wesen von Energie an sich zu verändern, ebenso wenig bewusst wie seinerzeit die Musikmogule, als sie sich mit dem Filesharing konfrontiert sahen.
    Die Erfindung von Netz-Informationstechnologien der zweiten Generation ist dabei, das ökonomische Gleichgewicht der Kräfte zu verschieben, weg von den alten, zentralisierten Energieträgern hin zu den neuen dezentralen, erneuerbaren Energien. Wir verfügen heute über hochentwickelte Software, die Firmen und Industrien die Vernetzung von Hunderttausenden, ja Millionen von kleinen Desktop-Computern erlaubt. Vernetzt übersteigt ihre laterale Macht die Rechenleistung der größten zentralisierten Supercomputer der Welt um ein Vielfaches.
    Ähnlich setzt man heute Netz-IT in mehreren Regionen der Welt zur Umgestaltung des Stromnetzes ein. Wenn Millionen von Gebäuden vor Ort erneuerbare Energien sammeln, Überschüsse in Form von Wasserstoff speichern und mit Millionen anderen über intelligente »Interstromnetze« teilen, so stellt die daraus resultierende laterale Macht alles in den Schatten, was bisher von zentralen Atom-, Kohle- oder Gaskraftwerken erzeugt werden konnte.
    Laut einer Studie der niederländischen Energie-Consulting-Firma KEMA für die GridWise Alliance – das ist ein amerikanischer Interessenverband für intelligente Netze von IT-Industrie, Versorgungsunternehmen, Akademikern und Wagniskapitalgebern – würden bereits bescheidene 16 Milliarden Dollar staatlicher Anreize, um das nationale Stromnetz intelligent zu machen, Projekte im Gesamtwert von 64 Milliarden Dollar anstoßen und 280   000 direkte Arbeitsplätze schaffen. 86 Da das intelligente Netz entscheidend ist für das Wachstum der anderen vier Säulen, wird es für Hunderttausende zusätzlicher Arbeitsplätze in den Sektoren regenerative Energien, Bauwirtschaft und Immobilien sorgen, ganz zu schweigen von den Herstellern von Wasserstoffspeichern und Elektrofahrzeugen, die alle auf das intelligente Netz als Startplattform angewiesen sind. Diese Schätzungen sind jedoch klein im Vergleich zur Zahl der Arbeitsplätze, die mithilfe der Billion Euro entstehen |69| werden, die nach Ansicht der Europäischen Kommission in den kommenden zehn Jahren an öffentlichen und privaten Investitionen nötig sind, um das dezentrale intelligente Stromnetz im größten Wirtschaftsraum der Welt online zu bringen. 87
    Die heutige Vorstellung von einem »dezentralen« intelligenten Stromnetz entspricht nicht dem, was sich die meisten der großen Hersteller von Informations- und Kommunikationstechnologie vorgestellt hatten, als man von intelligenten Versorgungsnetzen zu sprechen begann. Ihre frühe Vision sah ein »zentralisiertes« intelligentes Netz vor. Sie stellten sich vor, das bestehende Stromnetz durch die Installation von intelligenten Zählern und Sensoren zu digitalisieren, damit Versorgungsunternehmen aus der Ferne Informationen wie etwa aktuellste Angaben zum Elektrizitätsfluss sammeln könnten. Ziel war dabei, den Strom effizienter durch das Netz zu transportieren, Unterhalts- und Wartungskosten zu senken und präzisere Aufzeichnungen über den Verbrauch ihrer Kunden zu führen. Ihre Pläne stellten eine Reform dar, aber keine Revolution. Meines Wissens sprach man kaum darüber, Internettechnologie zur Umgestaltung des Stromnetzes in ein interaktives Info-Energie-Netz einzusetzen, das es Millionen von Menschen ermöglichen würde, ihre eigene erneuerbare Energie zu produzieren und mit anderen zu teilen.
    2005 begann ich mit deutschen IBM-Executives eine Korrespondenz über künftige Einsatzmöglichkeiten eines intelligenten Netzes. Ich hatte in meinen Seminaren für Führungskräfte an der Wharton School und in Referaten bei Versorgungsunternehmen wie Scottish Power, Cinergy und National Grid die Möglichkeit einer Umgestaltung des Stromnetzes zu einem »Internetz« zum »Sharing« von Energie gepriesen. Der Gedanke eines intelligenten Stromnetzes war 2002 auch das zentrale Thema meines Buchs
Die H2-Revolution
. Aber ich war nicht der einzige, der davon sprach. Besonders Amory Lovins, aber auch eine Reihe anderer besessener Versorgungsexperten hatten sich seit

Weitere Kostenlose Bücher