Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter
Power Authority und North East Utilities ein. In Berlin haben die |78| Daimler AG und RWE, einer der größten deutschen Energieversorger, ein Projekt aus der Taufe gehoben, in der Bundeshauptstadt ein Netz von Ladestationen für elektrische Smart- und Mercedes-Modelle zu installieren. Toyota hat sich mit Frankreichs größtem Energieversorger EDF zum Aufbau von Ladenetzen in Frankreich und anderen Ländern zusammengetan.
Kleine Firmen wie Aero Vironment, Coulomb Technologies und ECOtality sind bereits in den Markt für Ladestationen eingestiegen; GE, Siemens und Eaton bereiten sich darauf vor, ihnen mit eigenen Ladegeräten Konkurrenz zu machen. Die meisten Ladestationen, die zwischen 3000 und 5000 Dollar per Einheit kosten, gehen heute an Kommunen, die damit öffentliche Ladedocks bestücken. Die Hersteller beginnen sich jedoch zunehmend auch für den potenziell lukrativen Privatmarkt zu interessieren in der Hoffnung, dass Millionen künftiger Käufer von Elektroautos die 1000 Dollar für ihr eigenes Heimladegerät investieren. Man erwartet, dass der Markt um das Laden von Elektrofahrzeugen mit zunehmender Produktion von gegenwärtig 69 Millionen Dollar jährlich bis 2013 auf 1,3 Milliarden Dollar anwachsen wird. 94
Einer 2010 von der international tätigen Management-Consulting-Firma PRTM durchgeführten Studie zufolge wird die Wertschöpfungskette um das Elektrofahrzeug bis 2020 auf 300 Milliarden Dollar steigen und weltweit für mehr als eine Million Arbeitsplätze sorgen. Die besonders nachdrücklichen Bemühungen amerikanischer Autohersteller könnten für mehr als 275 000 dieser Arbeitsplätze verantwortlich sein. 95
Bis spätestens 2030 wird es praktisch überall Ladestationen für Elektro- und Brennstoffzellenfahrzeuge geben. Voraussetzung dafür ist freilich eine dezentrale Infrastruktur, die sowohl die Entnahme von Strom aus dem Netz als auch das Einspeisen ins Netz erlaubt. Bis 2040, so schätzt man, werden 75 Prozent der mit leichten Nutzfahrzeugen zurückgelegten Entfernungen mit Elektrizität bewältigt werden. 96
Wie gewaltig das Aufkommen an dezentralem Strom einer DIR-Infrastruktur sein wird, mag deutlich werden, wenn wir uns das Potenzial von Elektro- und Brennstoffzellenfahrzeugen als rollende Mikrokraftwerke ansehen. Da ein typisches Fahrzeug zu 96 Prozent ungenutzt |79| herumsteht, lässt es sich in das interaktive Stromnetz einklinken, um Premiumstrom zurück ans Netz abzuführen. Eine ganz mit Strom bzw. Wasserstoff betriebene Fahrzeugflotte böte das Vierfache an Speicherkapazität des gesamten bestehenden Stromnetzes der USA. Würden nur 25 Prozent der Fahrzeuge Strom zurück ans Netz verkaufen – zu Höchstpreisen –, ersetzte dies sämtliche konventionellen, zentralen Kraftwerke im Land. 97
Die Autohersteller versuchen in heftiger Konkurrenz zueinander, Steckdosen- und Brennstoffzellenfahrzeuge auf den Markt zu bringen. Innerhalb der Autoindustrie jedoch gibt es hitzige Diskussionen zwischen denen, die für Elektrofahrzeuge sind, und denen, deren Ansicht nach Elektrofahrzeuge nur eine Übergangsstrategie zum voll funktionsfähigen Wasserstofftransport sind. Die meisten Autofirmen arbeiten sowohl an Elektro- als auch an Wasserstofffahrzeugen – auch die Daimler AG. Ihre Geschäftsleitung ist besonders optimistisch, was Brennstoffzellenfahrzeuge angeht. Lassen Sie mich Ihnen erzählen, wie ich von Daimlers Plänen erfuhr.
Ich hatte Jens Weidmann, den heutigen Bundesbankchef, damals Angela Merkels Wirtschaftsberater, gefragt, ob die Kanzlerin bereit wäre, ein kleines Abendessen für ein Dutzend führender Leute der deutschen Wirtschaft zu geben, um die Zukunftsaussichten für eine grüne deutsche Wirtschaft zu diskutieren. Wie der Zufall es wollte, war erst Wochen zuvor das weltweite Finanzsystem zusammengebrochen. Die Stimmung beim Essen war entsprechend ernst und gedämpft. Irgendwann während des Abends kam ein Bote in den Saal und flüsterte der Kanzlerin etwas in Ohr. Sie unterbrach die Tischdiskussion mit der Nachricht, das amerikanische Repräsentantenhaus habe soeben Präsident Bushs Rettungspaket abgelehnt. Ihre Worte trafen auf ungläubiges Staunen. Ich konnte sehen, wie jeder der Anwesenden sofort überlegte, wie sich dieses Veto im Kongress auf sein Unternehmen auswirken würde.
In der Absicht, die Stimmung etwas aufzuhellen und eine optimistischere Diskussion einzuleiten, fragte die Kanzlerin Dieter Zetsche, den Vorstandsvorsitzenden der Daimler AG, nach den
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