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Die dritte Jungfrau

Die dritte Jungfrau

Titel: Die dritte Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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noch mal eine ganze Weile.«
    »Er hat aber seinen Urlaub schon genommen«, ließ Estalère verlauten.
    Estalères gewissenhafter Einwurf hatte eine besänftigende Wirkung, wie wenn man ein kleines, gelbgestrichenes Fenster in einem verräucherten Zimmer öffnet.
    »Dann wird er eben noch mal welchen nehmen müssen«, antwortete Adamsberg, schon leiser. »Wir bilden jetzt die Teams«, sagte er und warf einen Blick auf seine Uhren. »Gehen Sie rüber in die Brigade, und holen Sie sich die Fotos von der Krankenschwester. Danglard ist Koordinator.«
    »Nicht Sie?« fragte Lamarre.
    »Nein, ich gehe als erster. Mit Veyrenc.«
    Keiner begriff so richtig die paradoxe Situation, weder Adamsberg noch Veyrenc, der nicht den geringsten Vers zustande brachte, um sein Gleichgewicht wiederzufinden. Veyrenc war plötzlich zum Beschützer des Kommissars berufen und Adamsberg zu Veyrencs Verteidiger geworden, Gunstbezeigungen, die weder der eine noch der andere gewollt hatte. Provokation bringt unerwünschte Effekte hervor, dachte Adamsberg.
     
    Die beiden Männer liefen zwei Stunden lang über den Markt, wobei sie es so einrichteten, daß sie nicht direkt miteinander reden mußten. Veyrenc übernahm den Hauptteil der Befragungen, während der Kommissar träge auf der Suche nach einem nicht näher bestimmten Gegenstand herumstöberte. Der Tag neigte sich seinem Ende zu, Adamsberg deutete auf eine stehengelassene Holzkiste und beschloß, dort eine Pause einzulegen. Sie setzten sich jeder auf ein Ende der Kiste, wobei sie den größtmöglichen Platz zwischen sich ließen. Veyrenc zündete sich eine Zigarette an, der Qualm als Gesprächsersatz.
    »Schwierige Zusammenarbeit«, sagte Adamsberg, das Kinn auf die Faust gestützt.
    »Ja«, gab Veyrenc zu.
    »Sie spiel’n ihr Spiel mit uns, den Göttern ist’s egal, was unsere Absicht ist, ihr Würfel trifft die Wahl.«
    »Ganz sicher ist es so, Lieutenant, die Götter sind’s. Sie langweilen sich, also trinken sie, also spielen sie, und wir stehen ihnen wie blöde im Weg. Alle beide. Mit unseren Plänen, die sie zu ihrem reinen Vergnügen komplett durchkreuzen.«
    »Sie brauchen keinen Außendienst zu machen, Kommissar. Wieso sind Sie nicht in der Brigade geblieben?«
    »Weil ich einen Feuerschirm suche.«
    »Ah, Sie haben einen Kamin?«
    »Ja. Und wenn Tom erst laufen kann, wird es gefährlich werden. Ich suche einen Kaminschirm.«
    »In der Allée de la Roue habe ich einen gesehen. Mit etwas Glück ist der Stand noch geöffnet.«
    »Das hätten Sie auch eher sagen können.«
     
    Eine halbe Stunde später, es war schon dunkel, kehrten die zwei Männer durch eine Flohmarktgasse zurück, zu zweit trugen sie einen schweren alten Kaminschirm, über dessen Preis Veyrenc lange verhandelt hatte, während Adamsberg seine Standfestigkeit geprüft hatte.
    »Der ist prima«, sagte Veyrenc und stellte ihn neben dem Auto ab. »Schön, stabil, nicht teuer.«
    »Er ist prima«, bestätigte Adamsberg. »Heben Sie ihn auf den Rücksitz, ich ziehe von der anderen Seite.«
    Adamsberg setzte sich wieder ans Steuer, Veyrenc, neben ihm, schnallte sich an.
    »Darf ich rauchen?«
    »Nur zu«, sagte Adamsberg und fuhr los. »Ich habe lange geraucht. Alle Jungs rauchten heimlich in Caldhez. Ich nehme an, bei Ihnen in Laubazac war’s genauso.«
    Veyrenc kurbelte das Fenster herunter.
    »Wieso sagen Sie ›in Laubazac‹?«
    »Weil Sie dort gewohnt haben, zwei Kilometer vom Weinberg Veyrenc de Bilhc entfernt.«
    Adamsberg fuhr behutsam, nahm die Kurven geschmeidig.
    »Ist das wichtig?«
    »Weil Sie dort, in Laubazac, überfallen worden sind. Und nicht auf dem Weinberg. Warum lügen Sie, Veyrenc?«
    »Ich lüge nicht, Kommissar. Es war auf dem Weinberg.«
    »Es war in Laubazac. Auf der Hochwiese, hinter der Kapelle.«
    »Wurden Sie oder wurde ich überfallen?«
    »Sie.«
    »Also muß ich wohl wissen, wovon ich rede. Wenn ich sage, es war auf dem Weinberg, war’s auch auf dem Weinberg.«
    Adamsberg blieb an einer roten Ampel stehen und warf einen Blick auf seinen Kollegen. Veyrenc war ehrlich, ohne jeden Zweifel.
    »Nein, Veyrenc«, sagte Adamsberg und fuhr weiter, »es war in Laubazac, auf der Hochwiese. Dort nämlich trafen die fünf Kerle ein, die aus dem Gave-Tal kamen.«
    »Die fünf Mistkerle, die aus Caldhez kamen.«
    »Genau. Aber sie haben ihren Fuß nie in den Weinberg gesetzt. Sie sind auf die Hochwiese gekommen, und dorthin sind sie über den Chemin des Rocailles gelangt.«
    »Nein.«
    »Doch. Der

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