Die dritte Klaue Gottes: SF-Thriller
hübschen kleinen Vorrat an Papier auszustatten, idealerweise Briefpapier mit dem Wappen der Bettelhines. Ja, natürlich, gab Jelaine mit funkelnden Augen und giftigem Tonfall zurück, denn genau so eine Situation träte selbstverständlich immer wieder ein.
Der Notwendigkeit gehorchend, öffnete Philip am Ende mit kläglicher Miene eine Vitrine im Salon und riss zwei leere Seiten aus der Familienchronik der Bettelhines, die zwei Jahrzehnte zuvor von irgendeinem Großgroßonkel oder Cousin zwanzigsten Grades oder irgendeinem anderen Vorfahren irgendeiner Art in Auftrag gegeben wurde und ihre letzte Heimat an Bord der Kutsche gefunden hatte, weil sie eben die königliche Aura mit sich brachte, die die Bettelhines so gern zur Schau trugen. Die Suche nach einem Schreibwerkzeug hätte ähnliches Kopfzerbrechen bereitet, hätte Dejah nicht schlicht in ihre Tasche gegriffen und einen glitzernden goldenen Zylinder zum Vorschein gebracht, den sie als persönliche Waffe auswies, der jedoch auf kleinster Stufe imstande war, haarfeinde, verkohlte Linien auf dem Papier zu hinterlassen.
Zu diesem Zeitpunkt war niemand in der Stimmung, ihr Vorwürfe zu machen, weil sie eine Waffe an den Sicherheitsleuten auf Layabout vorbeigeschmuggelt hatte.
Vernon Wethers, der von sich behauptete, eine hervorragende Handschrift zu haben, beschriftete das Blatt mit kursiven Lettern, die elegant genug waren, sogar der klotzigen Merkantilschrift Schönheit zu verleihen. Eingeleitet wurde der Text durch eine Reihe von Symbolen, die von allen drei Bettelhines als Kennzeichen des Inneren Kreises identifiziert wurden und den Empfängern vermitteln sollten, dass die Bettelhines bei der Abfassung dessen, was folgte, die Hände im Spiel hatten.
An Colonel Antrec Pescziuwicz: Wir sind die überlebenden Passagiere und die Mannschaft der Königlichen Kutsche der Familie Bettelhine. Eine Person an Bord, der Bocai-Akademiker, der als der Khaajiir bekannt war, wurde von unbekannter Seite ermordet, wobei eine Klaue Gottes K'cenhowten'scher Herkunft zum Einsatz kam. Vorläufige Ermittlungen wurden von den drei Bettelhine-Geschwistern an Bord autorisiert und werden von Counselor Andrea Cort von der Hom.Sap-Konföderation geleitet, die als Ehrengast von Hans Bettelhine an Bord ist. Wir konnten den Mörder bisher nicht ausfindig machen und keine Verbindung zwischen diesem Vorfall und dem, der sich zuvor auf Layabout ereignet hat, herstellen. Wir alle befinden uns derzeit im Frachtbereich und behalten die externen Monitore im Auge. Sollten Sie uns irgendetwas mitteilen wollen, das unsere Überlebenschancen erhöhen könnte, so wäre jetzt der passende Zeitpunkt.
Philip Bettelhine
Jason Bettelhine
Jelaine Bettelhine
Monday Brown
Vernon Wethers
Dina Pearlman
Farley Pearlman
Dejah Shapiro
Andrea Cort
Oscin Porrinyard
Skye Porrinyard
Arturo Mendez
Loyal Jeck
Colette Wilson Paakth-Doy
Die Worte stammten größtenteils von mir, aber die Bettelhines hatten diverse Korrekturen hinzugefügt, unter denen die bemerkenswerteste von Philip stammte, der darauf bestanden hatte, dass ich auf mich selbst als seines Vaters »Ehrengast« hinwies.
»Gut aufgepasst«, sagte Jelaine. »Das hätte mir auch ins Auge springen müssen.«
Nun endlich fiel mir die besondere Betonung auf, die dieses Wort die ganze Zeit erhalten hatte. »Entgeht mir irgendetwas?«
Der erschrockene Ausdruck eines Mannes, der gerade daran erinnert worden war, dass er sich mit meiner Anwesenheit bisher gar nicht hatte anfreunden können, flackerte über Philips Gesicht. »Wissen Sie das nicht? Hat Ihnen niemand erklärt, was das bedeutet?«
»Jedenfalls kann man nicht sagen, ich hätte nicht gefragt.«
»Nein. Ich meine nicht den Grund für Ihre Anwesenheit, der, wie ich bereits sagte, auch mir nach wie vor ein Rätsel ist. Ich spreche von den diversen protokollarischen Ebenen gegenüber Gästen.«
»Davon höre ich zum ersten Mal.«
Er maß Jason und Jelaine mit finsterem Blick. »Wie konntet ihr ihr das verschweigen?«
Jelaines Hand flatterte an ihre Lippen. »Wir haben versucht, alles ein bisschen herunterzuspielen, bis Vater Gelegenheit hat, mit ihr zu sprechen.«
Philip schüttelte ungläubig den Kopf, ehe er sich mir zuwandte und sagte: »Dann werde ich Ihnen jetzt sagen, was die beiden Ihnen nicht verraten haben. Während der letzten vier Generationen oder so hat die Familie eine Rangordnung benutzt, um festzulegen, welches Maß der Gastfreundschaft unseren würdigen
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