Die dritte Klaue Gottes: SF-Thriller
gilt von jetzt an noch für zehn Sekunden.«
Als Dejah vortrat, dachte ich erst, sie wolle ihre Schuld eingestehen und das Angebot annehmen, aber nein, sie fügte nur hinzu: »Ich werde für dieses Angebot einstehen, sollte er es nicht tun.«
In der nun folgenden Stille musterte ich die Gesichter der Anwesenden auf der Suche nach einem Ausdruck der Unsicherheit, der Unentschlossenheit, den ich von jedem solchermaßen in Versuchung geführten Missetäter erwartet hätte.
Nach ein paar Sekunden sagte Philip: »Die Zeit ist abgelaufen.«
Dejah ließ ein Grinsen aufblitzen. »Es ist sogar schon eine halbe Minute vergangen, mein Lieber. Aber niemand wollte etwas sagen und damit womöglich einem Mörder den Weg versperren, der noch keinen Entschluss hat fassen können.«
Jelaine verbarg ein vages Lächeln hinter den Fingern. »Es tut mir leid, Leute, aber ich habe die Digitaluhr in der Konsole da drüben im Auge behalten. Es waren beinahe vierzig Sekunden.«
Philip nickte. »Der Mistkerl ist sich seiner Sache sicher, wer immer er ist.«
»Ein echtes Arschloch«, stimmten die Porrinyards zu.
Wie nicht anders zu erwarten, trieb Dina Pearlman die Sache gleich darauf einen Schritt zu weit. »Ich gebe gern zu, dass ich mir überlegt habe, wie ich diesen Lohn für mich hätte beanspruchen können. Für so ein Angebot hätte ich den Khaajiir gleich zwanzigmal ermordet.«
Dejah bedachte sie mit einem ausgesprochen kurzen Blick. »Ja, klar, es bräuchte so ein Angebot, damit Sie den Khaajiir umbringen. Er war etwas wert. Sie sind nur noch am Leben, weil bisher noch niemand ein bisschen Kleingeld geboten hat.«
Ihre Worte wurden hie und da mit einem Lächeln quittiert, sogar von Mrs Pearlman, wenn auch widerwillig. Zumindest für den Augenblick waren dies keine keifenden Konkurrenten, die unterschiedliche Absichten verfolgten, keine verängstigten Gefangenen, die darauf warteten, dass jemand von draußen käme, um sie zu retten, sondern Menschen, die eine vereinte Front im Angesicht eines unbekannten und gefährlichen Feindes bildeten.
Ich jedoch setzte keinerlei Vertrauen darauf, dass die Waffenruhe so lange fortdauern würde wie unsere Zwangslage. Aber ich wusste, auf kurze Sicht wäre sie hilfreich, als Philip sagte: »Nun, Counselor? Was jetzt?«
Farley Pearlman meldete sich zu Wort, ehe ich einen Ton sagen konnte, womit er mir unwissentlich einen Gefallen tat, da er meinen vorübergehenden Ideennotstand mit seinen Worten überdeckte. »Gibt es einen Grund, warum wir nicht einfach evakuieren? Das haben wir heute doch schon einmal gemacht. Sicher, wir haben kein Shuttle. Aber es ist ja nicht so, als gäbe es da draußen einen Mangel an Schiffen, die darauf warten, uns zu retten.«
Dejah nagte an ihrem Daumennagel, eine Geste, die einer Gewohnheit, die mich jahrelang geplagt hatte, so nahe war, dass ich bei dem Gedanken daran, wie ich ausgesehen hatte, einen kleinen Stich verspürte. »Ich kann zu nichts dergleichen raten, solange wir nicht wissen, warum all diese Waffen auf uns gerichtet sind.«
»Denken Sie wirklich, die würden auf uns schießen?«, fragte Philip.
Dejah deutete auf das Bild. »Sehen Sie sie sich doch an. Wie Sie gesagt haben, das ist eine klassische Belagerungssituation. Uns oder zumindest die Familienmitglieder an Bord zu retten, muss nach wie vor Priorität haben, es sei denn, es ist ein Staatsstreich im Gange, von dem wir nichts wissen, aber es scheint, als ginge es ihnen in erster Linie um eine Machtdemonstration gegenüber ... irgendjemandem. Können Sie sich vorstellen, was die tun werden, wenn wir plötzlich einen Raumspaziergang unternehmen und die denken, das wäre nicht irgendjemand von uns, sondern unser Mörder unternähme einen Fluchtversuch?«
»Und warum sollten sie nicht einfach ohne tödliche Gewalt intervenieren?«, fragte Philip. »Das müssen sie, wenn die Alternative das Risiko beinhaltet, den Bettelhines zu schaden.«
»Ich wiederhole«, sagte Dejah. »Das beschränkt sich auf das, was wir wissen. Ohne direkten Kontakt können wir aber nicht wissen, was auf ihrer Seite los ist. Wir wissen nicht, warum sie auf Distanz bleiben. Nach dem, was wir wissen, könnte die Lage schlimm genug sein, als planetare Krise eingestuft zu werden.«
»Das ist lächerlich«, sagte Philip. »Ich kann mir keine Notlage vorstellen, die so schlimm ist, dass drei Angehörige des Inneren Kreises als entbehrlich gewertet werden.«
Meine mentale Paralyse ließ nach. »Ich schon.«
Jedes Gesicht im
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