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Die dritte Klaue Gottes: SF-Thriller

Titel: Die dritte Klaue Gottes: SF-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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Interesse daran, Ihnen jederzeit zu sagen, wohin Sie sich wenden und wie Sie reagieren sollen. Wir haben nur Implikationen angesprochen, die Ihnen schon bald selbst bewusst geworden wären. Wir mögen von Zeit zu Zeit zusätzliche Unterstützung gewähren, wie wir es bereits getan haben, als wir andeuteten, dass diese Reise sich der Mühe wert erweisen mag, aber die grundlegende Verantwortung für Ihr Leben bleibt in Ihren Händen.
    Ich verschränkte die Arme vor der Brust und wandte mich grollend ab. Ein nutzloser Zug. Wie in einer reibungsfreien Umgebung kaum anders zu erwarten, wurde aus der abrupten Bewegung eine unfreiwillige Pirouette, die jenes unmögliche, blasierte Gesicht wieder mitten in mein Blickfeld rückte. »Habe ich Ihnen heute schon gesagt, wie sehr ich Sie hasse?«
    War das ein Lächeln, das sich da in den Mundwinkeln des KIquellen-Avatars zeigte?Ja.
    Ich glaubte es nicht. Diese Hurensöhne verhöhnten mich. Und ich stellte fest, dass ich sie noch mehr hasste als je zuvor. »Wenn ich Sie von Ihrem Elend erlöse, dann werde ich sicherstellen, dass es wehtut.«
    Das schiefe Grinsen wurde breiter. Notiert. Inzwischen sollten Sie sich beeilen und die Informationen verkraften, denn wir kommen nun zu dem anderen Grund, warum wir Sie gedrängt haben, Hans Bettelhines Einladung anzunehmen.
    Ich konnte nur wiederholen, was ich schon einige Male zu ihnen gesagt hatte: »Fahrt zur Hölle!«
    Wie Sie wissen, ist das unser größter Wunsch. Aber wir sind heute nicht die Spezies, die sich ihrem Untergang stellen muss.
    Die Stille, die nun eintrat, fühlte sich in jeder mir vorstellbaren Weise an wie eine Totenglocke. »Was?«
    Es hätte nur noch gefehlt, dass der Avatar sich die Lippen leckte, so zufrieden zeigte er sich angesichts der Tatsache, dass er nun meine ungeteilte Aufmerksamkeit genoss. Sie nähern sich mit großer Geschwindigkeit einem der Wendepunkte Ihrer Geschichte, einem Moment von enormer Bedeutung, einem Moment, der sich direkt und indirekt auf das Leben von Millionen auswirken wird. Ganze intelligente Spezies, Ihre eigene eingeschlossen, werden von Auslöschung bedroht sein, wenn sich die folgenden Ereignisse nicht so entwickeln, wie es notwendig ist; und obschon wir gesagt haben, dass jede Bedeutung Ihrer Person auf unserem Einverständnis beruht, haben wir Sie in eine Position gebracht, in der Ihre Entscheidungen helfen werden, die zukünftige Entwicklung zu bestimmen.
    Ich fühlte ein Brennen in meiner Brust. »Und Sie werden mir nicht sagen, was ich tun soll?«
    Sie sind entbehrlich. Ihre Spezies ist entbehrlich. Wir sind an dem Ergebnis nicht interessiert. Wie stets werden wir das, was wir brauchen, dem Prozess selbst entnehmen.
    Ein berüchtigter Mörder hat einmal gesagt, er wünschte, die Welt hätte eine Kehle und er eine Klinge, die scharf genug wäre, sie zu durchtrennen. In diesem Moment hätte ich die ganze Menschheit, die Zukunft, einfach alles dafür geopfert, ein einziges Messer in Händen zu halten, das imstande war, das kollektive Herz der KIquellen zu durchbohren. »Gebt mir irgendwas! Irgendwas!«
    Der Avatar grinste nun über das ganze Gesicht, aber in dem Grinsen lag keine Heiterkeit. Wenn da überhaupt etwas war, dann ahnte ich eine tiefe, die Seele ausdörrende Traurigkeit - nicht verwunderlich im Antlitz einer Intelligenz, die die Menschheit um die Vernichtung beneidete, mit der sie sie gerade erst bedroht hatte.
    Innerhalb einer Stunde wird einer unter Ihnen ermordet.
 
    »Counselor? Hören Sie mich?«
    Die Welt bekam wieder Gewicht. Ich saß immer noch in meiner Suite an Bord der Königlichen Kutsche der Bettelhines. Die Antrec-Pescziuwicz-Projektion starrte mir immer noch aus einer Armeslänge Entfernung entgegen wie eine unwissende Parodie jenes weit sonderbareren Avatars, der soeben die Zerstörung der Fundamente meines Lebens hervorgehoben hatte. Die Sorge in seinen Augen verriet mir, dass ich während der letzten paar Sekunden nicht ansprechbar gewesen war. Softwarescheißern soll man auch für kleine Gefälligkeiten dankbar sein; dadurch, dass sie das Tempo unserer Schnittstelle kontrollierten, hatten sie immerhin verhindert, dass unser Gespräch mehrere Minuten dauerte. Nicht, dass es mir etwas ausgemacht hätte, Pescziuwicz ein wenig lästig zu werden; ich wollte nur nicht, dass er das, was gerade geschehen war, mit Katatonie verwechselte. Oder, schlimmer, mit einer beschämenden Ohnmacht.
    »Counselor?«, hakte er erneut nach.
    »Alles bestens«, beschied

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