Die dritte Klaue Gottes: SF-Thriller
ist mir das auch recht. Aber weißt du was? Geheimnisse sind eine der Besonderheiten, die damit einhergehen, im eigenen Schädel zu leben.«
Ich war noch nicht ganz bereit, meinen Ärger abzustreifen. »Ja, aber ...«
»Ich habe dir mehr gegeben, als ich je einem anderen Einzelwesen gegeben habe. Aber es gibt Dinge in Skyes Vergangenheit und in Oscins Vergangenheit und in meiner Vergangenheit als verbundenes Paar, die mit jemandem zu teilen mir immer Unbehagen verursachen würde. Es gibt Zeiten, in denen andere Leute mir Dinge anvertrauen, die dich nichts angehen. Und es gibt andere Zeiten, in denen ich selbst etwas erkenne, das dich auch nichts angeht. Und dann gibt es noch Zeiten, in denen mit dir nur schwer umzugehen ist und ich ein geheimes Stück meiner selbst brauche, um mich zu ereifern und zu rasen, ehe ich zurückkomme und dir Geduld und ein Lächeln entgegenbringe, statt dir den Kampf zu liefern, von dem du glaubst, du würdest ihn wollen. Das sind die Dinge, die ich dir vorenthalte, Andrea. Und das sind Dinge, an die du dich wirst gewöhnen müssen, wenn wir einander weiter lieben wollen.«
Ich klappte den Mund auf, brachte keinen Ton heraus und stellte fest, dass ich mich dringend um dieses sonderbar brennende Gefühl in meinen Augen kümmern musste.
Skye drückte meine Schulter. »Entschuldigung angenommen.«
»Liebes, ich ...«
»Ich wiederhole: Entschuldigung angenommen. Kein Grund, sich noch länger damit aufzuhalten. Dafür bespringe ich dich später mit ganz besonderer Begeisterung. Aber was hat dich überhaupt so weit gebracht? War es etwas, das Pescziuwicz gesagt hat?«
Ich murmelte einen Fluch und tupfte mir die Augen mit der Serviette, die Colette zu dem Drink geliefert hatte. »Nein. Unsere Bosse.«
»Unsere Dip-Corps-Bosse oder unsere anderen Bosse?«
»Unsere anderen Bosse.«
Nun war sie auf der Hut. »Ich hätte es wissen müssen. Zehn Minuten in dieser Konversationshölle würden jedem den letzten Nerv rauben.«
»Wem sagst du das.«
»Falls es dir ein Trost ist, die Pearlmans haben während der letzten zehn Minuten das Gespräch mit lustigen Geschichten über ihre Haustiere und Büropolitik beherrscht, und sie sind immer noch nicht fertig. Die arme Jelaine kann die Augen kaum noch aufhalten.«
Oberflächliches Geplauder. Das war noch nie meine Stärke, weder aktiv noch passiv, aber bisweilen beneidete ich die Leute, die dazu imstande waren. »Sag es mir einfach, ja oder nein. Keine Details. Gibt es irgendetwas im Zusammenhang mit dieser Reise, das du glaubtest, mir verschweigen zu müssen?«
Nur jemand, der ihnen so nahe stand wie ich, war in der Lage, das kurze Zögern wahrzunehmen. »Ja. Ein paar instinktive Erkenntnisse über einige dieser Leute, die dir vielleicht entgangen sind. Nichts von Bedeutung. Wie steht es mit dir? Haben unsere Arbeitgeber dir etwas verraten, das ich wissen sollte?«
Ich rieb mir die Stirn. »Andeutungen. Prophezeiungen. Düstere Warnungen vor dem bevorstehenden Untergang. Die Versicherung, dass ich meine eigene Bedeutung bombastisch überschätze. Neue Aufgaben, die in direktem Widerspruch zu dieser Augenöffnung stehen. Das Schicksal der Menschheit steht auf dem Spiel. Offenbarungen, die alles verändern, was ich je zu wissen geglaubt habe.«
Skye nickte. »Das Übliche also.«
»Das Dringlichste im Augenblick: die Vorwarnung, jemand in diesem Raum würde sehr bald ermordet werden.«
Nichts in Skyes Miene hatte sich verändert. Da war keine Furcht, keine erkennbare Alarmstimmung. Trotzdem veränderte sich auf unbeschreibliche Art etwas in ihr, etwas, das jedem außer mir verborgen bleiben musste.
Wir dachten beide das Gleiche. Die KIquellen waren alles andere als ungenau, und sie hatten keinen verdammten Hinweis auf einen versuchten Mord geliefert. Sie hatten Mord gesagt. Es würde passieren, auch wenn ich Himmel und Erde in Bewegung setzte, um es zu verhindern.
Und was genau sollte ich schon tun, um es zu verhindern? Alle warnen und dabei eine geheime Quelle zitieren, die ich nicht preisgeben konnte? In der Sekunde, in der der Mord trotzdem stattfände, würden die Bettelhines von mir verlangen, dass ich ihnen sage, woher die Information stammt. Die Blockaden in meinem Kopf würden verhindern, dass ich etwas über meine besondere Beziehung zu den KIquellen erzählte; es würde aussehen, als würde ich die Antwort verweigern, und die Porrinyards und ich würden uns in einem Bettelhine-Knast wiederfinden, noch ehe die Leiche Zeit hätte,
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