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Die dritte Todsuende

Die dritte Todsuende

Titel: Die dritte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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noch, er spürte den Zorn und den Drang, den Täter zu stoppen.
    »Willst du mir was darüber erzählen?« fragte er.
    »Ob ich will?« fragte Boone inbrünstig. »Wenn einer etwas entdeckt, was wir übersehen haben, dann Sie!«
    »Das bezweifle ich stark«, sagte Delaney. »Aber versuchen wir's mal.«
    Detective Sergeant Abner Boone betete die Fakten tonlos in schnellem Stakkato herunter. Es war offensichtlich, daß er viele lange Stunden mit dieser Untersuchung verbracht hatte; er geriet kein einziges Mal ins Stocken.
    »Erster Mord: Fünfzehnter Februar diesen Jahres. Opfer: männlich, vierundfünfzig Jahre alt, aufgefunden mit tödlichen Stichwunden in Zimmer 914 des Grand Park Hotel. Der nackte Körper wurde ungefähr gegen neun Uhr fünfundvierzig morgens von einem Zimmermädchen entdeckt. Die Kehle des Opfers war aufgeschlitzt, in den Genitalien fanden sich viele Stichwunden. Todesursache laut Autopsie: Verbluten. Dieser erste Schnitt durch die Kehle hat ihn nicht getötet. Waffe: ein scharfer Gegenstand von ungefähr acht Zentimeter Länge.«
    »Acht Zentimeter!« rief Delaney aus. »Mein Gott, das ist ja ein Taschenmesser!«
    »Wahrscheinlich«, sagte Boone und nickte. »Die maximale Breite der Klinge betrug knappe zwei Zentimeter, hat der Arzt gesagt.«
    Der Sergeant hob sein Glas vom Boden auf. Jetzt, wo er reden konnte, schien er sich zu entspannen.
    »Also, das Zimmermädchen klopft und geht rein, um sauberzumachen«, fuhr er fort. »Sie ist nicht mehr die jüngste und sieht nicht besonders gut. Sie ist praktisch schon neben dem Bett, watet im Blut, als sie ihn entdeckt. Sie stößt einen Schrei aus und fällt ihn Ohnmacht, mitten in die Bescherung. Ein Gepäckträger kommt angerannt, gefolgt von zwei zufällig vorbeigehenden Gästen, er ruft den Hoteldetektiv über das Zimmertelefon und ruiniert dabei alle Fingerabdrücke. Der Hoteldetektiv taucht mitsamt seinem Assistenten auf und ruft den Geschäftsführer, der wiederum mit seinem Assistenten erscheint. Schließlich hat jemand genug Grütze im Kopf und wählt 911. Zu dem Zeitpunkt, als die ersten unserer Männer dort auftauchen, hängen rund zehn Personen in dem Zimmer herum. Ich treffe ungefähr zum gleichen Zeitpunkt ein wie die Leute von der Spurensicherung. Sie haben gekocht vor Wut, und ich kann ihnen wirklich keinen Vorwurf machen.«
    »So geht das manchmal«, sagte Delaney mitfühlend.
    »Vermutlich«, meinte Boone seufzend, »aber die Spuren waren so oder so nicht gerade überwältigend. Das Opfer war ein Bursche namens George T. Puller aus Denver. Ein Handelsreisender in Sachen Billigschmuck. Sein Gebiet waren handgemachte Silberwaren mit Türkisbesatz oder anderes Talmizeug. Er hielt sich wegen einer Schmuckschau in der Stadt auf, die im Grand Park selbst stattfand. Es war sein zweiter Abend in New York.«
    »Gewaltsames Eindringen?«
    »Keine Anzeichen«, sagte Boone. »Als das Zimmermädchen eintrat, war das Schnappschloß zu, der Riegel von innen aber nicht vorgeschoben. Das läßt darauf schließen, daß der Killer einfach auf den Gang getreten ist und die Tür hinter sich zugezogen hat.«
    Delaney nickte.
    »Es gab auch nicht die geringsten Anzeichen dafür, daß jemand an der Außenseite des Schlosses herumgefummelt hätte«, sagte Boone. »Und du kannst mir glauben, daß die Spurensicherung das Ding auseinandergenommen hat. Keine Kratzer, kein Öl, kein Wachs. Also stehen die Chancen ziemlich gut, daß das Schloß nicht geknackt worden ist; George T. Puller hat seinem Mörder die Tür geöffnet und ihn hereingelassen.«
    »Ich nehme an, du hast alles durchexerziert«, sagte der Chief. »Freunde, Geschäftspartner? Persönliche Feinde? Ein Streit? Geschäftsprobleme? Ein eifersüchtiger Partner?«
    »Und Hotelgäste«, sagte Boone müde. »Und, Angestellte. Und Barkeeper und Kellner in der Cocktail Lounge und dem Speisesaal neben dem Foyer. Kein Erfolg. Bei der Juwelenschau und allem Drum und Dran war das Hotel total überfüllt an jenem Abend. Den letzten Kontakt mit dem lebenden George T. Puller, von dem wir wissen, hatten zwei andere Handelsreisende in der Suite, in der die Schau stattfand. Das war ungefähr um sieben Uhr abends. Dann trennten sich die drei Männer.«
    Boone räusperte sich, ehe er fortfuhr.
    »Die Spurensicherung hat eine Menge Fingerabdrucke gefunden, aber die meisten waren unvollständig oder verschmiert. Sie sind immer noch dabei, sie auszusortieren — schließlich, Chief, sind da die ganzen Leute, die sich in

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