Die dritte Todsuende
keinen Triumph, keine Wollust. Sie arbeitete intensiv und geschäftsmäßig. Bei jedem Stich sagte sie: »Da. Da.«
2
Der ehemalige Chief of Detectives Edward X. Delaney hatte zwei Methoden, Sandwiches zu essen.
Die, welche unter die Kategorie »trockene« Sandwiches fielen — wie etwa Roastbeef auf Weißbrot oder, was er als Anti-Apartheid-Sandwich bezeichnete, Schinken auf Schwarzbrot — wurden am Küchentisch verzehrt. Als Unterlage diente der Wirtschaftsteil der New York Times vom Vortag.
Nach Beendigung des Mahls wurden Krümel und Zeitung zusammengeknüllt und in den Mülleimer unter der Spüle geworfen.
»Nasse« Sandwiches — wie zum Beispiel Kartoffelsalat und Pastrami auf Roggenbrötchen mit scharfem Englischen Senf oder Sardinen mit Tomatenscheiben und Zwiebeln sowie Mayonnaise — wurden über die Spüle gebeugt gegessen. Anschließend drehte Delaney das heiße Wasser an und wartete, bis die herabgetropfte Sauce verschwunden war.
Beide Methoden waren Monica Delaney, der Frau des Chiefs, verhaßt. Sie wurde nicht müde in ihren Bemühungen, ihn dazuzubringen, sich zivilisiertere Eßgewohnheiten zuzulegen.
Delaney versuchte immer wieder, ihr so geduldig wie möglich zu erklären, daß er schließlich dreißig Jahre seines Lebens im New York Police Department verbracht hatte. Er war süchtig nach Sandwiches geworden, weil während der langen, harten Arbeitsstunden Sandwiches das einzige verfügbare Nahrungsmittel waren.
»Aber du bist jetzt pensioniert!« rief sie dann, worauf er hoheitsvoll zu erwidern pflegte: »Gewohnheiten sind Gewohnheiten.«
Tatsächlich liebte er Sandwiches. Er träumte davon, eines Tages ein kleines Bändchen mit dem Titel »Chief Delaney's Sandwich Book« zu verfassen. Wer war dazu mehr berechtigt als er? Wer, wenn nicht er, hatte die gloriose Idee gehabt, kaltes Schweinefleisch mit dünn geschnittenem weißem Rettich auf Pumpernickel zu probieren?
Am Abend des 19. März bereitete Monica Delaney mit der Hilfe von Mrs. Rebecca Boone, der Frau von Detective Sergeant Abner Boone, ein Büffet für vierzehn Mitglieder ihrer Frauengruppe vor. Das Dinner wurde von dem Vortrag einer Psychologin mit anschließender Diskussion und gemütlichem Beisammensein begleitet.
»Wir haben heute Avocado- und Hüttenkäsesalat«, verkündete Monica mit fester Stimme. »Kopfsalat, Tomaten, Gurken und grüne Pfefferschoten. Da hast du wirklich Auswahl genug. Und wenn dir das nicht schmeckt, stehen draußen noch die Reste des kalten Hühnchens von gestern.«
»Mach dir um mich kein Sorgen«, beruhigte sie Delaney. »Ich habe gestern so viel gegessen, daß ich heute höchstens noch eine Kleinigkeit zu mir nehme. Ich werde mir einfach ein Sandwich machen und mit einer Flasche Bier in meiner Höhle verschwinden. Ich versichere dir, daß ich nicht verhungern werde.« Er inspizierte den Inhalt des Kühlschranks und stellte aus dem, was vorhanden war, zwei Sandwiches zusammen.
Als Rebecca eintraf und bald danach die Türglocke fast ununterbrochen schellte, bemächtigte sich Edward X. Delaney rasch seiner Sandwiches, ergriff noch eine Flasche dunkles Löwenbräu und hastete aus der Küche. Er zog sich in seine Höhle zurück, wobei er die schwere Tür sorgfältig hinter sich schloß.
Der Schreibtisch in seinem Arbeitszimmer war übersät mit Papieren, Belegen, Briefen, Quittungen und offenen Notizbüchern. In den letzten beiden Wochen hatte Delaney jeden Tag ein paar Stunden an seiner Einkommensteuererklärung gearbeitet, Belege zusammengetragen, Unterlagen herausgesucht.
Er nahm einen Bissen von dem Cornedbeefsandwich und spülte ihn mit einem Schluck Bier hinunter. Dann ächzte er, setzte seine Lesebrille auf und begann zu arbeiten, taub gegenüber den Geräuschen redender und lachender Frauen in seinem Wohnzimmer. Wenn man so lange wie er in einem vollbesetzten Mannschaftsraum der Detective Division gearbeitet hatte, dann lernte man den Trick, seine Umwelt auszusperren.
Ach, wie ihm die Arbeit fehlte!
Er saß da und brütete, fragte sich nicht zum erstenmal, ob es nicht doch ein Irrtum gewesen war, seinen Posten als Chief of Detectives aufzugeben und um Pensionierung zu bitten. Der Anlaß war damals das ganze politische Hickhack gewesen, das an dem Job hing.
Seine Träumerei wurde von einem schwachen, zögernden Klopfen an der Tür zur Küche unterbrochen.
»Herein«, rief er. Die Tür öffnete sich.
Edward X. Delaney hievte sich aus dem Stuhl, schritt durch den Raum und schüttelte die
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