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Die dritte Todsuende

Die dritte Todsuende

Titel: Die dritte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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dem Zimmer rumgetrieben haben, nachdem die Leiche entdeckt worden war, dazu das Hotelpersonal und die Leute, die in dem Zimmer gewohnt hatten, bevor Puller einzog. Hoffnungslos. Aber wir arbeiten trotzdem daran.«
    »Ihr habt auch keine andere Wahl«, sagte Delaney ruhig.
    »Stimmt. Noch was: Die Spurensicherung hat das Badezimmer auseinandergenommen. Sie haben Blut im Abfluß der Wanne gefunden. Im Labor glauben sie, daß es sich um das Blut des Opfers handelt. Dieselbe Blutgruppe, und außerdem nahm das Opfer Thorazin, und Spuren davon fanden sich in dem Blut aus dem Abfluß.«
    »Thorazin? Warum, zum Teufel, hat er das denn genommen?«
    »Sie werden es nicht glauben, aber er litt an heftigen Anfällen von Schluckauf. Thorazin hilft dagegen. Wie auch immer, es ist fast sicher, daß es sich um sein Blut handelte und nicht um das von jemand anderem. Es ist sehr unwahrscheinlich, daß er es vom Bett ins Badezimmer geschafft hat, um dort eine Dusche zu nehmen, ehe er sich zurück ins Bett schleppte, um sich dort zu Tode zu bluten. Also muß es der Killer gewesen sein — richtig? War von oben bis unten mit Blut bedeckt, hat im Badezimmer geduscht und dann das Zimmer verlassen.«
    »Keine Haare im Abfluß? Haare, die nicht vom Opfer stammten?«
    »Nichts«, sagte Boone düster. »Wenn wir soviel Glück hätten!«
    »Ein feuchtes Handtuch?« fragte der Chief.
    Boone lächelte, zum erstenmal. »Ihnen entgeht nichts, was, Chief? Nein, es gab kein feuchtes Handtuch. Aber eins der Badetücher des Hotels fehlte. Ich nehme an, der Killer hat es mitgenommen.«
    »Wahrscheinlich«, sagte Delaney. »Ein cleverer Bursche.«
    Sergeant Boone, wieder ernst, beugte sich gespannt vor.
    »Chief«, sagte er, »ich glaube, jetzt habe ich Ihnen alles gesagt, was ich in den ersten Tagen über den Puller-Mord wußte. Wenn man Sie auf diese Sache angesetzt hätte, wie wären Sie vorgegangen? Ich frage, weil ich das Gefühl nicht loswerde, daß ich den Fall geschmissen habe. Na ja, vielleicht nicht gerade geschmissen, aber zuviel Zeit damit verschwendet, in der falschen Ecke zu suchen.«
    Edward X. Delaney schwieg einen Moment. Dann stand er auf und ging zum Schrank.
    »Noch ein Soda?« fragte er Boone. »Kaffee? Sonst irgendwas?«
    »Nein, danke, Sir.«
    »Ich werde eine Zigarre rauchen. Wie wär's?«
    »Danke, da muß ich auch passen. Ich bleibe bei denen hier.«
    Er schüttelte eine weitere Zigarette aus der Packung.
    Der Chief gab ihm Feuer und benutzte dasselbe Streichholz, um seine Zigarre anzuzünden.
    Aus dem Wohnzimmer und der Diele vernahmen sie die Geräusche der aufbrechenden Gäste: Rufe und Gelächter, das Schlagen der Haustür. Monica Delaney öffnete die Tür und steckte ihren Kopf herein.
    »Sie sind weg«, verkündete sie, »aber das Aufräumen wird bestimmt noch eine Stunde dauern.«
    »Brauchst du Hilfe?« fragte der Chief.
    »Was wäre, wenn ich ja sagen würde?«
    »Dann würde ich nein sagen.«
    »Sonnenschein!« sagte sie und schloß die Tür.
    Delaney ließ sich auf seinen Drehstuhl fallen. Er lehnte sich zurück, starrte die Decke an und paffte seine Zigarre.
    »Wie wäre ich vorgegangen?« fragte er laut. »Wahrscheinlich genauso wie du. Was tut ein Handelsreisender, der sich zu einer Tagung oder einer Verkaufskonferenz oder sonst was in New York aufhält? Er geht allein aus. Er nimmt ein paar Drinks zu sich. Vielleicht eine Flasche Wein. Noch ein paar Drinks.«
    »Genau das hat die Analyse des Mageninhalts ergeben«, unterbrach Boone ihn.
    »Er macht die Runde«, fuhr Delaney fort. »Besucht ein paar Kneipen. Gerät an eine Prostituierte und nimmt sie mit in sein Zimmer. Vielleicht sind sie sich wegen Geld in die Haare geraten. Vielleicht wollte er was Besonderes, wo sie nicht mitgespielt hat. Sie hat ein Messer in ihrer Handtasche. Die meisten Nutten haben das. Er wird unangenehm, und sie erledigt ihn. Das ist der Reim, den ich mir gemacht hätte. Du nicht?«
    Abner Boone atmete erleichtert aus.
    »Genauso habe ich es mir auch vorgestellt«, sagte er. »Dasselbe Drehbuch. Ein Messer mit einer kurzen Klinge — die typische Waffe einer Frau. Und der Killer muß nackt gewesen sein, als Puller erstochen wurde. Warum sonst die Dusche und das fehlende Handtuch? Also habe ich die halbe Stadt umgekrempelt und eine Million Nutten vernommen. Wir haben sämtliche Spitzel in der Nutten- und Zuhälter-Szene darauf angesetzt Wir waren in jeder Bar in Manhattan und haben Pullers Photo herumgezeigt — ohne Erfolg. Und dann

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