Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dritte Todsuende

Die dritte Todsuende

Titel: Die dritte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
Vom Netzwerk:
begann ich mich plötzlich zu fragen, ob wir nicht unsere Zeit verschwendeten. Und zwar wegen etwas, das ich Ihnen noch nicht erzählt habe. Etwas, worüber ich mir selbst erst drei Tage nach der Entdeckung der Leiche klargeworden war.«
    »Was war das?«
    »Puller war nicht beraubt worden. In dem Zimmer befand sich ein unverschlossener Musterkoffer mit Silber- und Türkisschmuck im Wert von ungefähr zwanzigtausend Dollar. Nichts fehlte. Er hatte eine Brieftasche voller Bargeld und Kreditkarten. Alles noch da.«
    Edward X. Delaney starrte einen Moment ins Leere, dann schüttelte er seinen wuchtigen Kopf.
    »Es ergibt keinen Sinn«, sagte er ärgerlich. »Eine Prostituierte hätte ihm irgend etwas abgenommen. Sie ist nicht in Panik geraten, weil sie immerhin clever genug war, sich sein Blut vom Körper zu waschen, ehe sie gegangen ist. Wieso hat sie ihn dann nicht ausgeraubt?«
    Der Sergeant hob ratlos die Hände.
    »Das alles macht mich noch wahnsinnig«, sagte er bitter. »Es paßt einfach nicht zusammen. Und da ist noch etwas, das keinen Sinn ergibt: Wir haben keine Anzeichen für einen Kampf gefunden. Absolut keine. Keine Haut unter seinen Fingernägeln. Keine anderen Haare auf dem Bett als seine. Der Bursche war vierundfünfzig, sicher, aber er war schwer und muskulös.«
    »Er war wohl nicht bewußtlos, oder?«
    »Das Labor hat den Alkoholspiegel im Blut gemessen, und nach deren Ansicht war er schätzungsweise halb betrunken, aber kaum bewußtlos. Höchst unwahrscheinlich.«
    Dann schwiegen beide Männer und blickten sich ausdruckslos an. Endlich sagte Delaney: »Du hast seine Frau erwähnt. Kinder?«
    »Drei«, sagte Boone.
    »Scheiße.«
    Boone nickte traurig.
    »Wie auch immer, Chief, ich habe noch ein paar Leute bekommen, und wir haben wirklich getan, was wir konnten. Besucher von auswärts auf Besuch in New York zu einer Verkaufskonferenz wird in einem Hotel der Innenstadt erdolcht. Sie können sich vorstellen, was für ein Feuer sie dem Commissioner unter dem Hintern gemacht haben — vom Verband der Hotelindustrie über das Fremdenverkehrsamt bis zum stellvertretenden Bürgermeister.«
    »Ich kann's mir vorstellen«, sagte Delaney.
    »Nun«, sagte der Sergeant, »das war der erste Mord. Sind Sie sicher, daß ich Sie nicht störe, Chief? Ich möchte Sie mit meinen Problemen nicht langweilen.«
    »Nein, nein, du langweilst mich überhaupt nicht. Davon abgesehen besteht die Alternative darin, Rebecca und Monica beim Aufräumen zu helfen. Willst du das?«
    »Gott bewahre!« rief Boone. »Da weine ich mich lieber weiter an Ihrer Schulter aus. Tja, und dieser zweite Mord ist vor sechs Tagen passiert.«
    »Wie viele Tage lagen zwischen den Morden?« fragte der Chief scharf.
    »Moment… siebenundzwanzig, Sir. Ist das wichtig?«
    »Könnte sein. Derselbe modus operandi?«
    »Praktisch identisch. Der Name des Opfers lautet Frederick Wolheim, männlich, sechsundfünfzig, erstochen in Zimmer 3 015 des Hotels Pierce, diesem neuen Palast an der Sixth Avenue. Nackt, Kehle aufgeschlitzt, zahlreiche Stichwunden in den Genitalien. Diesmal starb das Opfer am ersten Schnitt. Der Killer hat die Halsschlagader erwischt. Blut? Sie machen sich keine Vorstellung! Der reinste Swimmingpool. Das…«
    »Einen Moment«, unterbrach Delaney ihn. »Diese Stichwunden in den Genitalien — bösartig?«
    »Äußerst. Der Leichenbeschauer hat in jedem Fall mindestens zwanzig festgestellt, und dann hat er zu zählen aufgehört und sie einfach ›zahlreich‹ genannt. Mit aller Kraft zugefügt. Ein paar Wunden im tieferen Bereich wiesen Prellungen auf, die darauf zurückzuführen waren, daß die Knöchel des Killers sich in die umliegende Haut gebohrt hatten.«
    »Ich weiß, worauf Prellungen zurückzuführen sind«, sagte Edward X. Delaney.
    »Oh«, sagte Boone beschämt, »entschuldigen Sie, Sir. Nun, diesmal ging alles gut. Ich meine, was die Sicherung des Tatorts betraf. Wolheim sollte am Morgen bei einem Treffen von Marketingmanagern der Elektronikindustrie sprechen, einer Konferenz, die im Pierce abgehalten wurde. Als er nicht pünktlich erschien, hat sich der Bursche, der das Programm organisierte, auf die Suche nach ihm begeben. Er ließ das Zimmermädchen kommen, damit sie ihm die Tür öffnete. Sie warfen nur einen Blick in das Zimmer, schlugen die Tür zu und riefen den Hausdetektiv. Der Hausdetektiv warf einen Blick in das Zimmer, schlug die Tür zu und rief uns. Als meine Leute hinkamen und die Spurensicherung eintraf, war der

Weitere Kostenlose Bücher