Die dritte Todsuende
werden läßt.«
»Und was hast du herausgefunden?«
»Nun…«, sagte er, »ich will nicht behaupten, das Beweismaterial sei rundum überzeugend. Ich bin nicht einmal sicher, ob man es überhaupt Beweismaterial nennen kann. Aber ich denke, es ist überzeugend genug — zumindest für mich —, um zu bestätigen, daß ich auf der richtigen Spur bin. Ich habe Thomas Handry gebeten, mir auf den verschiedensten Gebieten die entsprechendem Zahlen zu besorgen. Ich habe die letzten fünfzehn Jahre als Zeitmaßstab genommen, um die Veränderungen der Frauen auf diesen Gebieten daran festzumachen.«
»Warum gerade die letzten fünfzehn Jahre?«
Er blickte sie ausdruckslos an. »Warum wohl? Weil das genau der Zeitraum ist, in dem sich in Amerika die feministische Bewegung gebildet, etabliert und das Leben so vieler amerikanischer Frauen beeinflußt hat. Und natürlich auch das der Männer.«
»Du willst alles, was mit den Frauen in den letzten fünfzehn Jahren geschehen ist, auf die Frauenbewegung zurückführen?«
»Natürlich nicht. Ich weiß, daß es noch andere einflußreiche Faktoren gegeben hat. Aber eine Menge dieser Faktoren waren wiederum teilweise oder auch ganz Resultate der Frauenbewegung. Das enorme Anwachsen der weiblichen Arbeitskraft zum Beispiel. Also, willst du nun hören, was Handry entdeckt hat, oder nicht?«
»Mir wäre wesentlich wohler, wenn deine Recherchen von einer Frau durchgeführt worden wären.«
Delaney bedachte sie mit einem knappen Lächeln. »Sie hätte auch keine anderen Zahlen als Handry gefunden. Fangen wir mit den signifikantesten Statistiken an…«
Er konsultierte eins der Blätter in seinem Schoß. »Werfen wir als erstes einen Blick auf die Drogenszene… Statistiken, illegale Drogen betreffend, sind bekanntermaßen nie sonderlich akkurat. Ich spreche jetzt über Marihuana, Kokain und Heroin. Es ist beinahe unmöglich, exakte Angaben über die Zahl der mehr oder weniger regelmäßigen Konsumenten dieser Drogen zu bekommen. Aber nach den Informationen, die uns zur Verfügung stehen, ist der Konsum illegaler Drogen bei Männern und Frauen ungefähr gleich ausgeprägt.«
Er ließ das Blatt neben den Sessel fallen. »Wenn wir uns den legalen Drogen zuwenden, besonders den von Ärzten verschriebenen Psychopharmaka, können wir schon mit genaueren Zahlen arbeiten. So läßt sich zum Beispiel nachweisen, daß von allen von Ärzten verschriebenen psychoaktiven Drogen etwa achtzig Prozent der Amphetamine, siebenundsechzig Prozent der Beruhigungsmittel und sechzig Prozent aller Barbiturate und Sedativa an Frauen gehen. Man schätzt, daß mindestens zwei Milliarden Frauen von verschreibungspflichtigen Medikamenten abhängig sind. Mehr als die Hälfte aller Frauen, die irgendwelcher Verbrechen überführt worden sind, haben Probleme mit Drogenmißbrauch. Doppelt so viele Frauen wie Männer nehmen regelmäßig Valium oder Librium. Fünfzig Prozent mehr Frauen als Männer nehmen regelmäßig Barbiturate, die auch als Mittel zum Selbstmord bei Frauen an erster Stelle stehen.«
»Und das hat auch alles seinen guten Grund«, sagte Monica scharf. »Wenn man bedenkt, was für Frustrationen und —«
»Halt!« rief Delaney und hob die rechte Hand. »Monica, ich bin Polizist, kein Soziologe. Ich bin an den Ursachen nicht interessiert. Nur an den Tatsachen, wie sie sind, und der Auswirkung, die sie auf die Kriminalität haben könnten. Okay?«
Sie schwieg.
»Zweitens«, sagte er und konsultierte ein zweites Blatt, »die Zahl der bekannten weiblichen Alkoholiker hat sich seit dem Zweiten Weltkrieg verdoppelt. Berichten der Anonymen Alkoholiker zufolge kam in der Vergangenheit eine Frau auf neun männliche Mitglieder. Heute ist das Verhältnis fast eins zu eins. Statistiken über Alkoholismus sind nur schwer zu erstellen und nicht besonders genau, aber niemand bezweifelt ein enormes Ansteigen weiblicher Alkoholiker in der letzten Zeit.«
»Wenn alle mehr trinken, was ist dann so ungewöhnlich daran, daß auch Frauen ihren Teil dazu beitragen?«
»Mehr als ihren Teil«, antwortete er mit soviel Geduld, wie er aufbringen konnte. »Schau dir die Zahlen in diesem Bericht an, den Handry zusammengestellt hat, es ist alles da. Drittens, Nikotin. In letzter Zeit sind fünfundvierzig Prozent mehr Frauen als früher an Lungenkrebs gestorben. Bei den Männern sind es nur vier Prozent. Die Erkrankungen an Lungenkrebs haben sich sogar verdreifacht.«
»In Ordnung«, sagte sie mit harter Stimme,
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