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Die dritte Todsuende

Die dritte Todsuende

Titel: Die dritte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Vergewaltigung« fügte Monica bitter hinzu.
    Er sagte nichts.
    »Nun?« fragte sie. »Wenn du glaubst, das Ergebnis deiner Recherchen reiche aus, um die Annahme zu stützen, der Hotel-Ripper sei eine Frau, müßte es dann nicht auch Belege dafür geben, daß die Zahl der von Frauen begangenen Morde steigt?«
    »Das hatte ich auch gedacht«, gab er zu.
    »Du hast es gehofft, nicht wahr?« fragte sie und faßte ihn scharf ins Auge.
    »Moment mal, Monica«, protestierte er. »Es verschafft mir wirklich keine besondere Befriedigung, zu wissen, daß der Hotel-Ripper eine Frau ist.«
    Sie schnaubte, packte ihr Strickzeug zusammen und stand auf.
    »Du weißt es ja gar nicht«, sagte sie. »Du vermutest nur. Und meiner Meinung nach liegst du vollkommen falsch.«
    »Könnte sein«, gab er zu.
    »Willst du Boone von deiner verrückten Idee erzählen?«
    »Nein. Noch nicht. Aber ich werde ihn anrufen und an den Tagen vom siebten bis zum neunten Mai um erhöhte Wachsamkeit bitten. Wenn ich richtig liege, wird es nämlich um den Dreh herum einen neuen Mord oder Mordversuch geben.«
    Monica inszenierte einen theatralischen Abgang. »Du wirst dich nur zum Idioten machen«, rief sie ihm über die Schulter zu.
    Nachdem sie die Tür hinter sich zugeschlagen hatte, versetzte er den Papieren zu seinen Füßen einen wütenden Tritt.
    »Wäre nicht das erste Mal«, brummte er.
    Am Morgen des 9. Mai um kurz vor neun saßen Monica und Edward X. Delaney am Küchentisch und frühstückten Spiegeleier mit Speck und Zwiebeln. Seit ihrer hitzigen Debatte über die Bedeutung von Thomas Handrys Recherchen begegneten sie sich mit betonter Höflichkeit:
    »Möchtest du noch Kaffee?«
    »Danke. Noch eine Scheibe Toast?«
    »Nein, danke. Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich das Radio anstelle?«
    »Nein, gar nicht. Möchtest du einen Teil der Zeitung?«
    Seit einer Woche ging das jetzt so, und keiner war bereit, klein beizugeben. An diesem Morgen indes beschloß der Chief, daß die Albernheiten nun lange genug gedauert hatten.
    Er warf seine Zeitung zu Boden und ließ seine Faust auf den Tisch herabkrachen, daß Monica von ihrem Stuhl hochschoß.
    »Himmel noch mal!« explodierte er. »Was sind wir eigentlich — kleine Kinder? Was soll das Theater? Können wir nicht verschiedener Meinung sein, ohne uns deswegen gleich wie Fremde behandeln zu müssen?«
    »Du bist so ein verdammter Dickkopf«, sagte sie. »Du kannst nie zugeben, daß du dich geirrt hast.«
    »Ich gebe zu, daß ich mich irren könnte«, sagte er, »in dieser Angelegenheit zumindest. Aber noch bin ich nicht widerlegt worden — noch nicht. Du glaubst, ich liege falsch? Gut, wie wär's dann mit einer Wette? Wenn du so überzeugt von deiner Meinung bist, wird dir das Geld dafür ja nicht zu schade sein. Wieviel? Fünf, zehn, hundert?«
    »Die Sache ist zu ernst, um Geld darauf zu setzen«, sagte sie hochmütig.
    »Okay, dann schließen wir eine ernsthafte Wette ab. Wenn ich mich geirrt habe, putze ich jedes verdammte Fenster im ganzen Haus. Wenn ich recht habe, putzt du sie.«
    Sie dachte einen Moment darüber nach.
    »Jedes Fenster«, betonte sie dann. »Auch im Keller und auf dem Speicher. Von innen und außen.«
    »Einverstanden«, sagte er und hielt ihr seine Pranke hin. Sie schlug ein.
    »Stell das Radio an«, kommandierte sie.
    »Schenk mir noch einen Kaffee ein«, befahl er.
    Alles war wieder wie immer. Aber beide erstarrten, als sie die erste Meldung der 9-Uhr-Nachrichten hörten.
    »Gestern gegen Mitternacht wurde im Cameron Arms Hotel am Central Park South die Leiche eines ermordeten Mannes aufgefunden. Bei dem Opfer handelt es sich um Leonard T. Bergdorfer, einen Makler aus Atlanta, Georgia. Ein Sprecher der Polizeibehörde hat definitiv bestätigt, daß Bergdorfer das vierte Opfer des berüchtigten Hotel-Ripper geworden ist. Weitere Informationen stehen im Augenblick nicht zur Verfügung.«
    Monica und Edward X. Delaney starrten sich an.
    »Die Flasche ›Fensterfrei‹ steht bei den Putzsachen unter der Spüle«, sagte er langsam.
    Sie begann zu weinen, stumm, die Tränen rannen ihr über die Wangen. Er stand auf, legte ihr den Arm um die Schulter, zog sie an sich.
    »Es ist so schrecklich«, sagte sie mit erstickter Stimme, »so schrecklich. Da sitzen wir hier und machen Witze und wetten, während die ganze Zeit…«
    »Ich weiß«, sagte er. »Ich weiß.«
    »Du sagst Abner besser, was du vermutest.«
    »Ja«, meinte er, »wahrscheinlich sollte ich das wirklich

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