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Die dritte Weissagung

Die dritte Weissagung

Titel: Die dritte Weissagung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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seine Hilfe, die Nutzung seiner Verbindungen und seines Einflusses verzichten konnte?
    Aus diesem Gedanken versuchte Max Beaderstadt Zuversicht zu schöpfen. Er hoffte, daß er - und vor allem seine Position in der Weltwirtschaft - wichtig genug war, um sie von vorschnellem Handeln und drakonischen Strafmaßnahmen Abstand nehmen zu lassen.
    Er würde ihr überdies versichern, daß er seinen Fehler wieder gutmachen würde. Und er mußte ihr verdeutlichen, wie bedeutsam es für ihre gemeinsame Sache sein konnte, wenn sie der Chimäre namens Lilith Eden habhaft wurden!
    All dies aber war tausendfach leichter gedacht als getan .
    Max Beaderstadt wußte, daß es auf viele Dinge ankommen würde: auf die richtigen Worte etwa, ebenso auf den passenden Ton und die rechte Gestik . Und selbst dann blieben noch unwägbare Faktoren: ihre Laune beispielsweise .
    Jenseits der Scheibe versank Moskau in Dämmerlicht, in das die Dunkelheit floß, als gieße man Tinte in Wasser. Und je mehr die Helligkeit draußen schwand, desto deutlicher sah Beaderstadt sein Spiegelbild auf dem Glas, durchscheinend wie ein Geist, buchstäblich nur ein Schatten seiner selbst.
    Er verzog die dünnen Lippen zur Andeutung eines Lächelns; die beiden Bartspitzen, die ihm links und rechts des Kinns wuchsen, zuckten schwach.
    Beaderstadt seufzte, einem steinalten Mann gleich, schwer und gequält, als entfliehe ihm der allerletzte Atem.
    Wie stark er doch sein könnte! Wenn sein Wille nur stärker gewesen wäre, jenem anderen überlegen, der tief in ihm nistete und dem er sich unterzuordnen hatte - wann immer diesem fremden Etwas der Sinn danach stand .
    Max Beaderstadt wandte sich vom Fenster ab und drehte sich schwerfällig um. Sein Blick strich durch den riesigen Raum, der jetzt zu weiten Teilen im Dunkeln lag. Nur am Kopfende, wo der imposante Schreibtisch stand, an dem auch Zaren schon gesessen hatten, schuf eine einsame Lampe ein Insel aus gelbem Licht, das sich aber an den Rändern des antiken Möbelstücks schon beinahe verlor.
    Tiefe Schatten bevölkerten das Dunkel ringsum, kompakter als die Finsternis, materiell. Sie ängstigten Max Beaderstadt nicht, im Gegenteil bescherten sie ihm ein Gefühl der Vertrautheit, das Gefühl, immer noch Herr wenigstens dieser Dinge zu sein.
    Aus aller Welt hatte er sie zusammengetragen beziehungsweise zusammentragen lassen. Historische Zeitzeugen jedweder Gestalt -Statuen, Waffen, Folianten, Tafeln, Kunstschätze und dergleichen. All dies zu sammeln bedeutete Max Beaderstadt mehr als nur ein Hobby; es war eine Leidenschaft, die an Besessenheit grenzte, bisweilen darüber hinausging und ihm letztlich noch zum Verhängnis geworden war.
    Wie von selbst kehrte der Gedanke an das Fremde, das in ihm war, in Beaderstadts Denken zurück, kroch durch seine Gehirnwindungen, als wäre der bloße Gedanke daran schon lebender Teil dieses Etwas, dessen Vorhandensein der Milliardär seiner Obsession zu verdanken hatte. Als sei es seine Strafe dafür, daß er den Rest der Welt um diese Stücke von unschätzbarem Wert betrog .
    Wüßte er es doch nur zu beherrschen - wie einfach wäre alles gewesen! Und wie wenig hätte er sie dann zu fürchten gehabt! Sie...
    Selbst in Gedanken vermied Max Beaderstadt ihren Namen, dessen lieblicher Klang über ihre wahre Natur hinwegzutäuschen ver -suchte.
    Und dann, urplötzlich, entfuhr er ihm doch, einem Ruf des Erschreckens gleich.
    Kalt wie ein eisiger Wind strich er ihm über die Lippen. Als sie sich aus den Schatten löste, in deren Netz sein Blick sie nicht zu sehen vermocht hatte.
    »Irina ...!«
    *
    Vollkommen lautlos trat sie auf ihn zu, als berührten ihre Füße den Boden nicht. Ihre Bewegungen war katzenhaft und lasziv in einem, und ihre gesamte Erscheinung verursachte Beaderstadt ein fast schmerzhaftes Brennen in den Lenden, derweil er alle Mühe hatte, sich sein Schaudern nicht anmerken zu lassen.
    Wie vergeblich, geradezu lächerlich sein Versuch war, bewies ihm nicht zuletzt Irinas spöttisches Lächeln. Sie wußte nur zu gut, wie sie auf jeden Mann wirkte, ganz gleich, in welchem Verhältnis er zu ihr stand.
    »Wie ...«, setzte Max Beaderstadt an, räusperte sich und fuhr dann mit kaum festerer Stimme fort, »... wie lange bist du schon hier?«
    Sie zuckte die Schultern. »Eine Weile.«
    Eher unbewußt durchquerte Beaderstadt den Raum und schloß die Tür zum Vorzimmer. Zwar hatte er die Mitarbeiter, die auf dieser Etage des Firmengebäudes tätig waren, bereits vor Einbruch

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