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Die dritte Weissagung

Die dritte Weissagung

Titel: Die dritte Weissagung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Erzbischof von Leiria. Wie erklärte er dir, daß deine Niederschrift nie die ihr gebührende Beachtung fand?«
    »Er sagte, er habe sie 1957 eigenhändig in dem versiegelten Umschlag nach Rom gebracht und dem Offizium übergeben. Ob Pius XII. sie jedoch gelesen hat, wußte er nicht zu sagen. Pius starb im Jahr darauf, zwei Jahre also, bevor der Inhalt der Weissagung öffentlich gemacht werden sollte. Seitdem habe ich nichts mehr davon gehört. So kann das Unheil seinen Lauf nehmen, ohne daß irgend jemand es noch aufzuhalten vermag ... Allmächtiger Gott im Himmel, ich wünschte, ich könnte es aufhalten. Aber ...« Tränen brachen aus den von runzliger Haut umgebenen Augen, deren blasses Blau den Eindruck erweckte, in seichtes Meerwasser zu blicken. ». aber ich erinnere mich selbst nicht mehr an den Inhalt der Weissagung!«
    »Wie konnte das geschehen?«
    »Wenn ich das wüßte. Nachdem ich alles niedergeschrieben hatte, war nicht nur meine Seele erleichtert, sondern auch mein Gedächtnis. Ich schloß das Pergament in einen Umschlag ein und übergab sie dem Erzbischof da Silva. - Mutter Oberin, etwas Schreckliches steht uns bevor. Zeichen werden von Anfang und Ende künden. An mehr erinnere ich mich nicht .«
    Als Lucia dos Santos, die nunmehr greise Seherin des kleinen Dörfchens Fatima verstummte, fand auch die Äbtissin des Karmeliterklosters keine Worte mehr, die ihr der Situation angemessen erschienen wären. Schweigend erhob sie sich von ihrem Stuhl. »Ich werde jetzt -«, setzte sie gerade zur Verabschiedung an, als die Tür der spartanischen Unterkunft mit heftigem Schwung aufgerissen wurde und eine aufgeregte Ordensschwester den Raum ohne die üblichen Gebote des Anstands und der Rücksichtnahme stürmte.
    Entsprechend hob die Äbtissin zu einem Tadel an: »Schwester Severin .«
    Doch die eingetretene Ordensschwester ließ auch jeden sonstigen Respekt missen. Atemlos fiel sie der Mutter Oberin ins Wort: »Kommt! Kommt schnell! Die Nachrichten . Ihr müßt sie euch anschauen, bitte fragt nicht lange!«
    »Nachrichten?« Die Äbtissin hatte sich nun vollends vom Stuhl erhoben, machte jedoch keine Anstalten, der hastig hervorgestoßenen Aufforderung zu folgen.
    Schwester Severins Stimme überschlug sich, als sie »Jerusalem!« schrie und hinzufügte: »Die Heilige Stadt . Sie geht unter .! Sie bringen es gerade in den Nachrichten! Kommt, ich bitte euch! Die anderen haben sich bereits im Aufenthaltsraum versammelt! Man braucht euch! Man erwartet eine Stellungnahme von euch .«
    . .. geht unter! hallte es wie ein Echo im Schädel der Äbtissin nach.
    Benommen folgte sie der Schwester, die sie am Arm gefaßt hatte und nun förmlich zwang, ihr nach draußen zu folgen und Lucia dos Santos' Unterkunft zu verlassen.
    Jerusalem?
    Der Luftzug, mit dem die Tür wieder zuschwang und ins Schloß geworfen wurde, blies die Kerze neben der bettlägerigen Alten aus. Die Dunkelheit senkte sich wie ein erstickendes Tuch über die ein-undneunzigjährige Frau, die vor langer Zeit von der Vorsehung berührt worden war. Sie und zwei andere Kinder, die aber längst als Greise gestorben waren .
    Lucia dos Santos starrte in die Dunkelheit.
    Jerusalem geht unter! echote es auch in ihr.
    Dann begann ihr der Schweiß auszubrechen. Binnen Sekunden waren ihr Nachthemd und die Zudecke vollkommen mit Feuchtigkeit durchtränkt, während das Herz der alten Frau immer stakkatoartiger trommelte, während sich ihre Brust immer wieder schmerzhaft zusammenzog und es wie glühende Nadeln durch ihre Arme bis hin in die gichtkrummen Finger stach.
    Furchtsam, weil immer noch am Leben hängend, versuchte sie den Knopf zu erreichen, mit dem sie Hilfe rufen konnte.
    Vergebens.
    Wie gelähmt lag sie da. Ihre Muskeln und Gliedmaßen gehorchten ihr nicht mehr. Übergangslos floh der Schmerz, schien alles Fleisch, das ihre morschen Knochen ummantelte, zu ertauben.
    Lucia dos Santos lag da, als bestünde die Dunkelheit aus einer schnellhärtenden Masse, in der sie einzementiert worden war.
    Und dann -
    - schwebte plötzlich eine Wolke, weißer als Schnee, über ihrem Bett! Eine Wolke, die die Konturen einer menschlichen Gestalt annahm .
    Heilige Jungfrau Maria ...!
    »Jerusalem geht unter«, wiederholte die überirdisch schöne, mädchenhafte Gestalt traurig, was Schwester Severin vorhin gerufen hatte. »Nun beginnt, was nicht mehr aufzuhalten ist. Die Stadt, in der mein und Gottes Sohn ans Kreuz genagelt wurde, stirbt, und ihr Untergang ist -«
    - das erste

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