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Die Drohung

Die Drohung

Titel: Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Schlafmittel mischte, das Lucretia für zehn Stunden außer Gefecht setzte. Auch Liebe half wenig … Lucretia genoß seine Nähe mit einer Gleichgültigkeit, als läge sie auf dem Untersuchungsstuhl eines Frauenarztes. Ab und zu sagte sie seufzend: »O mein Liebling!« aber das war bloß schlechtes Theater. Cortone ließ sich nicht täuschen, er machte sich keine Illusionen. Ich bin alt, aber reich, dachte er. Mein Geld allein ist ihre Fessel. Sie hat mich nie geliebt. Es wäre auch pervers von einem so jungen und wunderschönen Mädchen gewesen. Jeder Spiegel spricht das aus. Alte Männer, die junge Frauen lieben, sollten jeden Tag mindestens einmal hineinblicken – das kann Tragödien verhindern.
    Berringer war in New York nicht untätig gewesen. Cortone erfuhr es von dem Boxtrainingsleiter, der ihn in Acapulco anrief, natürlich von einem neutralen Apparat aus, denn die Leitungen der Sportschule wurden überwacht. Berringer hatte unter der Anklage des Landesverrates auch den FBI eingeschaltet, der wiederum hatte einen Durchsuchungsbefehl erhalten, und eines Tages krempelten 30 FBI-Beamte, unterstützt von 4 CIA-Männern, die Sportschule um, fanden natürlich nichts, nur die grandiose Funkanlage unter dem verschiebbaren Dach erregte allgemeines Erstaunen. Berringer ließ sofort zwei Experten kommen, man fuhr den Sender aus und stellte ihn ein. Da niemand wußte, auf welcher Wellenlänge Cortone mit der unbekannten Ferne in Kontakt stand, tastete man den Äther ab, aber was man auffing, war harmlos.
    »Das ist der rätselhafte Funkverkehr mit den dämlichen Zahlenkolonnen, die keiner entziffern konnte!« sagte der Chef der Funküberwachung von New York. »Jetzt haben wir ihn! Bleiben wir auf der damals erkannten Wellenlänge – vielleicht kommt etwas rein!«
    Berringer versprach sich nichts davon. Und als wirklich nach drei Tagen ganz kurz, für eine halbe Minute, eine Zahlenkolonne aus dem Nichts tickte, saßen die Experten ratlos davor. Abrupt brach der Funkverkehr ab. Anscheinend hatte der Partner eine Frage gestellt, keine Antwort erhalten und gemerkt, daß etwas nicht in Ordnung war. Berringer fluchte verhalten.
    »Was halten Sie davon, Gentlemen?« fragte er.
    »Den Code zu finden, wird Aufgabe der Dechiffrierabteilung des CIA sein. Eines steht fest – der Gegensender steht sehr weit weg. Die Signale sind äußerst schwach. Nur mit einem solchen Riesending von Antenne sind sie überhaupt aufzufangen.«
    »Könnte es sein, daß der Sender in Europa steht?« fragte Berringer.
    Der Funkexperte blickte ihn verblüfft an. Da hier niemand wußte, warum der CIA sich für Cortone interessierte, und die Geheimhaltung selbst gegenüber dem FBI vollkommen war, mußte diese Frage Erstaunen erregen.
    »Europa? Möglich.«
    »Deutschland? München?«
    »Von mir aus auch Paris oder London oder Moskau.«
    »Moskau bestimmt nicht. Versuchen Sie auf der Frequenz im Klartext zu senden. Geben Sie durch: ›Alles in Ordnung. Wir kommen.‹«
    »Der Mann am anderen Ende wird kein Idiot sein, Sir.«
    »Ich spekuliere auf einen Überraschungseffekt.«
    »Versuchen wir es.«
    Der Funkspruch flog hinaus. Aber keine Antwort kam zurück. In München blickte Dr. Hassler – es war in Deutschland jetzt 2 Uhr morgens – mit einem schiefen Lächeln auf seinen Notizblock, auf den er in Stenogrammschrift alles notierte. Dann klappte er den Hebel um und löschte den Sendestrom.
    »Nichts«, sagte Berringer. »War eben ein Versuch. Wir können die Anlage verlassen. Der meldet sich nicht wieder. Aber ich möchte meinen Bungalow gegen einen alten Hut verwetten, daß der Partner in München sitzt. Das Wichtigste bleibt jetzt: Wo ist Cortone? Warum hört man aus Deutschland nichts?«
    Das alles erfuhr Cortone, während er eisgekühlte Honigmelonen aß und seine männliche Potenz mit englisch gebratenen Steaks regenerierte. In Mexiko erreichten ihn auch Briefe aus München von den Kassierern der ›Witwen- und Waisenkasse‹, adressiert an einen Señor Lopez y Garma, Mexiko-City, Postlagernd. Von dort holte ein Hotelbote jeden zweiten Tag die Post ab. In einem dicken Brief lagen Ausschnitte aus deutschen Zeitungen. Cortone freute sich und zeigte sie Dulcan.
    »Man hält mich für einen Vollidioten«, sagte er. »Steckbriefe. In allen Zeitungen und Illustrierten. Auch im Fernsehen. Maurizio Cortone, gesucht wegen Rauschgiftschmuggel. Erstens ist das Bild sechs Jahre alt, und wer kann erwarten, daß ich so aussehe, wenn ich nach Deutschland komme?

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