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Die Drohung

Die Drohung

Titel: Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wir gelernt. Denken Sie an eine Katze, die stundenlang starr und unbeweglich vor einem Mauseloch sitzt und wartet, bis die Maus herauskommt.«
    »Das heißt« – Abetjew schnalzte wieder mit der Zunge, seine eigenen Worte regten ihn auf – »Sie werden noch acht Wochen auf unsere Kosten deutsche Weiber beschlafen und Bartheken leersaufen?!«
    »Nicht nur, Genosse Oberst.« Lepkin hielt Smelnowski sein Glas hin, und dieser schüttete sofort Cognac hinein, bis zum Rand, mit zitternden Fingern. »Ich möchte die Unkosten mildern und mir 10.000 Mark verdienen.«
    Abetjew schien nach Luft zu ringen. »Sind Sie verrückt, Lepkin?« schrie er dann. »Was soll denn das nun wieder bedeuten?«
    »Man sucht hier einen deutschen Journalisten. Hans Bergmann. Er verschwand in der Nacht, in der auf dem Chiemsee die Komödie mit der Geldübergabe abrollte. Seine Illustrierte hat einen Preis von 10.000 Mark ausgesetzt. Merken Sie etwas, Afanasij Alexandrawitsch?«
    »Nein.«
    »Es gibt da einen Zusammenhang. Ich ahne es. Journalisten sind wie Wölfe, sie wittern das Blut kilometerweit. Erlauben Sie, daß ich diesen Bergmann suche?«
    »Was heißt erlauben, Lepkin? Wie ich Sie kenne, tun Sie's doch!«
    »Ich möchte meine Spesen bezahlen, Genosse Oberst.«
    »Wissen Sie, daß ich ein Magenleiden habe?« Abetjew schnaufte, als säße er Lepkin gegenüber. »Das macht der Umgang mit Ihnen, Stepan Mironowitsch. Wundern Sie sich nicht, wenn ich Ihnen die Rechnungen meines Arztes schicke …«
    »Ich nehme sie an«, sagte Lepkin fröhlich und legte auf. Er konnte sich diese Großzügigkeit leisten – denn die ärztliche Betreuung von Staatsbeamten ist in der Sowjetunion kostenlos.

Acapulco
    Wochenlang nichts tun, faulenzen im weißen Sand, im ansichtskartenblauen Meer herumplanschen und sich verwöhnen lassen wie im Schlaraffenland – das mag den meisten Menschen, die davon nur träumen können, als ein Teil der Seligkeit auf Erden vorschweben … für Maurizio Cortone wurde es zur langweiligsten Sache der Welt. Er war ein Großstadtmensch; sein Strand war der Asphalt, sein Meer waren die Häuserschluchten, seine Sonne die Neonlampen, sein Wellenrauschen das ewige Gedröhne des Verkehrs. Wenn er irgendwo faul herumlag, wie jetzt in Acapulco, dann nur, um aus diesem Nichtstun Kapital zu schlagen. Bisher war unter seinen Händen alles zu Dollars geworden, und er konnte sich nicht denken, daß es jemals anders sein würde. Vielen, die ihn kannten, war er dadurch unheimlich geworden. »Er spuckt in die Ecke und schon ist die Ecke vergoldet!« sagte man zu diesem unwahrscheinlichen Glück. »Und das Verblüffendste: Niemand nimmt ihm das Spucken übel.«
    Auch Ted Dulcan wurde ungeduldig. Er wohnte mit seinem akademischen Revolvermann Bertie Housman in einem kleinen, zum Hotel gehörenden Bungalow, fuhr mit einem Motorboot hinaus zum Fischen, schleppte Schwertfische und andere Riesendinger an Land, verlegte sich dann auf die Haijagd, bei der Housman sein unwahrscheinliches Talent im Schießen bewies, indem er mit Explosivgeschossen die Haie genau in der Sekunde traf, in der sie mit ihrer Rückenflosse dicht unter der Wasseroberfläche dahinschnellten. Aber so schön die Frauen von Mexiko waren und so elegant man sein Geld in Acapulco ausgeben konnte – der Gedanke an München und die 30 Millionen wuchs langsam zu einem Alptraum heran.
    Hinzu kam, daß Lucretia Borghi, die ihre Schönheit in immer knapperen Bikinis und immer gewagteren Posen zur Schau stellte, Cortone in den Ohren lag mit ihren Rachegesängen. »Ich bringe ihn um, diesen Hund!« sagte sie, wenn der Name Dulcan fiel. »Mauri, wenn du mich liebst … leg ihn mir zu Füßen!«
    Cortone hatte wenig Lust, aus Lucretia eine Salome zu machen. Seitdem der Kontakt mit diesem Dr. Hassler in München abgerissen war, bemächtigte sich seiner eine wachsende Unruhe im Hinblick auf seine Zukunftspläne. Er brauchte Dulcan, das wurde ihm von Tag zu Tag deutlicher bewußt. 30 Millionen kassieren, das will organisiert und gekonnt sein. Noch nie war eine solche Summe gefordert und bezahlt worden. Noch nie war aber auch eine Drohung so schrecklich wie die von München. Manchmal schwindelte es Cortone selbst davor.
    »Mit Ted werden wir in München abrechnen«, sagte er zu Lucretia. Manchmal war sie hochgradig hysterisch vor Rachegelüsten, zerfetzte Taschentücher, Gardinen und Tischdecken und schrie dabei Dulcans Namen – dann mußte Cortone sie mit Whisky vollpumpen, in den er vorher ein

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