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Die Drohung

Die Drohung

Titel: Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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spitzfindigen Reden traktiert, wie in einem Raumschiff sitzend, dessen Nase zu einem anderen Stern zeigt, aber das man nicht zünden kann, werden die Nerven strapaziert, als klopfe sie jemand mit einem Hammer platt.
    In Bonn hatten Innen- und Außenministerium alle Hände voll zu tun, um die Staaten, denen man die Sache mit den A-Bomben im Olympiastadion gebeichtet hatte, zu beruhigen und ihnen zu versichern, daß die XX. Olympischen Spiele so durchgeführt werden würden, wie es geplant war. Die ersten Quartiermacher und Funktionäre – Vorausabteilungen, die in den beiden Olympischen Dörfern den Einzug ihrer Athleten vorbereiteten – meldeten an ihre Regierungen, daß die Anlagen in München phantastisch seien, die Organisation und Betreuung tadellos und das berühmte Zeltdach über den Stadien wirklich ein neues Weltwunder. Keiner ahnte, welch furchtbare Gefahr irgendwo auf diesem Platz der friedlichen Spiele vergraben lag.
    »Es gibt einfach kein Zurück mehr!« sagte der Innenminister in Bonn in einer Kabinettsitzung, nachdem er über den Stand der bisherigen Ermittlungen berichtet hatte. Ein magerer Vortrag, der die ganze Schwere der Verantwortung deutlich werden ließ. »Wenn die Übergabe der 30 Millionen reibungslos erfolgt, bin ich geneigt, dem Ehrenwort dieser Verbrecher zu glauben. Es bleibt uns einfach gar nichts anderes übrig. Entweder Mut haben und die Olympischen Spiele durchführen, oder Angst haben und alles abblasen. Das sind die einzigen möglichen Entscheidungen.«
    »Die Spiele ausfallen zu lassen, ist völlig indiskutabel. Ich will nicht von den verlorenen Milliarden reden – wo Menschenleben auf dem Spiel stehen, gibt es keinerlei finanzielle Bedenken …« Der deutsche Bundeskanzler sog sichtlich nervös an seiner Zigarette. Er hatte vor einer halben Stunde mit dem amerikanischen Präsidenten telefoniert, mit dem französischen Staatspräsidenten und mit dem sowjetischen Botschafter in Rolandseck. Alle versicherten, daß sie Vertrauen zu Deutschland hätten, aber hinter diesen Worten verbarg sich die Forderung, daß Deutschland auch für die Sicherheit garantiere. »Natürlich müssen wir in erster Linie Mut haben, und wir haben diesen Mut, aber –« der Bundeskanzler senkte seine belegte Stimme, sie klang heiserer denn je – »lassen wir uns nicht in eine Panik jagen nur deshalb, weil die Drohung so unfaßbar ist? Sollten wir uns nicht sagen: So etwas gibt es gar nicht?! Das ist ein Riesenbluff?!«
    »Experten haben Gutachten darüber vorgelegt, daß die Herstellung von A-Bomben kein Problem ist, wenn man atomaren Rohstoff besitzt. Das ist das Erschreckende, Herr Bundeskanzler: eine Waschküchenwerkstatt, in der man die Vernichtung von Kontinenten basteln kann! 12 Kilogramm Plutonium sind in den USA gestohlen worden, 12 Kilogramm sollen im Olympiastadion liegen! Das ist eine klare Linie, da gibt es keine Mißverständnisse.«
    »Und unsere Polizei ist machtlos?«
    »Die Erpresser haben noch keine klare Position bezogen. Gegen ein gegenstandsloses Phantom kann man nicht kämpfen. Erst am 28. Juli, bei der Übergabe der ersten Million, kann es zu einem Kontakt kommen. Wir wären schon weiter, wenn wir alle Hilfskräfte mobilisieren könnten: Presse, Rundfunk, Fernsehen und – es mag makaber klingen – die Unterwelt selbst. Bei 30 Millionen Dollar würde sich die Unterwelt formieren und parallel mit uns die Jagd aufnehmen. Das alles fällt aus wegen der totalen Geheimhaltung. Der Ruf ins Leere, wie der Steckbrief gegen diesen Maurizio Cortone einer war, ist gegenwärtig unsere Situation. Traurig, aber nicht zu verschweigen.«
    »Dann lassen wir also alle Vorbereitungen für die Olympischen Spiele normal weiterlaufen?«
    »Selbstverständlich.« Der Innenminister legte eine lange Liste auf den runden Tisch. Die Ehrengäste mit fester Zusage. »Bisher sind gemeldet zwei Kaiser, zehn Könige …«
    Der Bundeskanzler zerdrückte seine Zigarette. Seine Hand zitterte dabei leicht. »Wir müssen uns daran gewöhnen, an diese Drohung einfach nicht zu denken«, sagte er langsam. »Kein Mensch, auch der kaltblütigste Mörder nicht, hat die innere Kraft, ein solches Chaos zu entfesseln. Das übersteigt einfach menschliches Begriffsvermögen. Und darum glaube ich auch nicht an das – das Letzte.«
    »Wir alle nicht, Herr Bundeskanzler.« Der Innenminister fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht. »Aber nach Ansicht der Experten handelt es sich hier um einen Irren. Einen hochintelligenten

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