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Die Drohung

Die Drohung

Titel: Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Wahnsinnigen. Das Maß der Vernunft kann man hier also nicht mehr zur Anwendung bringen …«
    Es war offensichtlich: Wie in München wußte man auch in Bonn keinen Ausweg. Alles wartete auf den 28. Juli … nur Pietro Bossolo nicht.
    Nach zwei Tagen ließ sich Emma Pischke noch einmal alles erzählen, was Bossolo damals in der Nacht im Englischen Garten am Monopteros erlebt hatte.
    »Da sollte also diese Anzeige in der ›Süddeutschen Zeitung‹ sein«, sagte sie. »Eine Telefonnummer, die du anrufen mußt. Hast du das getan?«
    »Wie konnte ich das?« Bossolo raufte sich die krausen Haare. »Sie haben mich länger festgehalten bei der Polizei, dann haben sie mich sofort wieder verhaftet, als ich kaum frei war … Meine 10.000 Dollar sind weg!«
    »Abwarten, mein Jungchen. Jetzt drehn wir det Ding andersrum! Wie war der Text?«
    »Die schwarze Dame gestern 17 Uhr in der U-Bahn bitte melden unter … Dann sollte die Telefonnummer kommen.«
    »Blöd, merkste det nicht? Det is doch Klamotte. Aba machen's wir ooch so! Ick jebe die Annonce so auf, und die Telefonnummer ist meene Nummer. Mehr als jejen den Wind blasen können wir nicht …«
    Es schöpfte natürlich keiner Verdacht, als Emma Pischke in der Hauptstelle der ›Süddeutschen Zeitung‹ diese unverfängliche Anzeige aufgab. Die Erklärung: »Wissense, Frollein, det is 'ne Dame, die hat 'n Schirm liegen lassen, 'nen wertvollen Schirm mit verjoldeter Krücke. Ick bin 'n ehrlicher Mensch und will det Ding seinem Besitzer wiederjeben!« wurde mit einem höflichen, aber völlig uninteressierten Lächeln quittiert.
    Dann wartete Emma Pischke wie ein Storch auf den Frosch. Von Emil Vetzki, einem Radiomechaniker, der nebenher Banjo spielte und zu Emmas Stammkundschaft gehörte, hatte sie sich ein Tonband installieren lassen, das mit dem Telefon verbunden war. Ab 8 Uhr morgens saß Emma Pischke neben dem Apparat, verzichtete auf das morgendliche Staubwischen, ließ Bossolo Kaffee kochen und Brote schmieren, nahm ihr Frühstück an der Theke ein und blickte immer wieder auf die Uhr.
    »Wenns 'n ehrlicher Ganove is, denn meldet der sich!« sagte sie zuversichtlich. »Und wer soviel Menkenke macht, Geld in Säcken, Bootsfahrten auf'n Chiemsee, Lautsprecher im Monopteros, der is keene miese Type nich. Ich müßte mir sehr täuschen in meener Menschenkunde.«
    Um 10 Uhr schlug die Telefonglocke an. Emma hob sofort ab. »Hier bin ick!« bellte sie, aber es war nur die Brauerei, die anfragte, ob sie neues Bier brauchte. Emma drückte auf die Tonbandaufnahmetaste. Aus.
    »Drei Hektoliter Pils«, sagte sie. »Det andere bestelle ick morjen.«
    Um 11 Uhr – Bossolo hatte begonnen, in der Küche Kartoffeln zu schälen, und begleitete diese besinnliche Arbeit mit einer schön gesungenen Canzone – klingelte es wieder. Die ›Dicke Emma‹ hob ab und drückte den Tonbandknopf.
    »Ick hier!«
    »Wer sind Sie?« fragte eine gepflegte männliche Stimme. Und in diesem Augenblick wußte Emma Pischke, daß sie mit 10.000 Dollar sprach. Sie begann zu zittern, ihr Riesenbusen wogte, sie winkte mit weiten Gesten Bossolo heran, der seine Kartoffeln wegwarf und auf Zehenspitzen aus der Küche schlich.
    »Wer sind Sie?« fragte Emma zurück.
    »Woher kennen Sie den Text der Anzeige?« Die Männerstimme blieb ruhig überlegen. Sie hatte einen sonoren Ton, und Bossolo nickte lebhaft und warf die Arme in die Luft.
    »Er ist es!« flüsterte er. »Die Stimme … isch erkenne sie wieder.«
    »Ick bin der Ansicht, det 'n anständiger Mensch, ooch wenn er 'n Halunke is, seine Jeschäftsabreden einhält. Pietro Bossolo hat jebrummt, hat sich einsperren und verhören lassen … nun zahlen se man! 10.000 Dollar. Sie sehen, ick weeß allet.«
    »Ich habe nie die Absicht gehabt, meine Versprechen nicht zu halten. Es war nur bis heute aussichtslos, mit Bossolo Kontakt zu bekommen. Die 10.000 Dollar liegen bereit zur Auszahlung …«
    »Dann raus mit de Penunsen …« schnaufte Emma Pischke. »Wat der arme Junge allet jelitten hat! Jeheimdienste sind hinter ihm her, wie 'ne Feldmaus muß er sich verkriechen. Und Sie sitzen im Trockenen! Pfui Deibel!«
    Der Mann schien überrascht zu sein. Seine Stimme erhielt einen helleren Klang, jene deutlich spürbare Spannung, die eine unverhoffte Situation auf einen Menschen auslöst.
    »Sagten Sie Geheimdienste?«
    »Ja, det sachte ick.«
    »Was für Geheimdienste?«
    »Amerikaner, Russen, wat weeß ick allet? Vielleicht sogar Chinesen. Pietro hat zwei von den

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