Die Drohung
stehen, die Hände in den Hosentaschen. »Das weist nach Amerika, Mr. CIA.«
»10.000 Dollar für einen Schwimmversuch – die Leute haben Geld. Cortones Vermögen wird zur Zeit auf 23 Millionen geschätzt. Mit den zu erwartenden 30 Millionen, die er wahrscheinlich auf ein Nummernkonto in der Schweiz legt, wo sie für immer verschwunden sind, kann er den sorglosen Pensionär spielen.«
»Das eben fällt mir auf. Wenn einer 23 Millionen besitzt – warum begibt er sich dann auf eine so gefahrvolle Bahn? Da ist keine Logik, Holden. Cortone hat genug zum Leben … er braucht keine Atombomben, um Mitteleuropa zu verseuchen. Solche Geschäfte machen nur Hungrige, keine Satten.«
»Ein Typ wie Cortone ist nie satt. Außerdem interessiert ihn nur das Geld … die Vernichtungsidee kommt aus Deutschland, Sir! Ihr ›Hirn‹! Dieser irre Fanatiker! Ihr Land scheint prädestiniert für Weltvernichter zu sein.«
»Der ewige Hitlerkomplex!« Beutels biß eine Brasil ab. Während er sie anzündete, stand er am Fenster und blickte auf die Straße. Er sah gegenüber in die Büroräume eines großen Konfektionsgeschäfts, auf eine Reihe Schreibtische, an denen junge Mädchen eifrig auf die Tasten ihrer Schreibmaschinen hieben. In einem anderen Raum saß ein Mann und diktierte. Der Abteilungsleiter. Links neben ihm ratterten Nähmaschinen. Das Änderungsatelier. Die Schneiderinnen lachten, irgendeine schien etwas Lustiges zu erzählen. Eine Handvoll Menschen von eineinhalb Millionen, sorglos, ahnungslos, abgerundete Schicksale … am 26. August, um 15 Uhr würden sie in zwei Atomwolken untergehen … »Gegen das, was uns erwartet, ist alles Vorhergegangene nur der Zerstörungstrieb eines Säuglings. Bleiben wir bei Ihrer Version, Holden: Cortone hat die Plutoniumbomben konstruiert.«
»Ja. Er hat die 12 Kilogramm an sich gebracht, und damit hatte er das Wichtigste. Eine Bombe zu drehen, ist eine mechanische Sache. Mit genügend Zeit ist das in einer Kellerwerkstatt zu schaffen. Elektronenfachleute – auch sie kann Cortone kaufen – konstruieren Zünder und Impulsauslöser. Die Wahnsinnseier nach Europa zu schaffen, ist keine Kunst, Sie einzugießen ein Kinderspiel bei dem Gewimmel auf dem Olympiabaugelände, wo Tag und Nacht ein Heer von Menschen arbeitete. Wer die Dinger in die Erde praktizierte, ist längst wieder weg aus München. Es liegt alles bereit für den 26. August.«
»Und jetzt rechnen Sie mal aus, Holden, wie viele Menschen an diesem Projekt mitgearbeitet haben. Wie viele Mitwisser! Dieses Risiko!«
»Gar kein Risiko. Bei unseren großen Bossen herrscht eine straffe Zucht. Das Aufklappen des Mundes ist immer gleichbedeutend mit dem Verschlucken einer Kugel. Jeder weiß das. Und Cortone gehört zu den großen Bossen.«
»Da haben wir's wieder!« Beutels schlug mit der Faust auf den Tisch. »Jeder kennt ihn, und er läuft als Ehrenmann herum!«
»Beweise, Sir, Beweise!« Holden holte die Cognacflasche vom Tisch und schüttete sich das Glas randvoll.
»Holden, unser Beruf ist manchmal zum Kotzen!« Beutels sah Lepkin an. Der Russe war still, hörte wortlos zu und schien sich sein Teil zu denken. »Bei Ihnen gibt es diese Probleme nicht, was?«
»Nein.«
»Was würden Sie tun?«
»Bossolo verhaften, Cortone, seine gesamte Umgebung, alle seine Bekannten, jeden, der mit ihm in Berührung gekommen ist … einen riesigen Gesangsverein würde ich singen lassen. Einer wird bestimmt das richtige Lied trällern. Ich bin ein Anhänger des Ausleseverfahrens.«
»Holden, man müßte Russe sein …«, sagte Beutels aus tiefer Brust.
»Ich bin gerne bereit, Sie zu adoptieren!« sagte Lepkin fröhlich. Dann erhob er sich aus seinem Sessel und reckte sich wie ein erwachender Hund. »Darf ich nun nach meiner Arbeitsweise weitermachen?«
»Es ist zum Wimmern.« Beutels hob beide Arme und blickte Holden hilfesuchend an. »An ihm ist alles spurlos vorbeigezogen. Er hat überhaupt nicht zugehört. Lepkin, Sie sind ein glücklicher Mensch … aber trotzdem möchte ich nicht so sein wie Sie. In einem aber haben Sie recht: Wir reden und reden und machen uns damit selbst besoffen! Ich schlage ein Gentlemans Agreement vor.«
»Bitte –«, sagte Lepkin. Man sah ihm an, daß er Beutels bedauerte.
»Wer zuerst eine heiße Spur hat, unterrichtet den anderen.«
»Wenn er dazu noch Zeit hat.« Lepkin griff nach seinem Hut. Auch Holden ging zur Tür. Beutels nickte beiden zu.
»Danke. Viel Glück.«
Er wußte, daß keiner von ihnen
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