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Die Drohung

Die Drohung

Titel: Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nicht zu einer seiner Zigarren, sondern er ging zum Schreibtisch, schloß eine Tür auf, hinter der Laien Geheimdokumente vermuteten, und holte eine Flasche Cognac hervor. »Vorhin aufgenommen?«
    »Vor einer halben Stunde.« Holden wischte sich den Schweiß von der Stirn. Jetzt, bei der Wiederholung, schlug ihn die volle Wucht dieser Unterhaltung mit dem ›Hirn‹ glatt zu Boden. »Das Band ist noch warm.«
    »Es ist glühend heiß, und wird es bleiben!« Beutels goß ein, reichte ein Glas an Holden weiter und bot den seltenen Anblick, daß er einen Cognac, randvoll eingeschüttet, mit einem Kippzug leerte. »Das darf ich dem Präsidenten und dem Innenminister gar nicht vorspielen … sie werden sofort erholungsbedürftig! Holden, dieser Knaller bleibt unter uns.«
    »Darum bin ich sofort zu Ihnen gekommen, Sir.«
    »Wir nehmen Helga Bergmann selbstverständlich heute noch in Schutzhaft.«
    »Das möchte ich nicht, Sir.«
    »Eine Leibwache? Auch gut. Ich stelle einen guten Schützen ab.«
    »Gar keine Polizei. Ich kann Helga allein beschützen.«
    »Holden! Sie verkennen die Situation! Dieser Mann ist ein Intelligenzverbrecher! Er hat Sie zum Duell aufgefordert, und er wird kommen!«
    »Darauf warte ich ja.«
    »Aber er wird nicht wie Ihre Filmgangster kommen, mit Kugelspritze oder morphiumgetränkten Lappen, die man aufs Mündchen drückt. Er arbeitet mit anderen Methoden.«
    »Die Methode ist mir gleichgültig! Er muß an Helga heran, das allein ist wichtig, und vor Helga stehe ich!«
    »Und hinter Helga?«
    Es sollte ein Witz sein, aber beide spürten körperlich die Gefahr, die sie jetzt umringte. Ein Mann, der Plutonium in die Fundamente des Olympiastadions eingießen läßt, um die wichtigsten Staatsmänner auszulöschen, wird vor dem wesentlich kleineren Problem, einen Menschen an sich zu bringen, nicht kapitulieren.
    »Ich werde Helga zu mir nehmen. Sie wird keine Minute allein sein.«
    »Sehr lobenswert. Das heißt, wo Sie gehen und stehen, ist Helga an Ihrer Seite.«
    »Ja.«
    »Überlegen Sie mal diesen Blödsinn, Holden! Mit einem Gewehr und einem Zielfernrohr kann man alle Probleme lösen. Sie schleppen eine lebende Zielscheibe mit sich herum.«
    »Es geht dem Mann nicht um Helgas Tod, sondern um ihre Entführung. Er will mich zwingen – Sie haben es ja gehört –, nach Amerika zurückzufahren.«
    »Er wird im Notfall auch töten.«
    »Aber warum dann Helga? Es ist einfacher, mich zu erledigen.«
    »Das entspricht nicht seiner Mentalität. Dieser Mann ist ein Bündel haßumschnürter Intelligenz. Sie sind ein Gegner, mit Ihnen wird er auf legale Art fertig – um bei seiner Denkweise zu bleiben. Helga aber ist eines der ›unschuldigen‹ Opfer … so wie es seine Suzuki in Hiroshima war. Was Suzuki für ihn, kann Helga für Sie werden, Holden! So denkt unser ›Hirn‹!«
    Holden stürzte den Cognac hinunter, goß sich wieder ein, trank, goß ein, trank wieder, bis Beutels ihm die Flasche aus den Fingern nahm.
    »Ein besoffener CIA-Agent ist eine Jammergestalt, Holden. Nicht vom Menschen her – ich trinke auch gern einen, das weiß bloß keiner, und ich habe Verständnis für eine Alkoholmattscheibe –, aber auf Ihren Auftrag bezogen ist Trunkenheit fast schon Landesverrat. Oder meinen Sie nicht?«
    »Ich weiß, Sir.« Holden lehnte sich an die Wand. Er suchte nach seinen Zigaretten, erinnerte sich, daß sie im Hotelzimmer neben dem Telefon liegengeblieben waren, und blickte Beutels bittend an. Beutels holte eine dünne Brasil aus der linken Brusttasche.
    »Wenn das hilft. Sie ist leicht. Sie brauchen sich die Hosen nicht zuzubinden.«
    »Danke, Sir.« Holden rauchte an. Die Zigarre war wirklich mild, ihr Rauch, den er tief inhalierte, brannte nicht im geringsten in der Kehle oder in der Luftröhre. Aber sie beruhigte ihn nicht. Das hätten auch zehn Zigaretten nicht getan. Die Angst um Helga war das einzige, was er noch fühlte.
    »Wo ist Fräulein Bergmann jetzt?« fragte Beutels.
    »In Ihrem Fotoatelier.«
    »Ich schicke sofort einen Beamten hin. Einen schönen Mann, der aussieht wie ein Modell. Das fällt nicht auf, wenn unser ›Hirn‹ dort Wache stehen sollte. Kriminalobermeister Dehwall, der ›schöne Siegfried‹ hat schon einen Berg Filmangebote bekommen. Ein einziges Mal hat er mitgemacht, bei einer Kriminalserie, wo er einen Zuhälter spielen mußte. Er spielte ihn aus Erfahrung so echt, daß seine Szenen wegen Jugendgefährdung herausgeschnitten wurden. Seitdem hat er einen Rochus

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