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Die Drohung

Die Drohung

Titel: Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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echtem Charme. Er wird auch versuchen, dich aufzutauen, und da er in Deutschland nicht seine hemdärmelige amerikanische Art ausspielen kann, wird er sich ehrliche Mühe geben müssen. Du hast nur eine Aufgabe: immer um ihn sein. Ein Eisberg, der um ihn herumschwimmt und an dem er dauernd abrutscht.«
    »Und Lucretia?«
    »Sie wird vor Eifersucht explodieren.«
    »In deinen Armen!«
    »In meiner Begleitung.«
    »Ist das nicht dasselbe?«
    »Ist es dasselbe, ob man ein Glas Whisky in der Hand hält oder ob man es trinkt?«
    Sie nahm die Hände vom Gesicht. Mit Erstaunen sah Holden, daß sie gar nicht geweint hatte, wie er angenommen hatte. Ihre Augen waren klar, mit jener ausstrahlenden Energie geladen, die ihn vom Beginn ihrer Bekanntschaft an gefesselt hatte.
    »Seit wann weißt du, daß Cortone in Tutzing ist?«
    »Seit drei Stunden. Ehrenwort.«
    »Ich glaube dir. Aber du hast ihn erwartet?«
    »Es war meine große Hoffnung, daß er es ist, den ich suche.« Holden griff nach Helgas Händen. Sie entzog sie ihm nicht. Das machte ihn unbeschreiblich glücklich. »Nach diesem Fall ist Schluß, ich schwöre es dir. Wir ziehen nach Texas. Berringer ist informiert.«
    »Und was sagt er?«
    »Wie erwartet: Er erklärt mich für verrückt. Er schlägt einen Erholungsurlaub vor mit psychiatrischer Betreuung. Er wird anders denken, wenn er dich sieht.«
    »Glaubst du wirklich, daß ich mit dir nach Amerika gehe?«
    »Ich habe gar nichts anderes in Erwägung gezogen. Wir gehören einfach zusammen. Die Erde kann nicht ohne die Sonne leben. Das ist ein Naturgesetz. Auch unsere Liebe ist ein Naturgesetz. Kannst du Naturgesetze ändern?«
    »Ich bin eifersüchtig«, sagte sie. »Ich kann glühen vor Eifersucht. Dann habe ich keinen Verstand mehr. Das mußt du wissen. Ric. Wenn du mit Lucretia schläfst, tue ich es auch mit Cortone! Und wenn ich hinterher vor Ekel sterbe … ich tu's!« Sie stand auf, zog ihre Finger aus seinen Händen, ging zurück zum Tisch und rührte wieder im Kuchenteig. »Wann?« fragte sie.
    »Morgen.« Holden starrte sie an. Er war versucht, alles abzublasen, Berringer um seine Ablösung zu bitten, Beutels alles zu übertragen und wegzufahren, weit weg, in irgendeinen Winkel der Welt, wo man sie in Ruhe lassen würde, wo sie sich in eine Höhle verkriechen konnten, um allein, ganz allein für sich zu sein. Sie ist ein reines Wunder von einer Frau, dachte er. Und ich dreckiger Hund verlange, daß sie sich meinetwegen im Sumpf wälzt. Das konnte Berringer nie wieder gutmachen, auch nicht mit der ehrenvollsten Verabschiedung aus dem CIA-Dienst.
    »Vergiß alles«, sagte er plötzlich. »Ich will es anders versuchen.«
    Sie probierte den Kuchenteig und schüttete noch etwas Vanillezucker nach. Ric liebte den Vanillegeschmack. »Dann wird es für dich gefährlich werden, nicht wahr?«
    Holden schwieg. Der andere Weg war die offene Schlacht. Man konnte es Helga nicht sagen. Aber sie begriff sein Schweigen sofort.
    »Nein. Ich helfe dir«, sagte sie. »Ich habe schwarze Kleider schon immer gehaßt.«

Tutzing
    Pinipopoulos war in seinem ganzen Leben noch nie so viel geschwommen wie jetzt. Evelyn Drike entwickelte eine so ungeheure Wassersehnsucht und tobte mit ihrem jugendlichen Liebhaber so intensiv im Starnberger See, daß Pini sich abends eingehend untersuchte, ob ihm keine Schwimmhäute zwischen den Zehen wuchsen. Außer Mrs. Drike hatte er auch noch Dulcan und Housman im Blick, was ihm ein nervöses Kopfzucken einbrachte, denn da beide Parteien selten auf einem Fleck zusammen waren, flog sein Kopf hin und her, um keine Einzelheiten zu verlieren. Glücklich war er, wenn alle in seinem Blickfeld im See schwammen … die kichernde Evelyn mit ihrem sportlichen Hengst und Dulcan, der mit Housman – welche Eintracht! – Wasserball spielte.
    Im übrigen wartete Pinipopoulos auf Ric Holden. Er kannte ihn nicht von Person, sondern nur seinem Namen nach. Bei irgendeiner Ermittlung war er auf ihn gestoßen und hatte, ganz brav im Hintergrund bleibend, wie es seine Art und Lebensauffassung war, beobachtet, wie Holden in das Geschehen eingriff und einen sowjetischen Agenten aus einer Kernphysik-Forschungsanstalt herausholte. Dabei lernte er auch – und diesmal in Person – den sowjetischen Chefspion Stepan Mironowitsch Lepkin kennen, der damals als Handelsattaché der sowjetischen Botschaft auftauchte und den entlarvten Agenten im Austauschverfahren abholte.
    Hätte Pinipopoulos gewußt, daß auch Lepkin in München

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