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Die Drohung

Die Drohung

Titel: Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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investiert.«
    »Aber den Sprengstoff. Das Plutonium?! Wie ist Mauri an dieses Plutonium gekommen?«
    »Das ist eine schnelle Geschichte«, sagte Lucretia. »Schnell und so lächerlich einfach. Wenn die Menschen wüßten, wie unsicher ihre Sicherheit ist – – –«

New Mexico
    Über die Staatsstraße von Phoenix nach Albuquerque – vom Staat Arizona zum Staat New Mexico – rollte an einem späten Abend ein einsamer, schwerer, vierachsiger Lastwagen, ein blaugestrichener, mit Staub überpuderter Truck, in zügigem Tempo nach Nordosten. Die beiden Fahrer – Harold Nimes und Silvester Paulsen – rauchten und hörten aus dem Bordradio flotte Beatmusik. Nimes fuhr, Paulsen döste vor sich hin. Wenn sie den Rio Grande erreichten, wurde gewechselt; solange hatte Paulsen Muße, entweder zu schlafen oder zu essen oder an Doren zu denken, die als Sekretärin im Atomforschungszentrum von Los Alamos arbeitete. Doren, das Mädchen mit dem roten Wuschelkopf, in das Paulsen verliebt war wie ein Blinder in ein Blumenbeet, obwohl er wußte, daß ein Mädchen wie Doren keinem Mann treu blieb, vor allem nicht, wenn er nur alle 14 Tage mit einem dreckigen Truck auftauchte und sich erst baden mußte, damit der Mensch unter der Staubschicht sichtbar wurde. Die Straße durch die New-Mexico-Wüste war berüchtigt, aber sie war für den Transport, den Nimes und Paulsen fuhren, die sicherste. Hier in der Einsamkeit gab es keine Überraschungen. Man sah alles kilometerweit voraus. Deshalb sparte man auch ein militärisches Begleitkommando. Solange die Wagen von Phoenix nach Los Alamos fuhren, war nie etwas passiert. Was sollte auch passieren? Was der blaulackierte Vierachser durch die heiße Wüste schaukelte, eignete sich kaum zum Vertrieb auf dem Hehlermarkt.
    Nimes und Paulsen fuhren angereichertes Plutonium in Stahlbehältern zu den Forschungsstätten. Material für A-Bomben. Für kleine, normale A-Bomben, die allerdings jetzt schon hundertfach wirksamer waren als die Bombe von Hiroshima. Die großen Dinger – die H-Bomben – wurden an anderen Orten montiert.
    Was kann man mit Plutonium anfangen? In seiner Rohform, wie es in den Behältern aus Bleimänteln lag, war es wertlos für jeden. Nur unbekannte Gefahren barg es. Kein Grund zum Stehlen. Und so zockelten Nimes und Paulsen durch New Mexico, unbewacht, ungesichert … so wie in den USA an vielen Stellen diese Trucks mit A-Bombenmaterial ungesichert durch die Gegend kutschiert werden, mit einer Sorglosigkeit, die geradezu märchenhaft ist.
    »Woran denkst du?« fragte Nimes. Er machte die Lippen auf, Paulsen schob ihm eine neue angebrannte Zigarette hinein.
    »An Doren natürlich. Ich will sie jetzt endlich fragen, ob sie mich heiraten will.«
    »Sie wird nein sagen.«
    »Warum?«
    »Wieviel Dollar hast du in der Woche?«
    »Genug, um Doren satt zu machen.«
    »Ich bezweifle, ob Doren ihr Lebensziel bloß darin sieht, satt zu sein. Vorigesmal hatte sie einen Pelzmantel an.«
    »Verdammt, ich hab's gesehen. Er hat zwar nur 200 gekostet, aber immerhin. Kaninchen auf Nerz getrimmt. Ein Hauptmann hat ihn ihr geschenkt.«
    »Sicher, weil sie ihm eine Tasse Kaffee im Büro servierte.«
    »Eben das muß aufhören. Sie soll zu mir nach Phoenix. Ich liebe sie, bestimmt, Harold. Wir werden uns ein Häuschen kaufen. Ferbers Immobilien verkaufen Häuser auf Miete. Im Monat 250 Dollar … das kriege ich hin. Ein Haus mit Diele, vier Zimmern, Küche und einem Garten drumherum. Ist das nichts?«
    »Und du glaubst, Doren ist die richtige Frau, um da Salat und Blumenkohl zu pflanzen? Überleg es dir, Silv. Jetzt hast du's besser … Freiheit und trotzdem alle 14 Tage für zwei Nächte Doren in den Federn. Ich würd's so lassen.«
    Ein Gespräch wie tausend andere zur gleichen Zeit in den Fahrkabinen der Überlandlastzüge. Und vor ihnen das Band der Straße, das sie unter ihren Rädern einrollen … Meile um Meile, ein verfluchtes, einsames, heißes, in der Sonne flimmerndes, unter den Sternen mattglitzerndes Band, die Ader ihres Lebens, von der sie leben, die ihnen Blut gibt, an die sie gefesselt sind, von der sie nicht mehr los kommen. Eine ganze Welt nur straßenbreit. Man muß diese Straße bespucken und umarmen … sie ist Vater und Mutter, Freund und Feind, Weltanschauung und Haß – sie ist einfach alles, was einen Menschen ausfüllt.
    Diese eine Straße durch die Wüste von New Mexico.
    »Da steht einer«, sagte Nimes plötzlich und verringerte die Geschwindigkeit. Paulsen, der

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