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Die Drohung

Die Drohung

Titel: Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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durch Platzer bereinigt, auf bewährte Art. Aber gerade zu ihm … zu ihm, der neun Tage jünger ist als ich! Neun Tage! Es ist lächerlich … und deshalb ist es so hundsgemein.
    In seinem Büro, einer Halle mit Stahlmöbeln, Lederbezügen und Folienwänden, wählte Cortone eine Nummer. Eine Stimme klang ihm entgegen, die in ihm Ekelgefühle ausbreitete.
    »Bei Dulcan …«
    »Harvey Long, sprechen Sie nicht wie ein britischer Butler. Das paßt nicht zu Ihrem Gesicht … es ist zu gemein dazu«, sagte Cortone wonnevoll. »Geben Sie mir Ted.«
    »Wer spricht dort?«
    »Sagen Sie Ted: Randazzo läßt grüßen.«
    »Ist das Ihr Name, Sir?«
    »Das ist ein Dorf am Ätna, du Rindvieh. Ein Dorf auf Sizilien. Sagen Sie es Ted.«
    Cortone wartete. Ein paarmal knackte es in der Leitung, ein Zeichen, daß man Dulcan auf verschiedenen Apparaten suchte. Endlich war er gefunden. Dulcans weiche italienische Stimme klang wohltönend aus der Muschel.
    »Maurizio? …«
    »Aha! Einer wenigstens, der noch Randazzo kennt. Liegst du im Bett?«
    »Nein, ich habe gerade ein paar Runden geschwommen. Maurizio, eine Schwimmhalle ist etwas Zauberhaftes. Draußen regnet es, und ich liege hier wie am Strand von San Leonardo, wohlig und weich …«
    »Zwischen den Brüsten von Lucretia … ich weiß. Ich kenne diese Ruhestellung des Kopfes. Ihre Brüste machen einen verrückt, ist es so? Lucretia ist doch bei dir?«
    »Maurizio, eine kurze Erklärung –«
    »Keine Erklärungen! Ich habe nur eine Frage: Wieso betrügt sie mich mit dir? Ausgerechnet mit dir? Du bist nicht jünger als ich – läppische neun Tage –, nicht schöner, nicht kräftiger, nicht reicher, nicht charmanter … was findet sie an dir, das ich nicht habe?«
    »Vielleicht mehr Aktivität? Ich kann noch eine Zentnerkanne mit Milch stemmen!«
    »Ich schlage einen Sandsack noch so, daß er wie eine Glocke schwingt. Daran liegt es nicht. Wo ist Lucretia?«
    »Hier.«
    »Kann ich sie sprechen?«
    »Nein!«
    »Ted –«
    »Sie ist im Wasser. Schwimmt.«
    »Lüge nicht. Du lügst verdammt schlecht. Lucretia ist bei dir. Ich hör's an deinem Keuchen. So keucht ein Mann nur, wenn er zwischen ihren Brüsten oder ihren Beinen liegt. Seit wann betrügt ihr mich?«
    »Seit vier Monaten, Maurizio.«
    »Sauber.« Cortone setzte sich. Sein in vielen Illustrierten und auf vielen Wohltätigkeitsveranstaltungen, bei den Frauenvereinen und den Kriegsgegnern, Veteranenverbänden und Kirchenfeiern wohlbekanntes und ob seiner gemessenen Würde bestauntes Gesicht war plötzlich von einer erschreckenden Kantigkeit. »Ted, du weißt, was du da sagst?«
    »Ich war noch nie ein Idiot, Maurizio.«
    »Das ist Krieg, Ted. Überleg dir das. Wir waren Schulfreunde, wir sind zusammen herüber nach Amerika, wir haben alles überstanden, 40 Jahre lang … und jetzt werden wir uns gegenseitig umbringen.«
    »Du willst alles umbringen.«
    »Schick Lucretia zurück.«
    »Dann schwimmt sie morgen im East River.«
    »Das ist meine Sache, Ted. Nicht deine.«
    »Von jetzt an doch, Maurizio. Ich liebe Lucretia. Wer könnte das besser verstehen als du? Ich gebe sie nicht wieder her.«
    »Dann ist alles klar.« Cortone lehnte sich zurück, seine braunen Augen, von jeher jede Frau entwaffnend mit ihrem sanften Blick, in dem die sizilianische Sonne lag, schlossen sich zur Hälfte. »Es wird mit uns zu Ende gehen, Ted. Wenn ich daran denke, was wir bei der Abfahrt von Catania unseren Müttern weinend versprachen …«
    »Du sentimentaler, falscher Hund!« sagte Dulcan genußvoll. »Oder bist du wirklich so senil geworden?«
    »Das wird sich zeigen. Also sei's!«
    Cortone legte auf. Platzer, der an der Tür stand, weit entfernt, aber mit einem Gehör eines Maulwurfs, steckte die Hände in die Taschen.
    »Ruf sie zusammen«, sagte Cortone. »Alle! Fünf Wagen nach Midland Beach. Mit Granatwerfern.«
    Jack Platzer schrumpfte zusammen. Menschen zu töten war sein Handwerk. Er brachte sie um nach guter, alter Meisterart … mit einem Schuß, einem Messerstich, einem Würgegriff. Aber Granatwerfer … das war eine Umstellung wie das besinnliche Strümpfestricken auf eine computergesteuerte Maschine.
    »Ist das nicht zu laut?« fragte er vorsichtig. »Wenn ich allein –«
    »Du und Ted? Das ist absurd.«
    »Man sollte es versuchen. Die gesamte Entwicklung der Menschheit basiert auf Versuchen.«
    Cortone stutzte. Daß Platzer Geist entwickelte, war ebenso überraschend wie Lucretias Absprung. »Wann?« fragte er.
    »Heute nacht.

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