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Die Drohung

Die Drohung

Titel: Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Abendessen. Sie hatte sich die Haare schwarz gefärbt.
    »Was ist los?« fragte sie geradeheraus, wie es ihre Art ist. »In was für eine Schweinerei hast du mich hineingezogen? René kam heute morgen ins Atelier und erzählte, die Polizei habe die Anzeigenannahme der ›Süddeutschen Zeitung‹ verhört. Jetzt suchen sie ein blondes Mädchen. Mich!«
    René ist Fotomodell. Ein Mann. Er arbeitet auch für die ›Süddeutsche‹, als Dressman der Modeseite. Ein Schwuler natürlich, so heiß, daß sie im Atelier selbst im Winter die Heizung ausschalten, sonst kann's keiner im Raum aushalten. René geht wie ein Weib, mit schwingenden Hüften, spricht geziert wie ein ältliches Fräulein mit Mops auf dem Schoß und ist mit einer Lesbierin verlobt. Was die beiden miteinander machen, ist mir ein Rätsel.
    Ich habe versucht, Helga eine Erklärung zu geben.
    »Die Anzeige, die du aufgegeben hast, war ein Kennwort unter Ganoven. Ich habe von einer Sache Wind bekommen und wollte als stiller Beobachter teilhaben. Das gibt einen sensationellen Artikel.«
    Helga glaubte mir nicht – ich sah es ihr deutlich an –, aber sie fragte nicht weiter. Immerhin hat sie sich die Haare schwärzen lassen. Ein tolles Mädchen.
    Aber das ist nicht das Merkwürdige an diesem Tag. Gegen 14 Uhr – ich war eben nach Hause gekommen – rappelt das Telefon. Mir spukte gerade Eberhard Vögele von der Redaktion ›Bunte Seite‹ im Kopf herum. Ich würde mich umtaufen lassen, wenn ich Vögele hieße, was der Mann bisher in seinem Leben schon alles hat ausstehen müssen, und immer gleich zu Anfang, wenn er sich vorstellt. Sicherlich ist es ein Witz – aber man erzählt sich: Auf einer Party bei Konsul Pouloupos, einem Griechen, kommt Eberhard herein, korrekt wie immer, küßt einer wirklich hübschen Dame die Hand und sagt: »Gestatten Sie – Vögele.« Es hat Mühe gekostet, die erregten Gäste aufzuklären, daß dieser Mann wirklich so hieß. – Also, Vögele hatte mich zu einem Bauern geschickt, dessen Kühe nachweislich bei Mozartmusik im Stall mehr Milch geben als bei Wagner, und darüber sollte ich schreiben. Ich komme also nach Hause, geladen bis zum Schlipsknoten, mit einem neuen Beweis in der Tasche, wie man mich als Reporter im Verlag einschätzt – da rappelt das Telefon.
    Ich ließ es ein paarmal läuten … man soll Überarbeitung immer mit sich herumtragen wie eine Aura … wenig Zeit, Gefragtsein, geistige Rarität, das sind Dinge, die man sehen will und die auch honoriert werden … dann hob ich ab und sagte kurz: »Hier Bergmann. Ich bin mitten in einer wichtigen Arbeit. Machen Sie bitte schnell.«
    Dann hatte ich es gar nicht mehr eilig. Eine fremdländische Stimme – ich meinte, einen italienischen Klang herauszuhören, aber sonst kam alles in fließendem Deutsch – sagte mit geradezu schmieriger Freundlichkeit:
    »Halten Sie sich aus allem heraus, Herr Bergmann.«
    »Wer sind Sie?« fragte ich sofort.
    »Der liebe Gott.«
    »Wie nett. Dann grüßen Sie mir meinen Vater, Hans Bergmann senior, recht herzlich und sagen Sie ihm, er soll sich bloß hinter Wolken verstecken, wenn ich jemals in den Himmel komme. Sonst noch etwas, lieber Gott?«
    »Ihre Schwester hat die Anzeige aufgegeben. Das brachte uns auf Ihre Spur. Sie sehen, wir wissen alles.«
    »Wenn man der liebe Gott ist – – –«
    »Wir haben sofort reagiert, so, wie wenn jemand anderer die Anzeige aufgegeben hätte.«
    »Zum Beispiel das Nationale Olympische Komitee.«
    »Ihre Aktion hat jedenfalls zur Beschleunigung beigetragen. Wir danken Ihnen dafür. Aber jetzt machen Sie die Augen zu.«
    »Von Dankeschön habe ich nichts. Mir wären 10.000 Dollar lieber.«
    »Vergessen Sie alles. Ihre Absicht, als Journalist sich hineinzuhängen, ist lebensgefährlich. Bedenken Sie das, Herr Bergmann.«
    Er liest das alles ab, dachte ich, als ich dem Anrufer weiter zuhörte. Es klingt genauso, als ob er einen Zettel vor sich liegen hätte und ihn herunterleiert, ohne voll den Sinn zu erfassen. Selbst meine Reaktionen muß man einkalkuliert haben … mal sehen, wie er sich benimmt, wenn ich sein Konzept störe.
    »Hören Sie«, sagte ich schnell, bevor der andere auflegte, »Präsident Nixon trägt neuerdings farbige Unterhosen.«
    »Wie bitte?«
    Er wird unsicher. Ich merke es an dem Flattern seiner Stimme.
    »Und denken Sie sich: Prinzessin Anne hat sich in einen Kohlentrimmer aus dem Hafen von Southampton verliebt!«
    Der Mann legte wortlos auf. Von diesem Augenblick an war

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