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Die Drohung

Die Drohung

Titel: Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Vereinigten Forschungsanstalten wurden jeden Freitag nach New York geflogen, arbeiteten von Freitag nacht bis Sonntag morgen durch und flogen am Sonntagabend wieder zurück. Zwei Monteure der Union Steel Corporation montierten und drehten ein halbes Jahr lang an diesen beiden Bomben. Mauri hat fast ein Jahr gebraucht, bis die Dinger fertig waren. Für Geld – sagte er – kann ich alles haben. Die ganze Angelegenheit hat Mauri rund 400.000 Dollar gekostet. Glaubst du es nun?«
    »So etwas kann man nicht glauben – das muß man sehen!« Dulcan verließ den Kellerraum. Als die Eisentür zuklappte, ein klirrender Krach in seinem Rücken, fuhr er herum und war versucht, sich hinzuwerfen. Die Nerven halten das nicht aus, dachte er. Wer hat auch solche Nerven, die verdauen können, daß ein einzelner Mann Herr über Hunderttausende von Menschen ist. Vor allem: Wer hätte Cortone das zugetraut? Es gibt auf der Welt eine Unzahl verrückter Ideen, die Welt ist mit Irren und Phantasten gespickt wie eine Mandeltorte, aber Cortone ist von allen Idioten der größte.
    »Dahinter steckt doch das Syndikat?« sagte Dulcan, als sie wieder vor der Fabrikruine im Wagen saßen. Sie rauchten eine Zigarette.
    »Ich glaube nicht, Ted.«
    »So etwas kann Maurizio nicht allein planen. Das ist das Gehirn des Syndikats.«
    »Er hat nie darüber gesprochen.«
    »Er wird sich hüten. Erstaunlich ist schon, daß du soviel von diesen Dingen weißt.« Dulcan zerdrückte die Zigarette in dem Aschenbecher am Armaturenbrett. »Daß es ein Fehler war, sieht Mauri jetzt ein. Er wird dich töten lassen. Wir fliegen morgen nach Miami.«
    Was Dulcan jetzt wußte, ließ ihm keine Ruhe mehr. Er telefonierte mit dem Syndikat, wie man die Cosa Nostra vornehm nannte, bekam den Immobilienmakler Enrico Dellaporza an den Apparat, einen ehrenwerten Geschäftsmann, von dem niemand wußte, daß er der Bezirksleiter von Manhattan war, und erkundigte sich vorsichtig und sehr gewunden, ob man ein großes Ding in Europa plane.
    »Nein. Wieso?« fragte Dellaporza knapp.
    »Ich habe Glocken läuten hören.«
    »Wer hat sie geläutet?«
    »Ein Landsmann aus Palermo. Er faselte etwas von Bombenanschlägen in Deutschland …«
    »Das ist nicht unsere Sache. Was kümmert uns Europa? Kennst du Haiti, Ted?«
    »Ich habe 14 Tage an der Küste von Port de Paix verbracht. Urlaub. Faulenzen. Nichts tun. Sehr erholsam. Warum?«
    »Hast du Tauchausrüstungen von der Navy?«
    »Ja.«
    »Komplett? Glatte hundert Stück?«
    »Ich kann sie besorgen, Enrico. Termin?«
    »In drei Wochen.«
    »Ich verspreche es.« Dulcan atmete ein paarmal tief durch. »Und mit Europa ist wirklich nichts?«
    »Dein dämliches Europa! Außer in den Kriegen war Europa nie ein interessantes Geschäft, nicht einmal Irland. Sie haben dort einen Ordnungsfimmel. Willst du ins europäische Geschäft einsteigen, Ted? Laß die Finger davon. Oder hast du's nötig?«
    »Auf gar keinen Fall. Ich lebe vorzüglich.«
    »Dann konzentriere dich darauf, Ted. Guten Tag.«
    »Guten Tag, Enrico.«
    Also nicht das Syndikat. Cortone allein, ganz allein.
    Der Mann war verrückt.

München-Harlaching
    Der dritte Brief ist gekommen. Gustav hat mich sofort angerufen, nachdem er in der Sitzung verlesen worden war. Der Innenminister soll bleich geworden sein, und sogar Beutels beschränkte sich darauf, optimistisch zu sein, ohne ins Detail zu gehen.
    Ein Motorboot auf dem Chiemsee. Ich wundere mich. Die Männer, die hinter dieser Teufelei stecken, müssen zu den Naiven gehören. Natürlich wird man das Motorboot losschicken, natürlich wird niemand in der Nähe sein … aber wer auch immer das Geld aus dem Kahn holt, weit wird er nicht kommen. Es fragt sich nur, ob das klug ist. Diese 100.000 Dollar sind ein Test … kommen sie nicht zu dem gedachten Empfänger, wird man die Bomben ohne weitere Formalitäten zünden.
    Das kann sich Deutschland nicht leisten. Ein Atomschlag bei der Eröffnung der Olympiade. Ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, wo ich nicht mehr schweigen darf?
    Was heißt das: Geheimstufe I?
    Es gibt nur noch zwei Möglichkeiten, eine Alternative: Entweder sie zahlen die 10 Millionen Dollar – oder die XX. Olympischen Spiele in München werden abgesagt. Das wäre ein Milliardenschaden, gegen den sich die 10 Millionen Dollar geradezu zwergenhaft ausnehmen.
    Das sollte man jetzt der Welt sagen.
    Ich werde mit meinem Chefredakteur sprechen.
    Übrigens habe ich gestern ein merkwürdiges Erlebnis gehabt. Helga kam zum

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