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Die Drohung

Die Drohung

Titel: Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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weiter als eine Potenz auf zwei Beinen.
    »Ich habe ein Problem, Maurizio«, sagte Dulcan in einem Ton, der durchaus nicht so klang, als ob der Sprecher mit Problemen belastet wäre.
    »Wer hat das nicht.«
    »München …«
    »München?«
    Cortone sprach das Wort gedehnt aus. Natürlich, wenn eine Frau wie Lucretia überläuft, nimmt sie alles mit, einfach alles, nicht nur ihren Körper. Man sollte der medizinischen Forschung ein paar Milliarden Dollar stiften, damit es ihr gelingt, hirnlose Frauen zu züchten. Was eine Ohrfeige alles anrichten konnte! Cortone war ehrlich genug, sich einzugestehen, daß er den größten und nie mehr reparablen Fehler seines Lebens gemacht hatte.
    »Du hast also von Lucretia alles erfahren?« fragte er mit erstaunlicher Gelassenheit.
    »Es ist also kein Hirngespinst? Maurizio, du hast Atombomben herstellen lassen?«
    »Ja.«
    »Ich habe den Keller besichtigt, wo ihr gebastelt habt.«
    »Das habe ich mir gedacht.«
    »Es geht um 10 Millionen Dollar. Mauri … fünf für mich.«
    »Kannst du mir einen Grund nennen, warum ich dir fünf Millionen Dollar in den Rachen werfen sollte?«
    »Weißt du, was Versicherungen für eine Zungenlähmung zahlen?«
    »Ich kriege das billiger.«
    »Durch Jack Platzer … Mach dich nicht lächerlich, Mauri. Ich sitze jetzt mitten drin im ewigen Leben, wenn mein Tod allein von dir abhängt. Morgen früh wird im Safe meiner Bank ein genauer Bericht über dich und deine olympischen Feuerspiele deponiert, und nach meinem Tod wird der vor versammelter Presse geöffnet. Fünf Millionen, zu den anderen Millionen gelegt, das fressen wir in unserem Alter nicht mehr auf. Ich dachte erst, das Syndikat steht dahinter. Ich habe angerufen.«
    »Du Vollidiot.« Cortone wurde munter. Wenn das Syndikat sich einschaltete, war alle Arbeit umsonst gewesen. Die Cosa Nostra war ein Moloch – sie fraß alles auf, was Gewinn brachte. Daß Cortone es damals gelungen war, sich abzusetzen, hatte er nur den wirren Verhältnissen in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg zu verdanken. In jenen Tagen war das Syndikat damit beschäftigt, die Früchte des Sieges einzusammeln, neue Märkte aufzureißen, den Betrieb umzuorganisieren, ganze Flotten von Frachtern – die Liberty-Schiffe – zu verschachern und aus klapprigen, rostigen, in den Nieten ächzenden Kähnen Gold zu machen. Europa hungerte, Europa brauchte Rohöl, Europa schrie nach Maschinen … noch nie waren über den Atlantik so zahlreiche und so fürchterliche Schiffe gedampft wie in den Jahren nach 1945.
    Da war ein Cortone uninteressant, der sich auf seinen Millionen ausruhen und eine Sportschule gründen wollte, da war selbst ein Cortone ohne Gewicht, der alte Waffen verschob. Jetzt aber hatte sich das Gesicht des Syndikats gewandelt. Die großen Familien regierten wieder, die Organisation war straffer denn je, der Geld- und Machthunger fast pathologisch. Ob im Bankwesen, im Showgeschäft oder in der Politik … überall gab es unsichtbare Drähte, an denen Unbekannte hinter dem Vorhang zogen. Selbst Präsidenten wurden ›gemacht‹ – und ohne daß es diese Präsidenten wußten. Politiker mit Sympathien für bestimmte Reformen waren den Herren Mafiosi von vornherein verdächtig. Griffen sie in die Interessen des Syndikats ein, und wurden sie dadurch unangenehm, gab es tausend Möglichkeiten, Wahl oder Wiederwahl zu manipulieren.
    Cortones olympischer Plan mußte ihn beim Syndikat automatisch zur › persona non grata‹ werden lassen. Was das bedeutete, bedurfte keiner Erläuterungen.
    »Du heilloser Idiot!« sagte Cortone noch einmal mit allem Nachdruck.
    »Es ist nicht ein einziges Wort über München gefallen, Mauri. Die ganze Angelegenheit ist jetzt eine Vertrauenssache zwischen dir und mir.«
    »4,5 Millionen«, sagte Cortone grob. »Wer sich beteiligt, muß auch an den Unkosten teilhaben. Ich hatte eine Million Auslagen. Wenn du meine Aufzeichnungen einsehen willst –«
    »Danke.« Dulcan lachte vergnügt. »Ich glaube dir. Wie kann ich dir aktiv helfen?«
    »Indem du alles vergißt. Mich tröstet nur eins, Ted …«
    »Laß hören.«
    »Lucretia ist bei dir. Sie kann auch zu anderen plaudern. Und dann kostet es dich ein paar Millionen …«
    Zufrieden legte Cortone auf. Man muß es verstehen, Gift auszulegen. Er war sich bewußt, daß Dulcan sein Geld mehr liebte als einen vergänglichen Frauenkörper. Ein Geldsack ist für uns schöner als jede Brust, dachte Cortone und sah Dulcan vor sich, wie er jetzt vor dem

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