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Die Drohung

Die Drohung

Titel: Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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    »Haben Sie die beiden Sprengsätze auch wirklich eingießen lassen? Ich habe mich umgehört … auch Ihre Vertrauensleute wissen von nichts.«
    »Hören Sie mal«, antwortete Cortone, »Ihre Frage ist zu blöd, um beantwortet zu werden. Ich habe bisher in die Sache fast eine Million Dollar gesteckt. Glauben Sie, ich stoße goldene Fäkalien aus? Für mich ist es ein Geschäft … was es für Sie ist, interessiert mich nicht. Ende.«
    Cortone ließ seinen herrlichen Stahlschirm zusammenklappen und fuhr die Antenne ein. Das Dach schloß sich schlurfend. New Yorks fahler Nachthimmel verschwand.
    »Wieder nichts!« meldete die Funküberwachung der Army und des CIA an die Zentralen. »Wir haben die Zahlenkolonnen, aber den Sender konnten wir nicht anpeilen. Zeit zu kurz. Den schwachen Antwortzeichen nach muß es sich um einen Funkverkehr mit Übersee handeln. Vermutung: Europa. Verdacht auf sowjetischen Agentensender liegt nahe.«
    Das wirkte alarmierend. Die Leitung des CIA, des amerikanischen Geheimdienstes, trat zu einer Sitzung zusammen. Ein ganzes Paket gezielter Abwehrmaßnahmen wurde beschlossen, die Vertrauensleute, die überall als normale Arbeiter oder Angestellte einem harmlosen Broterwerb nachgingen, erhielten Instruktionen.
    Ein russischer Sender in New York.
    Für diesen Witz hätte Cortone die beste Flasche Champagner geopfert.

Midland Beach
    Jack Platzer, der kleine, unscheinbare, mausgraue, frettchengesichtige Mensch mit der ausgebeulten linken Achselhöhle, war unterwegs, um Maurizios Schulfreund Ted Dulcan zu belehren, daß man auch unter guten Freunden nicht die Geliebten ohne vorherige Rücksprache austauscht.
    Er kannte die Gegend an der Küste von Richmond Island gut. Hier lagen die Villen in riesigen Parks direkt an der Lower Bay, mit eigenen Bootshäfen, Schwimminseln und dem verschwenderischen Luxus, der jeden nachdenklich macht, der am ersten des Monats sein Gehalt empfängt und zu rechnen beginnt, ob ein neues Oberhemd ohne Einschränkung des Essens möglich ist. Wer hier draußen wohnte – man konnte auch sagen: residierte –, lebte jenseits aller Probleme, mit denen sich die übrige Menschheit herumschlug. Nicht einmal die Finanzämter wußten genau, woher der Haufen Geld kam, der sich hier in weißen, säulengetragenen Palästen niederschlug … es war letztlich auch ohne Interesse, wenn die Steuern pünktlich gezahlt wurden. Da der Staat (auch der deutsche) selbst von den Huren Umsatz- und Einkommensteuer kassiert und damit der größte Zuhälter dieser Erde ist, war die Herkunft der Vermögen entlang der Küste von Richmond Island eine absolute Privatsache. So war es nicht verwunderlich, daß einige Nachbarn von Ted Dulcan den Besitzer der ›Latteria Italia‹ aus dunkleren Zeiten kannten und sie sich gegenseitig respektierten.
    Jack Platzer parkte seinen Wagen nicht vor Dulcans Haus, sondern in einer Seitenstraße. Der Fluchtweg war dadurch zwar weiter, aber Platzer vertraute auf seine wieselschnellen Beine und vor allem darauf, daß er, wenn er erst einmal ein Ziel vor sich hatte und schoß, auch so gut traf, daß niemand mehr in der Lage war, ihn zu verfolgen. Der einzige, den er als ebenbürtig ansah, war Bertie Housman, Dulcans ›Kanone‹. Harvey Long, der ›Generalbevollmächtigte‹ der Milchladen-Kette, der bei seinem Einzug in Amerika noch Areno Longarone hieß, war zu bequem geworden, nachdem ihm Dulcan sein Vertrauen geschenkt hatte. Wer erst einmal in einem 1.000-Dollar-Maßanzug steckt, wird lahm in den Händen, zumindest in der Hinsicht, die Platzer interessierte.
    Die Mauer um das Parkgrundstück war zwei Meter hoch und wirkte harmlos, freundlich, südländisch mit ihrem groben Kellenputz und dem schneeweißen Kalkbewurf. Aber das täuschte. Jenseits der Mauer, zum Garten hin, von der Straße aus unsichtbar, spannte sich ein sogenanntes Sprunggitter, ein Stahlnetz, an langen Eisenstangen aufgespannt, das Tag und Nacht elektrisch geladen war. Vögel, die sich hier ausruhen wollten, hatten gar nicht erst die Gelegenheit, dies zu bedauern. Sie fielen fast gebraten zur Erde. Außerdem hatte man in die Mauerkrone dünne Impulsdrähte eingelassen, die bei einer bestimmten Belastung, zum Beispiel beim festen Auflegen einer Hand, im Haus eine Alarmanlage auslösten.
    Platzer kannte das alles. Er ignorierte deshalb auch die Mauer, setzte sich gegenüber Dulcans Villa in einen Busch, der zum weniger gesicherten Vorgarten des Obstimporteurs Julian Atropoulos gehörte,

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